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Das Auge des Leoparden

Das Auge des Leoparden

Titel: Das Auge des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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höher.«
    »Aber es geht hier doch um Tausende von Tonnen?«
    »Die Beziehungen der Schmuggler reichen bis in einflußreiche Kreise hinein«, erwidert Mister Pihri.
    »Zum Zoll und zu Politikern?«
    Sie sitzen in seinem engen Lehmverschlag und unterhalten sich. Mister Pihri senkt plötzlich die Stimme. »Es ist möglicherweise ein wenig unangebracht, solche Behauptungen aufzustellen«, sagt er. »Unsere Behörden könnten darauf sehr empfindlich reagieren. Erst kürzlich hat ein weißer Farmer in der Nähe von Lusaka den Namen eines Politikers in einem unglücklichen Zusammenhang genannt. Man hat ihn daraufhin gezwungen, das Land binnen vierundzwanzig Stunden zu verlassen. Seine Farm ist von einer staatlichen Kooperative übernommen worden.«
    »Ich möchte nur meine Ruhe haben«, sagt Hans Olofson. »Ich denke an die Menschen, die hier arbeiten.«
    »Das sehen Sie vollkommen richtig«, sagt Mister Pihri. »Schwierigkeiten sollte man so lange wie möglich aus dem Weg gehen.«
    Immer öfter müssen nun Dokumente ausgestellt und beglaubigt werden, immer schwieriger scheint es für Mister Pihri zu sein, die selbstauferlegten Aufträge auszuführen. Hans Olofson bezahlt ihm immer mehr und fragt sich gelegentlich, ob das, was Mister Pihri ihm sagt, auch der Wahrheit entspricht. Aber wie soll ich das überprüfen, denkt er.
    Als Mister Pihri wieder einmal in Begleitung seines Sohnes auf der Farm auftaucht, macht er ein sehr ernstes Gesicht. »Es gibt vielleicht Schwierigkeiten«, sagt er.
    »Schwierigkeiten gibt es immer«, antwortet Hans Olofson.
    »Die Politiker fassen immer neue Beschlüsse«, fährt Mister Pihri fort. »Kluge Beschlüsse, notwendige Beschlüsse. Aber sie können leider auch zu Schwierigkeiten führen.«
    »Was ist diesmal passiert?«
    »Nichts, Mister Olofson. Nichts.«
    »Nichts?«
    »Noch nicht, Mister Olofson.«
    »Es wird etwas passieren?«
    »Das ist nicht gesagt, Mister Olofson.«
    »Nur vielleicht?«
    »So könnte man es ausdrücken, Mister Olofson.«
    »Und was?«
    »Die staatlichen Behörden sind leider etwas unzufrieden mit den Weißen, die in unserem Land leben, Mister Olofson. Die Behörden glauben, daß die Weißen illegal Geld außer Landes schaffen. Das gilt natürlich auch für unsere hier ansässigen indischen Freunde. Außerdem hat man den Eindruck gewonnen, daß die Steuern nicht gezahlt werden, wie es sich gehört. Die zuständigen Behörden planen deshalb eine unangekündigte Razzia.«
    »Wie bitte?«
    »Ein großes Polizeiaufgebot wird sämtlichen weißen Farmen in einer Nacht- und Nebelaktion gleichzeitig einen Besuch abstatten, Mister Olofson.«
    »Wissen die anderen Farmer davon?«
    »Natürlich, Mister Olofson. Ich bin hier, um auch Sie von der Razzia in Kenntnis zu setzen.«
    »Wann?«
    »Nächste Woche, am Donnerstagabend, Mister Olofson.«
    »Was soll ich tun?«
    »Nichts, Mister Olofson. Sorgen sie nur dafür, daß keine Unterlagen von ausländischen Banken auffindbar sind. Vor allem aber keine Devisen. Sonst könnte es große Schwierigkeiten geben, und ich könnte nichts dagegen tun.«
    »Was würde dann mit mir geschehen?«
    »Unsere Gefängnisse sind bedauerlicherweise immer noch in einem sehr schlechten Zustand, Mister Olofson.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar für diese Informationen, Mister Pihri.«
    »Es ist mir immer eine Freude, Ihnen behilflich sein zu können, Mister Olofson. Meine Frau beklagt sich übrigens in letzter Zeit des öfteren, daß ihre alte Nähmaschine große Probleme bereite.«
    »Das geht natürlich nicht«, sagt Hans Olofson. »Gibt es nicht gerade Nähmaschinen in Chingola?«
    »Das ist mir auch zu Ohren gekommen«, antwortet Mister Pihri.
    »Dann sollte Ihre Frau sich eine neue kaufen, ehe es keine mehr gibt«, sagt Hans Olofson.
    »Ganz meine Meinung«, antwortet Mister Pihri.
    Hans Olofson schiebt ein Bündel Geldscheine über den Tisch.
    »Ist das Motorrad gut?« fragt er den jungen Mister Pihri, der das Gespräch schweigend verfolgt hat.
    »Das Motorrad ist ganz hervorragend«, antwortet er. »Aber nächstes Jahr soll ein neues Modell auf den Markt kommen.«
    Sein Vater unterrichtet ihn gut, denkt Hans Olofson. Bald wird sein Sohn sich um meine Schwierigkeiten kümmern können. Aber ein Teil dessen, was ich ihm in Zukunft dafür zahle, wird immer an seinen Vater gehen. Sie pflegen ihre Einnahmequelle gut.
    Mister Pihris Informationen sind zutreffend. Am nächsten Donnerstag nähern sich zwei altersschwache Jeeps mit Polizisten kurz vor

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