Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
Seele!« Ihm war schwindlig. »Was hast du? Kannst du es lesen?«
    Görlitz biss sich auf die Lippen, nickte dann vorsichtig, holte Luft.
    »Ein Epsilon «, begann er. »Dann ein Sigma , ein Omikron , Pi , Tau , Rho , noch ein Omikron und am Ende … Der Bogen ist wirklich ganz flach, aber es kommt noch ein Ypsilon hinterher! e-s-o-p-t-r-o-y! - Der Spiegel!«
    Amadeo grinste, und Görlitz, so gut er dazu noch fähig war mit seinem Gesicht, grinste zurück, bis ihnen - offenbar beiden im selben Moment - aufging, wen sie da jeweils angrinsten.

    »Ja.« Der Mann mit den vernarbten Zügen nickte und richtete sich auf. »Griechische Worte.«
    Amadeo klopfte sich den Staub von den Knien. »Griechische Worte«, bestätigte er. »Und sie müssen irgendwas zu bedeuten haben, wenn die Figuren so deutlich darauf hinweisen. Seele und Spiegel. Spiegel und …« Er brach ab.
    »Seele«, flüsterte Görlitz.
    Wie von selbst wandten sich ihre Gesichter, blickten zurück zu den steinernen Gestalten mit ihren verdrehten Köpfen, die ihnen aus seltsam leeren Augen entgegenstarrten.
    »Die Augen«, hauchte Amadeo.
    »Der Spiegel der Seele«, murmelte Görlitz.
    Amadeos Hände hoben sich, tasteten über das Gesicht der gemeißelten Männerfigur. Sein ehemaliger Kollege, auf der anderen Seite des Portals, tat dasselbe bei der reliefierten Frauengestalt.
    »Ich glaube, man kann sie eindrücken«, sagte der Restaurator mit rauer Stimme. »Auf drei?« Fragend sah er den anderen an, der wortlos nickte. »Eins«, flüsterte Amadeo. »Zwei. Drei.«
    Ein kaum spürbarer Widerstand. Ein metallisches Klicken irgendwo im Innern des Gebäudes.
    Ohne jeden Laut glitt die Wand aus matt poliertem Stein beiseite und gab den Weg frei in den Turm der Babylonier.

Das Haus der Spinne
    Rebeccas Augen waren geschlossen. Gedämpfte Unterhaltungen ein Stück entfernt, ein zähflüssiger Wortbrei. Die Zutaten konnte sie nicht identifizieren.
    Ein Kribbeln überall an ihrem Körper, nicht mal unangenehm.

    Sie kannte das Gefühl.
    Südamerika, dachte sie. Ich bin in Südamerika. Mühsam kramte sie die Erinnerungen zusammen, versuchte Wirklichkeit und Traum zu sortieren. Der Sturm auf die Drogenplantage. Das Betäubungsmittel der Indios.
    Nie wieder, dachte sie. Nie wieder.
    Sie hatte einen derart perversen Albtraum gekriegt von dem Zeug … Amadeo war drin vorgekommen, der Professor und … Alyssa , dachte sie. Ihr herzallerliebstes Schwesterlein!
    Widerlich. Fünf Cent für ihr Unterbewusstsein.
    Rebecca atmete tief durch. Schmerzen hatte sie nicht. Von der Schusswunde in ihrem Oberschenkel war nichts zu spüren. Sogar die war in ihrem Traum mit dabei gewesen. Zehn Sekunden gab sie sich noch, dann würde sie die Lider öffnen.
    »Du bist wach?«, erkundigte sich Duarte.
    Rebecca nickte mit geschlossenen Augen. »Nie wieder dieses Kraut«, murmelte sie. »Ich hab wirklich …«
    »Du hast wirklich ein Schweineglück gehabt, meinst du«, sagte eine Stimme.
    Rebecca riss die Augen auf.
    Alyssa.
    Kein Traum. Wirklichkeit. Aber …
    Ihre Pupillen huschten nach rechts. » Commandante! «
    Der dunkelhäutige Mann bleckte die Zähne. »Deine kognitiven Fähigkeiten scheinen jedenfalls nicht gelitten zu haben.« Doch er wurde sofort wieder ernst. »Du bist in Ordnung?«
    Rebecca nickte fahrig, versuchte sich aufzurichten. Es war dunkel, aber nicht völlig finster. Feiner Staub lag in der Luft, der nach Asche schmeckte. Trümmer, gezackte Umrisse, hoch über ihnen ein undeutlicher Schimmer wie ein
Wetterleuchten. Die blitzartigen Lichter über dem Haus der Spinne - dem, was vom Haus der Spinne übrig war.
    Die ISAF-Soldaten, ein halbes Dutzend von ihnen. Oberst Merthes, der aussah wie sein eigener Leichnam, der semmelblonde Junge, dessen Sommersprossen nicht mehr zu erkennen waren unter einer dicken Schicht Asche.
    Und die Aufständischen.
    Sie trugen die langen Gewänder der Wüstenbewohner, Tücher, die ihre Köpfe verhüllten und nur die Gesichter freiließen. An die Säbel in ihren Gürteln erinnerte sich Rebecca nur zu gut vom Abend des Angriffs auf Camp Marmal.
    Und auch an den Mann, der auf einer Art Faltstuhl in ihrer Mitte saß. Seine Kleidung war schneeweiß, und Rebecca hatte keinen Zweifel, dass dies der älteste Mensch war, der auf Erden lebte. Unsterblich? Wer weiß , dachte sie. Am Stuhl des Pharao hatte er das Feuer der Scharfschützen überlebt.
    Der Dorfälteste, der Anführer der Parlamentäre, die auf dem Weg zu ihnen gewesen waren, als Verholen das

Weitere Kostenlose Bücher