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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Widerstand stieß. Der plötzliche Ruck fuhr ihm bis in die Schulter.
    »Fertig?«
    »Ich denke …«
    »Festhalten!«, bellte der commandante .
    Der Restaurator klammerte sich an seinen Sitz. Es gab einen Gurt, ja. Amadeo war sich nicht sicher, ob er zur Originalausstattung gehörte, fürchtete aber, dass genau das der Fall war. Duarte schien verstärkten Wert auf Authentizität zu legen. Vermutlich war selbst der Verbandskasten noch ungeöffnet, seitdem er die Messerschmitt-Werke verlassen hatte. Amadeo betete, dass sie nicht in die Verlegenheit kommen würden, das prüfen zu müssen.
    Che senkte sich der Fahrbahn entgegen. Nein, er senkte sich nicht, er sackte einfach ab. Auf einmal schien keine Luft mehr unter ihnen zu sein, sondern - nichts.
    »Das ist viel zu schmal! Die Flügel! Sie können nicht …«
    Noch zwei, vielleicht drei Meter bis zum Boden. Unruhig neigte sich der Flieger nach links. Ruckartig startete der commandante noch einmal durch.
    »Malede …«
    Schon zeigte die Nase wieder Richtung Asphalt. Links und rechts die verkrüppelten Olivengewächse, dann - Amadeo atmete auf - offenes Land auf der Linken, offen bis auf …
    »Was sind das für verfluchte Steinhaufen?«, schimpfte der Mann in der Soutane.
    »Das sind …« Aus unerwarteter Richtung drosch eine Böe gegen den Flieger. »… keine Steinhaufen. Das sind Häuser,
trulli . Die einheimische Bauweise, ohne Mörtel errichtet.«
    »Festhalten!«
    Ein Schlag traf das Flugzeug. Amadeo fuhr er durch die Wirbelsäule bis in den Schädel. Ein durchdringendes Knacken. Sie berührten den Boden, doch Che prallte zurück, wurde in einem ungeschickten Winkel in die Luft geworfen, sackte sofort wieder nieder. Ein neuer Schlag. Der Restaurator ruckte nach vorn. Der Gurt … Röchelnd stieß Amadeo den Atem aus. Hoppelnd pflügte die Messerschmitt durch das brachliegende Gelände. Die Bauern werden sich bedanken, schoss es Amadeo durch den Kopf, zwischen Ohnmacht und Bewusstsein.
    Duarte knurrte etwas. Der Restaurator bekam es kaum noch mit. Ein Kegel aus aufgetürmtem hellem Stein raste ihnen entgegen. Jetzt …
    Ein heftiger Ruck. Amadeos Kiefer schlugen aufeinander. Er schmeckte Blut in seinem Mund.
    Dann Stille.
    »Das war ein wenig ruppig diesmal«, murmelte der commandante . Vernehmlich stieß er die Luft aus.
    Der Flieger stand.

Am Rande des Hindukusch, Afghanistan
    Feindesland.
    Widerstrebend hatten sich die beiden Schwestern bereit erklärt, in einen der Fuchs-Panzer zu klettern, das schwerste Gerät, über das die deutsche Bundeswehr in Afghanistan verfügte.
    Carved in the shoulder of the mount, dachte Rebecca. Genau das war der Ali-Baba-Pass: wie ein Keil in die steile
Bergkette getrieben, wie eine Bresche in einer natürlichen Befestigung: lacuna in muro .
    Nur undeutlich war zu erahnen, dass die Piste auf der anderen Seite noch weiterging, in unübersichtliches, von Felsen und tief eingekerbten Tälern beherrschtes Gelände hinein, wasserlos und abweisend.
    Der Konvoi würde von nun an noch langsamer vorankommen als bisher schon, doch gleichzeitig gewährten die drei schwer gerüsteten Radpanzer ein Höchstmaß an Sicherheit. Und welche Rolle spielt das Tempo überhaupt?, dachte Rebecca. Welche Rolle spielt es, solange wir nicht genau wissen, wo wir hinwollen?
    Präsenz zu zeigen im Gebiet der Aufständischen, das war der offizielle Auftrag des Konvois unter dem Kommando des Obersts. Die Stammeskrieger wenn möglich einzuschüchtern, sie zu bewegen, mit dem ISAF-Kontingent Kontakt aufzunehmen. Und die Gefangenen zurückzuholen.
    Doch bisher blieben Kontakte aus.
    Den Pass hatten sie hinter sich. Die nächste Landmarke sollte ein großes Gebäude sein, ein Gutshof, ein Palast, doch wenn Alyssa recht hatte, würde der Zug Stunden unterwegs sein, bis die nächste menschliche Ansiedlung in Sicht kam.
    Schweigend verfolgten die beiden Frauen das Geschehen im Innern des Fuchs-Panzers. Oberst Merthes, der den Konvoi aus dem gepanzerten Gefährt heraus befehligte, gab hin und wieder halblaute Anweisungen und hielt ständig Kontakt mit einem seiner Soldaten, den er mit einem Maschinengewehr an der hinteren Kampfluke des Fahrzeugs postiert hatte. Dieser Mann musste quasi das gesamte Umfeld im Auge behalten, während das Frontfenster, mit Panzerglas gesichert, lediglich den Blick nach vorn erlaubte. Die seitlichen Öffnungen waren kaum mehr als Sichtschlitze für Fahrer und Beifahrer und ebenfalls nur von begrenztem Nutzen.

    Rebecca war es bisher

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