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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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diesem Mann aus.
    »Es gibt kein nächstes Rätsel für Sie«, übersetzte der Jüngere. »Sie haben die Rätsel überwunden. Das nächste Rätsel ist der Turm selbst.«
    »Der …« Rebecca blinzelte. »Der Turm?«
    »Ihre Gefährten haben ihn bereits betreten. Selbst uns war das nicht gestattet in den Jahren, die gekommen und gegangen sind, ihnen aber haben sich seine Pforten geöffnet. Die äußersten dieser Pforten, hinter denen sich weitere Sicherungen verbergen und Geheimnisse ohne Zahl. Doch wenn Ihre Gefährten diejenigen sind, auf die wir gewartet haben, werden die Türen sich ihnen öffnen. - Aber sie sind in Gefahr.«
    »Sobald er hat, was er will, macht Verholen sie kalt«, sagte Rebecca. »Wir müssen sofort …«
    Wieder hob der Alte die Hand.
    »Der Mann mit dem Flachshaar hat einige seiner Krieger zurückgelassen«, gab der junge Aufständische wieder. »Sie blockieren die Brücke. Zu dieser Stunde können Sie nicht in den Turm gelangen. Doch es ist die Stunde, sich bereit zu halten.«
    Der Alte richtete sich mühsam auf, griff nach dem Arm des Übersetzers, nickte Rebecca und ihren Begleitern zu, machte eine einladende Handbewegung.
    Rebecca tauschte einen Blick mit dem Oberst. Die ISAF-Männer
waren bereit. Mit langsamen Schritten ging der Alte voran, auf seinen Stab gestützt, fand zielsicher seinen Weg zwischen den Ruinen. Mit der Asche und der Dunkelheit schien er kein Problem zu haben.
    In langgestrecktem Zug folgte ihm die zusammengewürftelte Gruppe. Rebecca hatte keinerlei Schwierigkeiten mit dem Laufen. Es ging ihr beinahe besser als vor der Explosion. Doch unruhig lag ihr Blick auf dem Rücken des Alten. Zu dieser Stunde können Sie nicht in den Turm gelangen, hatte er gesagt. Hieß das: später ja? Woher wollte er das wissen? Und selbst wenn er das aus irgendeinem Grunde wusste: Welche Garantie gab es, dass Amadeo dann noch am Leben war?
    »Sobald wir an diesem Turm sind, müssen wir da rein«, murmelte sie. »Wenn Verholen auf die Idee kommt, Amadeo gleich an Ort und Stelle …«
    Der Alte war stehengeblieben. Er hob seinen Stab, als wollte er seinen Begleitern eine Anweisung geben. Rebecca kniff die Augen zusammen. Nein, das war unmöglich! Vor ihren Augen schien sich der Dunst rings um die Gruppe zu verdichten, noch undurchdringlicher zu werden. Als gehorchte er einem geisterhaften Kommando.
    Doch sie kam nicht zum Nachdenken. Geräusche, von links her, zwischen den Trümmern. Schemenhafte Gestalten. Die Aufständischen waren bereits mit den Ruinen verschmolzen. Rebecca, Alyssa, Duarte, die ISAF-Männer duckten sich. Gerade noch rechtzeitig.
    Schwere Schritte, monoton. Jemand gab mit gedämpfter Stimme Befehle. Eine große Gruppe von Männern - im Marschtritt. Sie würden ihr Versteck wenige Meter entfernt passieren. Und an der Spitze …
    »Himmelhölleherrgott« , wisperte Merthes.

Der Turm von Babel
    »Florale Motive«, flüsterte Amadeo. Er strich über den Rahmen eines Portals, das sich vor wenigen Sekunden wie aus dem Nichts vor ihnen geöffnet hatte. »Der Stil des art déco. Europa oder die Vereinigten Staaten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber das Drumherum …«
    »Islamisch«, murmelte Görlitz. »Vielleicht sogar indisch mit diesen Ornamenten - und ein halbes Jahrtausend älter. Und trotzdem: Wieder passt es irgendwie zusammen. Eins zum andern.«
    Alles in Amadeo wehrte sich dagegen, doch er musste zugeben, dass er Görlitz unterschätzt hatte. Wissenschaftlich zumindest. Ein Charakterschwein bleibst du trotzdem, dachte er. Wenn auch eine Sorte Charakterschwein, mit der sich nicht übel im Team arbeiten ließ.
    Einzig ihnen beiden war es zu verdanken, dass sie so weit gekommen waren. Verholen und seine Schergen blieben immer ein paar Schritte hinter ihnen.
    Amadeo Fanelli und Steffen Görlitz.
    Wer von ihnen war nun der größte Geist auf Erden? Wie sollten sie das herausfinden, wenn sich sämtliche Rätsel, sämtliche Herausforderungen im Turm der Babylonier nur zu zweit lösen ließen?
    Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete der Restaurator die komplizierte Konstruktion, der sie gerade auf die Schliche gekommen waren: ein Mobile aus frei beweglichen Spiegeln, deren Reflexionen auf einen einzigen Punkt konzentriert werden mussten. Wie sollte man das allein anstellen? Ein Mensch hatte nur zwei Hände - maximal.
    Einige Etagen tiefer waren sie auf eine hauchdünne Wand aus lichtdurchlässigem Material gestoßen, auf der sich Symbole
der altsumerischen Keilschrift

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