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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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Zeichen meines guten Willens legte ich meine beiden „Zahnstocher“ vor mich auf den Boden und trat einen halben Schritt zurück.
    Der Reiter beobachtete mich. Dann nickte er und schwang sich von seinem Reittier. Das tat er auf eine sehr elegante Art, die meinen Neid erregte. Ich spürte, dass ich keine Angst hatte. Er wirkte überhaupt nicht bedrohlich, obwohl er riesig war.
    Kaum hatten seine Füße federleicht den Boden berührt – da verbeugte er sich vor mir. Vor mir!
    „Mein Name ist Tristan. Ich suche einen Freund. Keelin heißt er. Vielleicht hast du ihn gesehen?“
    Ich war noch viel zu verblüfft über die Tatsache, dass sich dieser edle Mensch gerade vor mir verneigt hatte, und hätte daher den entscheidenden Satz fast überhört.
    „Keelin?“, echote ich leise. Hatte er gerade „Freund“ gesagt?
    Der Reiter nickte und machte Anstalten, auf mich zuzugehen. Ich wich sofort zurück und er blieb stehen.
    Er war fast zwei Köpfe größer als ich. Schlank, aber durchtrainiert. Mir fiel sofort auf, dass sein rechter Arm kräftiger war als sein linker. Ein Bogenschütze oder Schwertmeister vielleicht.
    Seine graue Robe ging ihm bis zu den Fußknöcheln, klaffte aber ab Brusthöhe auf. Darunter trug er eine einfache braune Weste und so etwas wie schwarze Lederhosen und grobe Reitstiefel.
    Wären nicht seine freundlichen blauen Augen gewesen – ich wäre jetzt in dieser Sekunde abgehauen. So hielt er mich mit seinem Blick an Ort und Stelle gefangen.
    „Wie heißt du?“, fragte er, offenbar bemüht, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
    „Aeri.“
    „Hallo, Aeri.“ Er sprach das „R“ etwas zu scharf aus, aber ich wollte ihn nicht korrigieren. „Du wirkst ängstlich. Das musst du nicht sein. Ich bin ein einfacher Reiter, der nach einem Freund sucht.“
    Ja, klar. Hier kam normalerweise niemand her. Und wer nach Keelin suchte, der war bestimmt nicht normal. Außerdem: So, wie der Typ angezogen war, war er bestimmt auch „kein einfacher Reiter“.
    „Ziemlich schick für diese Gegend!“, erwiderte ich daher etwas kühner als ich mich fühlte. Für eine Sekunde wirkte der Reiter – Tristan – irritiert, dann grinste er leicht. Die Grübchen verwandelten sein Gesicht in ein freundliches, interessantes Tal aus hell und dunkel. Außerdem hatte er hübsche Zähne.
    Tristan sah an sich hinunter und zuckte achtlos mit den Schultern. „Wir waren in Tagre. Wer dort Antworten haben will, muss schon schicker aussehen, sonst nehmen einen die Händler nicht ernst und versuchen, einen übers Ohr zu hauen. Drecksloch. Aber es gab interessante Neuigkeiten.“ Jetzt blickte er mich eindringlich an.
    Mir fiel durchaus auf, dass er „wir“ gesagt hatte. Wer aber Tagre als Drecksloch bezeichnete, war mir sofort sympathisch . Ich legte auffordernd den Kopf schief und gab ein unbestimmtes „Ach?“ von mir, um ihn zum Weitersprechen aufzufordern.
    „Die Wachen haben mir von einem Vorfall erzählt. Mit einem Wolf und einem Mädchen. Einem Wilden-Mädchen, wie sie es nannten. Mit Runen im Gesicht. Bunten Runen.“
    Runen? Ich hätte mein wildes Gekringel im Gesicht kaum als Runen bezeichnet … aber eine interessante Ansicht. Gefiel mir. Ich schwieg weiter und wartete auf mehr. Doch Tristan hatte wohl alles gesagt, denn er sah mich auffordernd an.
    Zehn Sekunden verstrichen, zwanzig, eine Minute…
    „Hast du Keelin vielleicht gesehen? Schwarz, etwa so hoch …“ Er hielt seine Hand waagerecht an seine Hüfte. „Als Wolf verkleidet. Blaue Augen, Schnurrbart.“ Er grinste über seinen eigenen Witz. Ich musste unwillkürlich ebenfalls lächeln.
    „Ah!“, sagte Tristan gedehnt. „So siehst du schon viel entspannter aus.“
    Sofort wischte ich mein Lächeln aus dem Gesicht.
    „Okay. Lob magst du wohl nicht. Wie dem auch sei: Keelin sieht vermutlich aus wie ein großer, unheimlicher Veddawolf. Hast du so einen hier schon mal gesehen?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    Tristan zog eine Augenbraue bis unter seinen weißen Haaransatz. Die andere hüpfte ungläubig auf und ab wie ein Flummi. „Sicher?“
    Ich nickte.
    „Dann bist du also nicht das Mädchen aus der Stadt? Das mit den Runen im Gesicht?“
    Ich schüttelte eifrig den Kopf und nickte irgendwie gleichzeitig. Parallel dazu ging ich rückwärts und seitwärts Richtung Hang. Zeit, zu verschwinden.
    Tristan sah natürlich, was ich vorhatte. Er hob die Arme und machte einen Schritt auf mich zu. Sofort hüpfte ich den Hang hinauf, weg vom Trampelpfad. Jetzt war

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