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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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gewaltiges Breitschwert.
    Immerhin: Er hatte strahlend blaue Augen und einen erstaunlich sanften Blick für seine ansonsten so unheimliche Aufmachung.
    Der Reiter nickte mir nur ganz kurz zu, als das Wari mich an ihm vorbeitrug. Er roch nach Leder und Stahl.
    „Das ist Brahn“, erklärte Tristan. „Er sieht etwas unheimlich aus, ist aber neben Keelin der aufgeschlossenste der Shadun-Krieger. Er tut nichts.“
    Shadun. Da war das Wort.
    Keelin war also kein normaler Wolf und auch kein Veddawolf. Er war ein Shadun-Krieger. Klang irgendwie unheimlich. Mir lief ein Schauer über den Rücken.
    Ich wusste nicht, was ein Shadun überhaupt war.
    Ich verrenkte mir den Hals, um zu Brahn zurückschauen zu können. Immerhin war er ja ein Shadun und könnte mir helfen, mir Keelin als Mann vorzustellen: richtig vorzustellen. Nicht nur als kurzes Aufblitzen einer menschlichen Essenz vor meinem Kamin.
    Brahn ritt direkt hinter uns und starrte in den Wald hinein. Vielleicht suchte er nach Keelin? Was immer er tat, er hörte auf damit und sah mich stattdessen an. Anscheinend hatte er meinen Blick gespürt.
    Ich hob die Hand und zu meiner Überraschung erwiderte er den Gruß. Ich sah genau, dass er ein Lächeln unterdrückte. So sah er schon viel freundlicher aus.
    Ein Shadun also. Schwarze Haare, blaue Augen, düstere Aura. Ja, das passte zu dem Bild, das ich mir von Keelin gemacht hatte.
    „Wo bringst du mich hin?“, erkundigte ich mich bei Tristan, um mich von diesem wahnsinnigen Gedanken abzulenken.
    „Wir lagern nicht weit von hier auf einer Lichtung. Wir dachten, vielleicht locken die Schmetterlinge Keelin an – aber es ist noch zu früh für Schmetterlinge. Schade. War aber zumindest ein Versuch wert.“
    Ich schmunzelte. Anscheinend kannten sie Keelin ganz gut.
    Den Rest der Strecke ließ ich mich tragen und treiben. Meine Gedanken wanderten wie Kieselchen im Fluss und ich dachte über nichts Bestimmtes nach. Das wäre jetzt zu unheimlich gewesen.
    Einfach mit zwei Fremden zu reiten, konnte immer noch eine Schnapsidee sein, aber Keelin hatte die beiden tatsächlich gekannt und sie nicht getötet. Ich nahm das als Bestätigung, dass sie mir nichts Böses wollten.
    Ich spürte meinen Wolf einige Meter weiter weg hoch oben auf dem Hang. Er folgte uns, so lautlos wie ein Schatten. Die beiden Männer schienen ihn nicht spüren zu können und ich machte sie nicht darauf aufmerksam.
    Keelin würde schon kommen, wenn er wollte.
    Mein Blick wanderte vom Hügel zu den Ohren des Waris, über dessen Hals hinunter zu Tristans Händen. Die lagen immer noch locker auf dem wippenden Nacken des Tieres, ich hockte quasi zwischen seinen Armen.
    Er hatte lange, schlanke Finger.
    Und dann war da dieser Gedanke. Ganz plötzlich, aber umso mächtiger: Wie lange hatte ich schon niemanden mehr berührt? Wann hatte mich jemand berührt? Wie fühlte sich menschliche Haut überhaupt an, wenn sie nicht meine eigene war?
    Ehe ich den Gedanken zu Ende führen konnte, hatten meine Hände schon reagiert. Ich tippte vorsichtig auf Tristans Handrücken. Nur ganz leicht.
    Rau. Eben eine Männerhaut. Warm. Und unfassbar lebendig.
    „Ja, bitte?“
    Tristan hatte mein Tun offenbar missverstanden. Er dachte, ich wolle ihn auf etwas aufmerksam machen. Auch gut. Nur antwortete ich nicht, sondern ließ meine Fingerspitzen über seine Finger bis zu den Enden gleiten.
    Er zuckte – und zog die Hand abrupt weg.
    „Entschuldige“, murmelte ich beschämt. Einem völlig Fremden die Hand zu streicheln war, zugegebenermaßen wirklich etwas merkwürdig.
    „Was war denn das?“, erkundigte sich Tristan irritiert.
    „Nichts.“
    Er seufzte, legte aber zumindest wieder die Hand zurück. Diesmal behielt ich auch brav meine Pfoten bei mir.
    „Aeri, du kannst nicht einfach jemandes Hand betatschen – erst recht nicht als Feyann. Das macht die Leute nervös!“
    Ich ahnte, dass er mich gerade als das bezeichnet hatte, was ich war. Das machte mir aber so sehr Angst, dass ich den Gedanken mit Macht verdrängte – und stattdessen komplett nach Tristans Hand griff. Der Drang war so mächtig, dass ich ihn nicht verhindern konnte.
    Meine Finger schoben sich zwischen seine, verschränkten sich, krallten sich fest. Ich zitterte plötzlich.
    Hier war ich: Nach zehn einsamen Jahren in einem Wald, saß ich auf einem Wari vor einem völlig Fremden, der warm war und freundlich und hilfsbereit, der mit mir sprach, als sei ich nicht die Ausgeburt der Hölle.
    Kein Wunder also, dass

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