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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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immer noch ein Wolf. Ich hatte gehofft, er hätte sich wieder eingekriegt.“ Das klang enttäuscht.
    Den letzten Satz verstand ich nicht ganz, wohl aber den Hintergedanken.
    Und er bedeutete eigentlich alles für mich:
    Keelin, mein Keelin, der Wolf … er konnte sich tatsächlich verwandeln! Ich hatte es mir nicht eingebildet: Keelin konnte ein Mensch werden.
    Mein Herz raste, während meine Gedanken wirbelten. Wenn er tatsächlich ein Mensch war, dann müsste er sich nur für immer verwandeln und ich wäre nicht mehr allein!
    Ich könnte mich sogar unterhalten!
    Er würde antworten!
    Meine Fragen beantworten!
    Ich musste mich erst mal setzen.
    Tristan beobachtete mich besorgt, hielt sich aber zurück. Offenbar sah er, dass ich grad mit mir selbst beschäftigt war. Als er erkannte, dass ich ihn wieder fokussieren konnte, wiederholte er noch einmal:
    „Er ist immer noch ein Wolf. Aber so, wie du gerade reagiert hast, scheint dich der Gedanke, dass er normalerweise ein Mensch ist, einfach umgehauen zu haben.“
    Ich starrte ihn an und versuchte, vernünftige Wörter aus meinem rotierenden Hirn zu fischen. Doch ich nickte einfach nur.
    „Er hat sich also niemals verwandelt?“
    Ich schüttelte den Kopf. Da beäugte mich Tristan, als sei ich nicht ganz richtig im Hirn. „Er hat sich verwandelt. Zwei Mal. Im Schlaf. Aber nur ganz kurz. Ist auch ein bisschen was her“, sagte ich.
    Doch die knappe Erklärung schien Tristan zu erleichtern.
    Dann standen wir unschlüssig nebeneinander.
    „Und was jetzt?“, fragte ich. Eigentlich hätte ich jetzt gehen sollen, Keelin suchen. Aber Tristan hielt mich zurück, ohne dass er mich anfasste.
    „Du kommst mit mir“, erwiderte er auch prompt. Er zögerte einen winzigen Moment, aber ich merkte es trotzdem. „Du bist verletzt. An der Schulter, dem Rücken. Lass mich das anschauen.“
    Ich starrte ihn an, plötzlich beunruhigt. „Woher weißt du das?“
    „Keelin hat es mir gesagt.“
    „Hat er nicht“, sagte ich jetzt hitziger. „Er hat nur geknurrt.“
    „Er hat viele Arten, sich mitzuteilen.“
    „Ach?“
    Tristan seufzte. „Magie, Aeri. Es ist eine unangenehme und etwas ungenaue Art zu kommunizieren. Man fühlt, was der andere fühlt, nur ganz kurz. Und Keelin wollte ganz offensichtlich, dass ich dir helfe. Also? Lässt du dir helfen?“
    Ich nickte.
    Tristan hob mich auf sein Wari, als sei ich eine federleichte Stoffpuppe. Ich quiekte, was mir hinterher sehr peinlich war. Ich hatte noch nie auf einem Wari gesessen und, ehrlich gesagt, ich hatte Angst. Die Viecher waren deutlich höher, als es vom Boden aus zu vermuten war.
    Also hockte ich steif und breitbeinig auf dem langbeinigen Ungetüm. Waris wurden meist mit einer einfachen Decke geritten, an deren Enden Schlaufen genäht waren, um die Füße dort abzustützen. Dieses Wari hatte aber keine Decke – und so fühlte ich sein Fell unter meinen Beinen.
    Es war deutlich weicher, als ich gedacht hätte. Ich hatte immer angenommen, Waris hätten das Fell eines Hirschs, struppig, rau und kurz. Es war aber eher mit dem eines Schafes vergleichbar, nur ohne Locken.
    Tristan schwang sich hinter mir auf den Rücken des Waris und griff um mich herum. Ich machte mich noch steifer, denn ich spürte seine Wärme an meinem Rücken, seine Nähe, seinen Atem.
    Noch nie, nie, nie, niemals war ich so nah an einem … ja, was war Tristan denn eigentlich? Ich spürte, dass er kein Mensch war. Menschenähnlich, ja. Aber er hatte da diese spezielle Aura, die nur Magiewesen haben, diesen unsichtbaren Schimmer, freundlich, hell.
    Er legte dem Wari eine Hand links, die andere Hand rechts auf den Hals und gab ihm ein Zeichen, das mir entging. Das Tier lief los, den Pfad entlang.
    Das riesige Geweih wippte vor meiner Nase auf uns ab, die Muskeln pulsierten unter meinem Hintern. Ein schönes Gefühl.
    Dann stockte mir der Atem, denn direkt vor mir - wartete der zweite Reiter. Den hatte ich ganz vergessen.
    Wenn ich ihm als erstes begegnet wäre, ich hätte mich nicht gezeigt. Er war von der Ausstrahlung her das genaue Gegenteil von Tristan: düster, dunkel, unheimlich.
    Er hatte rabenschwarzes, kurzgeschnittenes Haar und eckige, eher unfreundlich wirkende Gesichtszüge. Von seinen Augenwinkeln aus zogen sich drei schwarze Linien über seine Schläfe bis zum Haaransatz. Ob es Tattoos waren, konnte ich nicht erkennen.
    Außerdem war er ganz in graue und braune Gewänder gehüllt, viel Leder, kaum Stoff. Und an seiner Seite baumelte ein

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