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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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Tausende. Erde, Feuer, Wasser, Luft. Die Elemente. Keine Steingeister, keine Baumgeister, keine Schneegeister.
    Das seien Elementargeister, die in eine bestimmte Form schlüpften, erklärte mir Tristan. Aber ganz genau wusste er das auch nicht. Feyann Geheimnisse, sagte er mit einem gequälten Grinsen.
    Die Luftgeister seien die niedrigste Form, erklärte er mir. Im Prinzip könne jeder Wasser-, Erd- oder Feuergeist zu einem Luftgeist werden: unsichtbar, fliegend, meist in Tropfenform. So sah ein Geist normalerweise aus.
    „Und was für Fähigkeiten haben die Feyann dann? Wie können sie die Geister nutzen?“, erkundigte ich mich.
    Durch diese Frage erfuhr ich, dass bei Tristan und Brahn eine Feyann lebte. Sie war wohl noch sehr jung, kaum Mitte zwanzig, wenig ausgebildet, aber wissbegierig. Das, was sie wusste, hatte sie sich aus Büchern und Erzählungen selbst beigebracht.
    So viel konnte sie schon: Feuer machen (konnte ich auch), Wasser schweben lassen (konnte ich auch, wenn auch nicht kontrolliert, mehr durch Zufall, weil der Wassergeist mir abhaute), ihre Haare wild herumflattern lassen (wofür, bitte, war das nutze?) und: heilen. Der Punkt ging definitiv an sie.
    Tristan wusste auch nicht so genau, wie sie es machte. Es hatte wohl etwas mit den Erd- und den Wassergeistern zu tun. „Ihre Spezialität“, sagte er. „Von den Feuergeistern lässt sie jetzt die Finger, nachdem sie fast unser halbes Dorf abgefackelt hat.“
    Ich fragte lieber nicht, wie sie das geschafft hatte. Bestimmte Antworten konnten einem echt Angst machen. Aber das mit dem Heilen war interessant.
    „Ich glaube, du würdest Liah mögen. Sie ist ziemlich anstrengend.“
    „Hat sie das da ebenfalls im Gesicht?“, erkundigte ich mich.
    Tristan betrachtete mich genauer und für einen Moment fragte ich mich, wie er mich wohl sah. Sah er nur die eingefallenen Wangen und das spitze Kinn? Oder sah er auch meine funkensprühenden violetten Augen?
    „Ihre Runen sind deutlicher. Sie ist ja auch älter, vielleicht liegt es daran. Die Runen verändern sich und werden zu Bildern.“
    Oh. Die Kringel bildeten irgendwann ein Bild. Ein schöner Gedanke. Zufrieden lehnte ich mich in meinen Decken zurück, deckte Meeha noch mal ordentlich zu und schlief ohne ein weiteres Wort ein.
    Ich war wirklich völlig erschöpft.
    Aber nicht mehr allein.
     
    Am nächsten Morgen suchte ich Keelin. An der Hütte konnte ich ohnehin nichts tun, also konnte ich genauso gut auf Streifzug gehen. Das brachte meine völlig steifen Muskeln auch mal etwas in Schwung.
    Meine Schulter tat noch weh, aber es war ein gesunder Schmerz – so ähnlich wie das Jucken, wenn eine Wunde verheilt. Ich konnte meinen Arm auch schon wieder etwas höher bewegen. Das ließ auf mehr hoffen.
    Meeha begleitete mich als grün-lila gefleckter, winziger Hund mit einem riesigen Hasenpuschel als Rute. Es war verwirrend, wie nervös die Shadun wurden, als wir an ihnen vorüber gingen.
    Einige verneigten sich sogar.
    Meeha stolzierte an ihnen vorbei, als seien sie ihr völlig egal. Was vermutlich auch so war.
    Ich tappte hinter ihr her und winkte den Männern kurz zum Abschied.
    Es war ein schöner Tag. Nicht zu warm, nicht zu eisig, aber noch genau so kalt, dass die Frostgeister klirrten. Okay. Das waren vermutlich Luftgeister, aber ich mochte den Gedanken, dass es eben Frostgeister waren; also nannte ich sie auch weiter so.
    Ich schlug einen ruhigen Trott an, den ich sehr lange halten konnte. Wer wusste schon, wie weit ich gehen musste?
    Ich hatte nur eine ungefähre Ahnung, wo Keelin war – eine Richtung, die mein Herz mir sagte, als sei in mir ein innerer Magnet befestigt. So etwas hatten Zugvögel auch, wenn ich mich richtig an Nanas Worte erinnerte.
    Tristan hatte mich nur ungern gehen lassen. Ich sei noch zu blass, hatte er gesagt. Ob nicht jemand mitkommen solle? Ich lehnte dankend ab. Mit einem Shadun im Schlepptau würde ich Keelin nie finden!
    Ich suchte den ganzen Tag. Immerhin konnte ich mich ganz auf Keelin konzentrieren – und es beruhigte mich, dass ich seine Gestalt immer noch gut erahnen konnte. Er bewegte sich etwa fünf Kilometer von mir entfernt und wich mir eindeutig gezielt aus.
    Gegen späten Nachmittag gab ich auf und drehte um. Und siehe da: Keelin folgte mir. Zwar etwas langsamer, als zögere er, aber er fiel nicht erkennbar zurück.
    Um ihm eine Freude zu machen, grub ich eine Baumwurzelknolle aus, legte sie zusammen mit ein paar Beeren auf ein Stück Moos und formte aus

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