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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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ich ihn verarschen, verstand dann aber wohl, dass ich es ernst meinte. Er lachte und rief: „Hey, Brahn! Hier steht jemand auf deine Schnitzkünste!“
    „Immerhin einer, der es zu schätzen weiß.“
    Tristan zuckte mit den Achseln und deutete wieder auf den Löffel. „Iss. Danach reden wir.“
    Also aß ich. Schweigend. Es gab ja auch genug zu beobachten. Die Männer versorgten ihre Waris, kämmten ihr struppiges Fell, fütterten sie mit Möhren und reinigten ihre Hufe. Dabei warfen sie mir immer wieder neugierige Blicke zu.
    Brahn versorgte unseres, danach durfte die kleine Herde frei auf der Wiese herumstreunen.
    „Übernachtet ihr hier ganz offen auf dem Feld?“, erkundigte ich mich zwischen zwei Bissen.
    „Warum nicht? Es wird heute Nacht keinen Regen geben und niemand würde eine Horde Shadun-Krieger angreifen.“
    „Shadun?“
    Tristan musterte mich von der Seite her, während er mit einem Stock in der Erde herumstochert. „Iss. Dann reden wir.“
    Ein klarer Befehl. Aber ich war immer mein eigener Herr gewesen – und so ließ ich stur die Schüssel sinken. Ich starrte ihn an.
    Er starrte mich an.
    Wir stellten beide gleichzeitig eine Frage.
    Er sagte: „Was machst du so allein hier im Wald?“
    Ich fragte: „Was ist eine Feyann?“
    Mit dem nächsten Satz war ich dann aber schneller: „Magst du nicht auch ein bisschen was essen? Ich komm mir sonst blöd vor. Außerdem habe ich schon lange nicht mehr mit jemandem zu Abend gegessen.“       
    Ich glaube, mit dem letzten Satz hatte ich ihn. Er stand abrupt auf, holte sich ebenfalls eine Schale und pfiff seine Leute heran. Sie ließen alles stehen und liegen und kamen ans Feuer.
    „Abendessen“, sagte Tristan nur. Es schien für die Männer völlig normal zu sein, dass Tristan sie herumkommandierte, ohne eine Erklärung abzugeben. Interessant.
    Jeder schnappte sich eine Schüssel, löffelte sich etwas von der Suppe hinein und setzte sich ans Feuer. Sie ließen allerdings ein, zwei Meter Abstand zwischen mir. Erst wollte ich deswegen ein bisschen eingeschnappt sein, aber dann setzte sich Brahn links neben mich.
    Anscheinend gab es hier eine Sitzordnung, die ich noch nicht kannte.
    Die Männer aßen schweigend, was ein bisschen unangenehm war. Bei so viel Publikum wollte ich auch nicht weiter erzählen. Stattdessen sagte ich in die Runde: „Leckere Suppe. Was ist da drin?“
    „Huhn“, sagte einer von gegenüber. Das Feuer lag zwischen uns und ich konnte ihn nicht sehen.
    „`n paar Möhren“, antwortete ein anderer.
    „Und Zwiebeln.“
    Danach herrschte wieder Stille.
    Ich sah, wie Tristan neben mir lächelte, als hätte ich einen Witz verpasst.
    „Habt ihr noch eine Möhre? Ungekocht?“
    „Klar.“
    Jemand von rechts kramte in einem Sack, dann wanderte die Möhre von einer Hand zur nächsten. Ich nahm sie und steckte sie mir in meinen Ausschnitt. Es knurspelte. Die Männer hörten sofort auf zu essen und starrten mich an.
    „Mädchen, was hast du da unter deinem Hemd?“, erkundigte sich jemand.
    „Meeha“, erklärte ich unbestimmt. „Sie mag Möhren schrecklich gern. Aber mir sind die Möhren leider ausgegangen – schwerer Winter und so. Seitdem hungert die Ärmste.“
    Ich legte die Schüssel vorsichtig auf den Boden, den Löffel daneben und griff in meinen Ausschnitt. Meeha ließ sich bereitwillig hervorheben, natürlich mit der Möhre im Anschlag.
    Die Männer sprangen alle gleichzeitig auf die Füße, als hätte ich ihnen plötzlich in den Hintern gepiekt.
    Meeha knurspelte ungerührt weiter.
    Ich war verwirrt, weil alle so aufgeregt waren, blieb aber sitzen. Ich wäre, um ehrlich zu sein, gar nicht auf die Füße gekommen. Mein Körper fühlte sich an wie mindestens dreiundachtzig.
    Nur Tristan war ebenfalls sitzen geblieben und beäugte das winzige Tierchen in meinen Handflächen.
    „Eine Azrey“, stellte er dann interessiert fest. Er hatte einen ehrfürchtigen Ton angeschlagen, der mich ein bisschen beunruhigte.
    „Keine Ahnung, was sie ist. Sie sieht in der Regel aus wie ein Fledermaus-Eichhörnchen-Meerschweinchenmix, etwa so wie jetzt. Kann sich aber auch ändern. Schätze, sie fällt unter die Kategorie Wechseltierchen oder so.“
    Tristan nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Das war der Moment, in dem Meeha von ihrer Möhre aufsah und in die Runde blinzelte. Ihre Ohren wurden riesig, während sie interessiert lauschte.
    Die Männer wurden allesamt mucksmäuschenstill. Es war, als hätte jeder die Luft

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