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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Ich möchte Sie bitten, meiner Schwester die Aufnahmen zu zeigen.«
    Aufnahmen? Fragend sah Rebecca sie an, doch Alyssa wich ihrem Blick aus. Stoltenbeck jedenfalls schien einen Moment zu zögern, bevor er nickte. »Selbstverständlich.« Er ging um seinen Tisch herum und griff nach einer Fernbedienung, die er auf den großen Monitor richtete. »Wir haben alles auf der Festplatte«, sagte er leise. »Natürlich ist sie mehrfach gesichert gegen unbefugten Zugriff.«
    Eine Desktopoberfläche erschien, mehrere Symbole für virtuelle Aktenordner: »RCN« , »PRT I-V« , »CFC-A« , »JFC« und - Rebecca kniff die Augen zusammen - »privat: coleoptera« . Stoltenbeck hatte sich auf seinem Bürostuhl niedergelassen, ließ den Zeiger einer Computermaus über den Bildschirm gleiten und klickte eines der Symbole an. Rebecca konnte so schnell nicht erkennen, welches es war, jedenfalls nicht der als privat gekennzeichnete Ordner.
    Stoltenbeck hob kurz den Blick, sah ihr in die Augen. »Ich brauche Ihnen kaum zu sagen, dass alles, was Sie hier zu sehen bekommen …«
    Sie nickte stumm. Wenn ich nicht den Mund halten
könnte, hätte ich mir den Job nicht ausgesucht, dachte sie und hoffte, dass das für Fabio genauso galt, der eine Miene aufgesetzt hatte, die er wohl für schwer durchschaubar hielt. Für Rebecca war unübersehbar, dass der Junge von der Situation überfordert war. Sie bereute inzwischen, dass sie keine Einwände gegen Alyssas Vorschlag erhoben hatte. Sie hätten Fabio niemals mitnehmen dürfen.
    Auf dem Bildschirm öffnete sich ein Fenster, das den größten Teil des Desktops einnahm: verwackelte Bilder im schmutzigen Rot und Ocker der Wüste. Die Kamera zuckte unruhig hin und her, hatte für Sekunden mehrere Paare marschierender Stiefel im Blick.
    »Die Aufnahmen stammen von unserem PRT«, murmelte Stoltenbeck. »Unserem Wiederaufbauteam hier in Masar. Sie sind im Juni gemacht worden.«
    Rebecca hob die Augenbrauen. Im Juni. Zwei Monate bevor man mehrere Tausend Kilometer entfernt, in einem anderen von der internationalen Gemeinschaft besetzten Land, auf Schrifttafeln aus dem alten Babylon gestoßen war. Zwei Monate bevor die Seuche Gottes die ersten Opfer gefordert hatte nach Tausenden von Jahren.
    Plötzlich veränderte sich etwas in der Aufnahme. Stoltenbeck hatte den Tonregler hochgedreht, doch bisher war nicht viel mehr zu hören gewesen als das Knirschen der marschierenden Stiefel im Sand der Wüste. Jetzt mit einem Mal Wortfetzen, Stimmen, zischend, gehetzt. Im nächsten Moment das Peitschen von Schüssen.
    Sekundenlang zeigte die Kamera nichts als groben, ockerbraunen Sand, dann wurde der Winkel erneut verändert, und die Linse blickte über den Rücken eines Soldaten, der sich flach zu Boden duckte, den Lauf seiner Waffe vorgereckt.
    Eine zerklüftete Felswand war zu sehen, rötlich braunes
Gestein, vielleicht fünfzig Meter entfernt. An mehreren Stellen flammten kurze Blitze auf, für Bruchteile von Sekunden: Mündungsfeuer.
    »Ein Hinterhalt«, murmelte Rebecca. »Wo ist das passiert?«
    »Südwestlich von hier«, murmelte Stoltenbeck. »Ein Stück in den Bergen. Die Männer waren auf einer gewöhnlichen Patrouille, und die Gegend galt als ruhig bis zu diesem Zeitpunkt. - Jetzt! Passen Sie auf!«
    Die Kamera beschrieb einen Schwenk über die gesamte Breite der Felswand. Rebecca erkannte jetzt, dass das Geschehen sich am Grund einer Schlucht zutrug, einem Pass vielleicht. Sie versuchte die Stellen zu zählen, an denen das Mündungsfeuer ihr gegnerische Schützen verriet.
    »Was sind das für …?«, begann sie, brach plötzlich ab. Die Kamera glitt weiter an der Felswand entlang. Schrunden, Klüfte, Spalten im Gestein, die huschenden Bewegungen der unfassbaren Angreifer, und dann, plötzlich, ein Abschnitt des Felsens, der vollkommen eben war, geglättet wie von Menschenhand. Nein, nicht eben. Es gab eine Struktur, aber sie war zu regelmäßig, um auf natürliche Weise entstanden zu sein.
    »Was ist das?«, flüsterte Rebecca. »Sind das Schriftzeichen?«
    Der Bildausschnitt war bereits weitergewandert. Vermutlich hatte der Soldat, der die Kamera führte, überhaupt nicht gemerkt, was er da gerade eingefangen hatte.
    Stoltenbecks Mauszeiger schloss das Fenster mit dem Video und wählte eine andere Datei aus demselben Ordner: ein Standbild, die bearbeitete Fläche des Felsens in mehrfacher Vergrößerung. Der untere Bereich war abgeschnitten durch den Helm des zu Boden geduckten Soldaten.
    »Wir haben

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