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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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erraten, Herr Schwegler. Wir brauchen Ihre Unterstützung.»
    «Fragen Sie. Soweit ich kann, werde ich Ihnen Auskunft geben. Und keine Angst, ich verschanze mich nicht hinter irgendwelchen Datenschutzargumenten. Arian war ein Freund und ich will, dass dieser hinterhältige Mord aufgeklärt wird. Sie können also mit meiner vollen Unterstützung rechnen.»
    «Das hören wir gern. Können Sie uns sagen, wer sein Vermögen erbt?»
    «Ein junger Mensch wie Arian oder wie Sie, Frau Kupfer, denkt nicht darüber nach, wer erben wird. Ich bin vielleicht die berühmte Ausnahme, doch das hat mit meinem Job zu tun. Deformation professionnelle. Oder haben Sie ein Testament bei einem Notar hinterlegt?»
    «Nein. Dafür ist noch lange Zeit.»
    «Eine ganz logische Denkweise. Umso mehr war ich erstaunt, im ersten Augenblick sogar schockiert, als mich Arian vor rund zwei Monaten bat, ein Testament für ihn aufzusetzen. Ich fragte ihn, ob er krank sei, an irgendeiner unheilbaren Krankheit leide. Er lachte nur. ‹Nein, ich will nur nichts dem Zufall überlassen. Eine Laune von mir. Mehr nicht›, war seine Antwort.»
    «Dann existiert also ein Testament.»
    Arthur Schwegler schob einen Briefumschlag über den Tisch.
    «Das Vermögen von Arian fliesst zu hundert Prozent in die Stiftung. Ich habe heute früh mit den beiden anderen Stiftungsräten …»
    «Yvo Liechti und Andrea Grossen?»
    Schwegler nickte. Nadine las die wenigen Zeilen durch.
    «Kurz und bündig. Hatte er keine Verwandten oder eine Freundin?»
    «Von einer Freundin weiss ich nichts, aber er erzählte mir einmal von seinen Eltern. Eine ziemlich tragische Geschichte. Der Vater kam kurz nach der Geburt von Arian bei einem Autounfall ums Leben und seine Mutter starb früh an Krebs. Da war er sieben oder acht. Er ist ein Einzelkind und wuchs dann bei seinen Grosseltern auf, nur weiss ich nicht, ob mütterlicher- oder väterlicherseits. Die beiden sind allerdings vor einigen Jahren gestorben.»
    «Haben Sie einen Überblick über sein Vermögen?»
    «Bis ins Detail kenne ich seine Vermögensverhältnisse nicht. Da müssen Sie sich bei Andrea erkundigen. Hingegen weiss ich, dass ihm Sebastian Hauser seine Villa in Riehen und Aktien des Hauser-Konzerns in der Höhe von fünf Millionen Franken vermachte. Ob er die noch besitzt, weiss ich nicht. Aber ich werde mich als Testamentsvollstrecker in den nächsten Tagen darüber informieren.»
    «Woher wissen Sie die genaue Summe, die Arian Nostramo von Hauser geerbt hat?»
    «Sebastian Hauser war einer meiner besten Klienten, mit der Betonung auf war. Nach seinem Tod bin ich in eine vertrackte Situation geraten. Die Hauser-Töchter wollten gegen das Testament klagen. Ich warnte sie, dass das Risiko hoch und die Erfolgschancen gering seien, denn es gab eine Klausel im Testament. Hätten die Töchter den letzten Willen ihres Vaters vor Gericht angefochten, wäre das gesamte Vermögen in eine Stiftung geflossen. Zuerst befolgten sie meinen Rat, doch dann sind sie zu einem Anwalt gegangen, ich glaube sogar, dass dieser der Freund einer der beiden ist. Der hetzte sie gegen mich auf.»
    «Was ja ziemlich einfach war», fügte Nadine ein. «Sie vertraten Arian.»
    «So sah es zumindest aus. In Wirklichkeit, Frau Kupfer, habe ich beide Parteien optimal beraten.»
    «Sie dürfen uns sicher nicht sagen, um welche Beträge es nebst den fünf Millionen geht.»
    «Das darf ich nicht, Herr Kommissär. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es um mehrere Hundert Millionen ging. Sogar um noch mehr.»
    «Und trotzdem wollten die beiden Töchter von Sebastian Hauser vor Gericht?», staunte Nadine.
    «Erstaunlich, nicht? Die Gier der beiden Gören kennt keine Grenzen. Natürlich hat ihr Umfeld auch einiges dazu beigetragen, ihre Freunde müssen sie ganz schön angestachelt haben. Wir korrespondierten miteinander. Zuerst anständig, dann wurde der Ton immer härter. Arian wollte klein beigeben und schlug einen Kompromiss vor. Er würde nur die Villa behalten, nicht aber die Aktien. Doch damit waren sie nicht einverstanden. Daraufhin unternahm ich einen letzten Versuch. Ich schlug vor, von einem neutralen, auf Erbschaftsangelegenheiten spezialisierten Fachmann ein Gutachten erstellen zu lassen. Nach anfänglicher Ablehnung ist die ältere der beiden, Anja, darauf eingegangen. Sie fragte Professor Justus Böcklin an, die grösste und anerkannteste Kapazität auf dem Gebiet. Seine Analyse war für die beiden vernichtend. In der Folge erhielt ich von der

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