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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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Kopf.
    „Ich bin gar keine Heulsuse!“, brachte ich schließlich mühsam hervor und wischte mir den Schnodder von der Nase. Meeha hockte vor mir auf dem Tisch, als wuscheliger Riesenhamster getarnt, und musterte mich. Sie wechselte hektisch ihre Farbe. Machte sie sich etwa Sorgen um mich?
    „Das hat auch keiner von dir gedacht.“
    Tristan zog mir die dreckige Hand vom verheulten Gesicht und bedeckte sie mit seinen beiden. Sie verschwand fast völlig.
    „Meine Nana hat mich immer in den Arm genommen, wenn ich geheult hab“, brachte ich zwischen zwei Schluchzern hervor. „Vielleicht hör ich dann ja auf.“
    Da nahm Tristan mich tatsächlich in die Arme. Er fühlte sich warm an und roch nach Blättern und Wari und … ich nehme an, dass Männer generell so rochen: ein bisschen wie Ochse, aber nur ein Hauch, nicht unangenehm.
    Ich nutzte die Chance, mein Gesicht zwischen Tristans Haaren zu vergraben. Sie waren ganz weich, überhaupt nicht verstrubbelt wie meine.
    „Ich habe Angst, dass Keelin nicht mehr zurückkommt“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Er drückte mich kurz. „Ich glaub, er hat sich überlegt, dass ich mit euch gehe, wenn er nicht mehr hier ist. Er weiß, dass ich mich schrecklich einsam fühle.
    Aber er konnte es mir ja nicht mitteilen, weil er ja nicht mit mir reden kann und oft so tierisch ist, weißt du?
    Da hat er mir einfach die Entscheidung abgenommen. Er will, dass ich mit euch gehe. Aber ich kann ihn doch nicht allein lassen! Das geht doch nicht!“
    Ich war wirklich verzweifelt, richtig heftig verzweifelt. So, als wenn man mich an beiden Armen langsam auseinanderreißen würde. Mein Herz brannte, heftig, schmerzhaft. Entzwei gefetzt.
    Tristan streichelte meinen Rücken, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte. Da ahnte ich schon, dass mich dieser Moment so schnell nicht mehr loslassen würde. Wenn ich hier blieb, allein oder mit Keelin, egal, würde ich mich immer nach solch einer Umarmung sehnen.
    Irgendwann drückte Tristan mich von sich fort und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Du kannst jetzt nicht gehen“, sagte er mit fester Stimme. „Das würdest du dir niemals verzeihen. Du würdest immer nach Keelin suchen und sei es auch nur in Gedanken und Wünschen. Bleib erst mal hier. Wir kommen wieder, das verspreche ich dir. In genau einem Jahr sind wir wieder da, Brahn oder ich oder beide. Dann holen wir dich, mit oder ohne Keelin. Okay?“
    Ich nickte. Das klang gut. Ein Jahr würde ich überstehen – und es würde mir die Chance geben, Keelin wieder zurückzuholen.
    Und ich hatte da auch schon eine Idee.
     
     
     

Kapitel 10 – Wieder allein
    Der Abschied war schrecklich. Tristan wusste, wie schwer es mir fiel, und machte es daher kurz. Die Shadun und er sattelten noch am gleichen Tag die Waris, saßen auf, winkten mir vom Rücken ihrer Tiere aus zu – und schon waren sie weg.
    Mir war, als hätten sie die Luft zum Atmen gleich mitgenommen.
    Aber ich hatte einen Plan und den würde ich so schnell es ging umsetzen.
    Phase eins: Baumwurzelknollen verteilen. Ich legte eine Spur von meiner Hütte aus bis zum letzten Standort, an dem Keelin geschlafen hatte. Woher ich die Knollen hatte? Die Shadun hatten mir jede Menge Vorräten dagelassen. Über den nächsten Winter brauchte ich mir also keine Gedanken mehr zu machen. Die paar Baumwurzelknollen konnte ich also entbehren und ich war daher auch ziemlich großzügig im Verteilen.
    Phase zwei: Schmetterlingsbüsche säen. Ich pflanzte sogar welche um, indem ich sie von der Lichtung zur Hütte zerrte. Bald konnte ich mich vor Raupen und flatternden Viecher kaum noch retten.
    Phase drei: Die Schrei-Attacke. Ich rief stundenlang nach Keelin, möglichst sehnsuchtsvoll, bis ich keinen Mucks mehr von mir geben konnte.
    Phase vier: Die Schnitzeljagd. Ich legte überall Steine aus, die zusammen Pfeile formten. Die Gefahr war aber zu groß, dass jemand Falsches die Fährte sah und ihr folgte. Also strich ich Phase vier und sammelte die Steine wieder ein.
    Phase fünf: Die Eier-Verlockung. Ich fing vier Hühner ein und dekorierte den Platz vor der Hütte mit allen Eiern, die ich auftreiben konnte. Denn ähnlich wie ich konnte Keelin kaum einem Ei widerstehen.
    Phase sechs: Die Überprüfung. Ich guckte, ob irgendeine der vorangegangen Phasen irgendwas gebracht hatte. Dem war nicht so. Dann ging ich in die nächsten Phasen über – das waren die fiesen Phasen.
    Phase sieben war also: Fallen-Auslegen. Jawohl. Und ich ließ die Tiere darin

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