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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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gelungen, das klaustrophobische Gefühl beiseitezudrängen. Dazu hatte sie zu viel erlebt und zu viel gesehen in Südamerika. Sie war nicht besonders empfänglich für diese Art von Ängsten … sie hatte ihre eigenen. Trotzdem konnte sie jeden Menschen verstehen, dem ausgesprochen unwohl wurde in diesem rollenden Monstrum aus Stahl, dessen Panzerung zwar einen gewissen , aber keineswegs einen vollkommenen Schutz darstellte - nicht einmal gegen gewöhnliche Handfeuerwaffen.
    »Da ist es wieder! Links von uns!«
    Der Oberst gab den beiden Frauen ein Zeichen. Zwischen Fahrer und Beifahrer hindurch wies er auf einen Punkt auf einer Anhöhe, knapp unterhalb der Linie, an der gewachsener Fels durch den kargen Boden brach.
    »270 Grad«, rief er dem Mann an der Heckluke zu. »Erkennen Sie was?«
    Der Soldat war mit einem Feldstecher ausgerüstet.
    Sekunden vergingen. Rebeccas Augen suchten das Gelände ab, konnten aber nichts entdecken. Da! Ein kurzes Aufblitzen! Wieder!
    »Ich würde ja sagen, sie folgen uns«, murmelte Merthes. »Aber wie es aussieht, sind sie uns voraus.«
    »Zwei Personen!«, kam es durch die Luke. »Nicht zu erkennen, ob es Kombattanten sind.«
    Rebecca tauschte einen kurzen Blick mit Alyssa. Sie wusste, dass das fast schmerzhafte Zucken ihrer Mundwinkel sie in diesem Moment um Jahre älter machte. Die paramilitärischen Verbände in Südamerika hatten niemals gefragt, ob sie Kombattanten, kämpfende Einheiten, vor sich hatten, wenn sie ins Gebiet der Rebellen vorgedrungen waren. Oder sie hatten zuerst geschossen und dann gefragt. Und Alyssa wusste sehr gut, wer diese Verbände finanziert und ihnen mit Militärbeobachtern zur Seite gestanden hatte. Dieselben
Leute, denen sie sich verkauft hatte, um sich beruflich zu verändern.
    Unwillig schüttelte Rebecca den Kopf. Keine Zeit für gestern!
    Merthes hatte nach seinem Funkgerät gegriffen: »Kommandeur an Verband: an der Gabelung nach links! - Bestätigen Sie!«
    Während die Rückmeldungen von den einzelnen Fahrzeugen einliefen, versuchte Rebecca zu erkennen, wie es vor ihnen weiterging. Die Piste, die vom Ali-Baba-Pass abwärtsführte, schien sich in mehrere unterschiedliche Routen aufzuteilen, die in Seitentäler des Gebirges hineinführten.
    »Wir bewegen uns genau in die Richtung, die sie sich wünschen«, brummte Merthes. »Das gefällt mir nicht.«
    Warum tun Sie’s dann?, dachte Rebecca. Doch was blieb dem Oberst anderes übrig, wenn er mit den Aufständischen in Kontakt treten wollte? Zwei der kleineren Spähwagen im Konvoi hatten nur die eine Aufgabe, ständig auf den unterschiedlichsten Frequenzen Gesprächsangebote an die Rebellen zu übermitteln. Ganz nebenbei hatte Rebecca erfahren, dass ein weiteres Fahrzeug speziell zur Käferbeobachtung abgestellt war - aber das war eine andere Sache.
    Immerhin, dachte sie. Bisher hat man noch nicht auf uns geschossen.
    »Wie weit ist es von hier bis zu der Stelle, die Sie uns …?«, wandte sie sich an den Oberst, ließ den Satz aber im Ungefähren stehen. Es war unnötig, den Hinterhalt zu erwähnen, die Schriftzeichen an der Felswand. Merthes und sein Vorgesetzter hatten ihnen schließlich nur eine einzige Aufnahme von einem einzigen Überfall gezeigt.
    »Die Richtung stimmt«, murmelte der Oberst, wobei er sich über die Glatze fuhr, als müsste er eine kaum zu bändigende Haarpracht zurückstreichen. »Aber von hier aus
kommen wir da nicht hin - nicht mit diesem Gerät. Und deshalb sind wir nicht hier.« Scharf sah er sie an, bezog jetzt auch Alyssa ein. »Diese Leute haben sechs unserer Männer - und Ihren kleinen Freund.«
    Die Art und Weise, wie er den kleinen Freund betonte, war hart an der Grenze zur Unhöflichkeit. Für Soldatenverhältnisse. Wenn man die Maßstäbe der zivilisierten - und in diesem Fall der zivilistischen - Welt anlegte, war sie weit jenseits davon. Rebecca sah, wie ihre Schwester sich anspannte, dann aber knapp und wortlos nickte.
    Nein, auch Merthes passte es nicht, dass sie auf dieser Expedition dabei waren, und wenn es ihm in den Sinn kam, ließ er sie das auch spüren.
    Warum zum Teufel tun wir uns das an?, dachte Rebecca.
    Sie fing Alyssas Blick ein. Ihre Schwester musste denselben Gedanken gehabt haben: Weil wir keine andere Chance haben, schienen ihre Augen zu sagen.
    Rebecca biss die Zähne zusammen. Alyssa konnte es schließlich fast egal sein. Ihr ging es mindestens genauso um ihren Fabio wie um das Heilmittel. Doch war nicht ohnehin alles eins: die Hinweise

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