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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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einen ziemlich kranken Prinzen ausgesucht! Ich kann es nicht kontrollieren! Und jetzt genug geredet, hier!“
    Er hatte mich eiskalt erwischt. Weil ich zugehörte, hatte ich meinen Griff um seinen Hals gelockert. Als er mich so plötzlich von sich runter schob, packte ich nicht schnell genug zu. Er entglitt mir.
    „Keelin, nein!“, kreischte ich wie eine Wahnsinnige, griff aber ins Leere. Es war ein noch schlimmeres Gefühl als die Sekunde, in der mich der Ast durchbohrte.
    „Aeri, bitte! Du musst mitgehen, jetzt hab dich nicht so. Werde erst einmal gesund, dann können wir sehen, wie es weitergeht. Ich werde allein nach Alkamir gehen und dann zurück kommen.“
    Sein Vater und ich keuchten gleichzeitig ein entsetztes „Nein!“, aber da ich jetzt auf dem Schoß des Vaters hing, hätte der mich schon von sich runter schubsen müssen, um seinen Sohn aufzuhalten.
    „Was willst du denn in Alkamir, Keelin?“, fragte sein Vater. Und ich sagte: „Lass mich nicht allein!“
    „Es tut mir leid. Ich …“ Puff! Unser Keelin war wieder ein Wolf, der frustriert zum Himmel heulte. Anscheinend war ich jetzt in Sicherheit und seine Magie sah es nicht mehr als wichtig an, ihn als Mar verwandelt zu halten.
    Seinem Vater schien es die Sprache verschlagen zu haben.
    Ich sah zum Glück nicht, wie Keelin sich umdrehte und davon lief. Ich hörte es nur. Aber selbst das war schlimm genug. Ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange kullerte und wunderte mich, weil gleichzeitig salziges Wasser von oben tropfte.
    Regnete es?
    Als ich aufblickte, sah ich, dass Keelins Vater weinte.
    Ich glaube, er hatte nicht die Kraft, mich hochzuheben und mich „nach Hause“ zu bringen. Das hatte nichts mit Stärke zu tun, sondern mit schwindendem Lebensmut. Davon besaß ich allerdings eine Menge und als er sich so gar nicht rührte, piekte ich ihm mit dem Finger gegen den Kehlkopf. „Ich verblute wirklich!“
    Das weckte ihn zumindest wieder soweit, dass er auf mich herunterblickte. Ich sah in Keelins Gesicht, nur deutlich älter und mit ordentlich gestutztem Bart. Sein Vater hatte die gleichen Grübchen um die Augen, die gleichen kantigen Gesichtszüge und die gleichen sanften Augen, nur war sein Haar fast weiß, ebenso die Augenbrauen.
    Im Hintergrund hörte ich, wie sich eine Herde Waris näherte. Anscheinend hatte man die Abwesenheit von Keelins Vater bemerkt – oder sie hatten Keelins Präsenz in der Ferne gespürt.
    „Er ist fort“, flüsterte Keelins Vater. Es klang ein bisschen … wahnsinnig. Ich hielt mal lieber die Klappe. Womöglich rastete der Mann plötzlich aus. Kein schöner Gedanke, wenn man halb ohnmächtig auf seinen Knien lag.
    Die Waris waren schnell heran. Ich sah ein, zwei, fünf, acht Hufe in meinem Blickfeld auftauchen. Sehr beeindruckend, wenn man am Boden liegt.
    Jemand sprach Keelins Vater an: „Eremon, was ist los?“ und stockte, als er mich erblickte. „Bei allen Geistern!“ Da erst erkannte ich Brahns Stimme.
    Brahn war schneller als der Blitz neben uns.
    „Aeri, Himmel! Du bist leichenblass. Wo ist Keelin? Eremon? Eremon!“ Er rüttelte Keelins Vater. „Jetzt sag doch mal was!“
    Eremon hatte ziemlich eindeutig einen Schock. Er rührte sich nicht. Irgendwann nahm mich Brahn aus seinen Armen und reichte mich einem anderen Reiter, der noch auf seinem Wari saß.
    „Das ist Aeri. Aeri? Kannst du uns hören? Mädchen, komm mach die Augen auf. Sie atmet, aber ganz schwach. Hast du sie? Gut. Eremon … oh, du sitzt ja schon im Sattel. Wo ist mein Wari?“
    Eine andere Stimme, die ich nicht kannte, schaltete sich ein: „War das nicht gerade Keelin gewesen, der da bei ihr saß? Wo ist er hin? Gerade war er doch noch hier …“
    „Sei still. Eremon, bleib hier! Du kannst ihm jetzt nicht hinterher. Der Nebel kommt und er ist ohnehin schneller als wir, selbst wenn er müde ist.“ Das war wieder Brahn, jetzt direkt neben uns. Er hatte sein Wari wohl neben das Tier meines Reiters gelenkt.
    „Gib sie her!“, befahl Brahn. Himmel, der konnte echt ganz schön herrisch sein. „Ich nehme sie.“ Ich wanderte von Reittier zu Reittier, aber erstaunlich sanft. Brahn wickelte mich in seinen Mantel, es wurde plötzlich schön warm. Er roch auch gut: ein bisschen nach Wari und Nüssen. Sein Griff war fest, aber nicht schmerzhaft.
    Das Wari schwenkte abrupt nach links und ging aus dem Stand heraus in den Galopp über. Die heftige Bewegung ließ meine Zähne aufeinander klappern und ich stöhnte. Aber je eher ich

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