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Das Auge des Leoparden

Das Auge des Leoparden

Titel: Das Auge des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wirklichkeit die Arbeit auf deiner Farm leitet. Es gibt so vieles, was du nicht weißt. Du bist fast zwanzig Jahre hier, aber was wirklich um dich herum vorgeht, bekommst du nicht mit. Du kannst nochmal zwanzig Jahre hier leben, ohne daß sich daran etwas ändert. Du glaubst, daß du Macht und Verantwortung verteilt hast, als du deine Vorarbeiter ernanntest. Aber du weißt nicht, daß du einen Zauberer auf deiner Farm hast, der in Wirklichkeit die Fäden in der Hand hält. Es ist ein unscheinbarer Mann, der den Einfluß, über den er verfügt, nie offen zeigen würde. Du siehst in ihm einen unter vielen Arbeitern, die schon lange auf deiner Farm arbeiten, jemanden, der dir noch nie Probleme bereitet hat. Aber die anderen Arbeiter fürchten ihn.«
    »Wer ist es?« fragt Hans Olofson.
    »Einer der Arbeiter, die Eier einsammeln«, antwortet Peter Motombwane. »Eisenhower Mudenda.«
    »Das kann ich nicht glauben«, sagt Hans Olofson. »Eisenhower Mudenda kam kurz nach Judith Fillingtons Abreise zu mir. Es ist, wie du sagst, er hat mir nie Probleme gemacht. Niemals hat er gefehlt, weil er betrunken war, sich niemals gegen Überstunden gesträubt. Wenn ich ihm begegne, verneigt er sich fast bis zur Erde. Gelegentlich fand ich seine Unterwürfigkeit sogar ein wenig irritierend.«
    »Woher ist er gekommen?« fragt Peter Motombwane.
    »Daran erinnere ich mich nicht«, antwortet Hans Olofson.
    »Im Grunde weißt du nichts über ihn«, sagt Peter Motombwane. »Aber was ich sage, ist wahr. An deiner Stelle würde ich ihn im Auge behalten und ihm vor allem zeigen, daß du trotz des Mordes an Ruth und Werner Masterton keine Angst hast. Aber er darf niemals erfahren, daß du sein Geheimnis kennst.«
    »Wir beide kennen uns nun schon so lange«, sagt Hans Olofson. »Aber erst jetzt erzählst du mir etwas, was du doch sicher schon seit vielen Jahren weißt.«
    »Erst jetzt ist es wichtig geworden«, antwortet Peter Motombwane. »Außerdem bin ich ein vorsichtiger Mann. Ich bin Afrikaner. Ich weiß, was passieren kann, wenn ich allzu unvorsichtig mit meinen Erkenntnissen umgehe und vergesse, daß ich Afrikaner bin.«
    »Wenn Eisenhower Mudenda davon erführe, was du mir sagst«, fragt Hans Olofson. »Was würde dann passieren?«
    »Ich würde wahrscheinlich sterben«, antwortet Peter Motombwane. »Ich würde vergiftet werden, ein Zauber würde mich treffen.«
    »Es gibt keine Zauberei«, widerspricht Hans Olofson.
    »Ich bin Afrikaner«, erwidert Peter Motombwane.
    Wieder unterbrechen sie ihr Gespräch, als Luka vorbeigeht.
    »Auch wenn man schweigt, spricht man mit Luka«, meint Peter Motombwane. »Er ist jetzt zweimal vorbeigegangen, und beide Male haben wir geschwiegen. Also weiß er, daß wir über etwas sprechen, was er nicht hören soll.«
    »Hast du Angst?« fragt Hans Olofson.
    »Im Moment ist es vernünftig, Angst zu haben«, antwortet Peter Motombwane.
    »Irgendwie geht es weiter«, sagt Hans Olofson. »Enge Freunde von mir sind abgeschlachtet worden. Beim nächstenmal zeigt ein Finger in der Dunkelheit unter Umständen auf mein Haus. Du bist Afrikaner, du bist radikal. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, daß du Menschen köpfst, bist du ein Teil der Opposition, die es trotz allem in diesem Land gibt. Was erhoffst du dir?«
    »Du irrst dich wieder«, sagt Peter Motombwane. »Erneut ziehst du eine falsche Schlußfolgerung, eine weiße Schlußfolgerung. In einer bestimmten Situation würde ich sehr wohl ein
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heben und auf den Kopf eines weißen Mannes herabsausen lassen.«
    »Auch auf meinen Kopf?«
    »Das ginge eventuell zu weit«, antwortet Peter Motombwane langsam. »Ich denke, ich würde einen guten Freund bitten, dir den Kopf abzuhacken, statt es selber zu tun.«
    »Das gibt es nur in Afrika«, sagt Hans Olofson. »Zwei Freunde trinken Tee und Kaffee zusammen und diskutieren die Möglichkeit, daß der eine den anderen unter bestimmten Umständen enthaupten könnte.«
    »Die Welt ist nun einmal so«, sagt Peter Motombwane. »Die Gegensätze sind heute größer als je zuvor. Die neuen Imperialisten sind die internationalen Waffenhändler, die von einem Krieg zum nächsten fliegen und ihre Waffen feilbieten. Der Grad der Kolonisation der armen Völker durch die großen Mächte ist heute nicht geringer als früher. Milliarden sogenannter Entwicklungshilfe fließen aus den reichen Ländern, aber für jedes Pfund, das kommt, fließen zwei Pfund zurück. Wir leben inmitten einer Katastrophe, einer Welt, die mit

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