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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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deine Zeigefingermentalität aufzwängen, immer die Frau Oberlehrerin spielend. Darin bist du stark. Was andere wünschen, kümmert dich nicht. Hauptsache, du hast deinen Kopf durchgestiert. Deshalb kommt Hilde auch nicht mit dir nach Strassburg. Denk mal darüber nach.»
    Martha begann zu schluchzen und setzte sich zu Monika aufs Sofa.
    «Sag ihm … sag ihm, dass er mit seiner Mama nicht so reden soll, Monika. Was habe ich in der Erziehung nur falsch gemacht?»
    Monika nahm sie in den Arm und tröstete sie.
    «Francesco hat es nicht so gemeint, Martha.»
    «Und ob ich …»
    «Kein Wort mehr, du missratener Sohn!», schluchzte Martha. «Monika … gib mir bitte das Telefon.»
    Weinerlich stellte sie eine Nummer ein.
    «Ja, ich bin es. Es tut mir leid … Bei Monika und meinem Sohn … Ich möchte nicht darüber sprechen, Hilde … Ja, ganz gemein … Das ist eine tolle Idee … Wie du willst … Dann komme ich jetzt zu dir … Ja, ich gebe sie dir … Monika, deine Mutter möchte mit dir sprechen.»
    Monika hörte artig zu. Während dieser Zeit holte Martha ihren Mantel und bestellte sich mit ihrem Handy ein Taxi.
    «Ja, Mama, ich werde es ihm sagen … Wie du meinst, Mama … Ich werde sie zum Taxi bringen … Ciao und gute Nacht, Mama.»
    Ferrari sank betroffen auf seinen Lieblingsfauteuil. Wieso bin am Ende immer ich der Esel? Nicht nur, dass sie mir den Abend versaut, sie schafft es auch jedes Mal, dass ich mich schuldig fühle. Vor dem Haus hupte jemand.
    «Das ist sicher mein Taxi. Begleitest du mich hinaus, Monika?»
    «Gerne, Martha.»
    «Ich fahre zu Hilde. Die versteht mich. Hier wird man ja nur angeschrien und beleidigt. Das ist der Dank, den man von seinen Kindern für all die Mühen und Entbehrungen, für die unzähligen Jahre bekommt, die man nur für sie gelebt hat. Ja, ja, Undank ist der Welten Lohn.»
    Ohne sich von ihrem Sohn zu verabschieden, verliess Martha Ferrari das Haus.
    Sekunden später kam Monika lachend zurück.
    «Was ist daran lustig?», knurrte Ferrari sichtlich verärgert.
    «Ich liebe dich, mein Schatz!», Monika küsste ihn zärtlich. «Du bist echt genial.»
    «Du meinst wohl, ein solch grosser Trottel wie ich läuft kein zweiter herum.»
    «Nein, im Ernst. Ich versuche seit zwei Stunden, zwischen unseren Müttern Frieden zu stiften, und dir ist es innerhalb von knapp einer Viertelstunde gelungen.»
    «Gemeinsame Feinde verbinden eben!», brummte der Kommissär.
    Monika schenkte ihm nach und setzte sich auf seinen Schoss.
    «Du bist einfach toll!»
    «Irgendwann … irgendwann reisst mir der Geduldsfaden … dann kann ich mich nicht mehr beherrschen … dann …»
    «Du hast ja eine ganz heisse Stirn.»
    «Ich habe Fieber … Wahrscheinlich ziemlich hohes.»
    «Schade. Nikki ist bei einer Freundin …»
    So schnell war noch nie jemand von den Toten auferstanden.

6. Kapitel
    Die Kanzlei von Arthur Schwegler lag Mitten in der Altstadt von Basel. Zielstrebig stieg Ferrari am Marktplatz aus dem Tram, bog rechts in die Hutgasse ein und keuchte den Spalenberg hinauf. Nadine folgte ihm schmunzelnd.
    «Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?»
    «Sie heisst Martha, wohnt in Oberwil und ist meine Mutter.»
    «Eine kultivierte, nette alte Dame.»
    «Eine raffinierte Intrigantin!»
    «So spricht man nicht über seine Mutter, Francesco.»
    «Sie bringt mich jedes Mal auf die Palme. Ich reiss mich zusammen, aber sie provoziert mich bis aufs Blut», japste der Kommissär.
    «Wie wärs mit ein wenig Sport?»
    «Ja, ja … ich weiss, ich bin fett, untrainiert und ein schlechter Sohn. Sonst noch was?»
    «Fett bist du nicht, aber einige Kilo zu viel schleppst du schon mit dir herum.»
    «Ich bin im Moment zu faul, um etwas gegen meinen Ranzen zu unternehmen. Ausserdem kriege ich die Fresssucht, wenn ich mich über meine Mutter und andere dauernd aufregen muss.»
    «War nur gut gemeint! Nichts, als gut gemeint! Wie stehts mit deiner Erkältung?»
    «Jetzt wo du es erwähnst, der Hals kratzt und fühl mal meine Stirn. Habe ich Fieber?»
    «Nein, hast du nicht. Es geht dir also besser. Sehr gut.»
    «Wahrschlich habe ich es überhauen. Hier müsste die Kanzlei von diesem Schwegler sein.» Ferrari stand vor einem schönen Altstadthaus am Nadelberg. «Na bitte, da ist es.»
    Der Notar, ein hagerer Mann Ende dreissig, erwartete sie bereits. Nach einigen Höflichkeitsfloskeln kam Schwegler auf den Punkt.
    «Ich vermute, dass Sie mich wegen Arian Nostramo befragen wollen.»
    «Sie haben es

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