Das Band der Magie
in einem Bett lag, desto besser.
Ich zwang dann aber doch meine Augen auf. Neugierig war ich ja schon. Ich sah erst mal Himmel, dann einen wippenden Warihals vor mir. Brahn hatte mich quer über seine Knie gelegt, allerdings etwas schräg, denn ich lag noch halb in seinen Armen.
Ein Schatten sprang uns plötzlich in den Weg. Das Wari scheute halb und blieb abrupt stehen. Zum Glück hielt mich Brahn gut fest, sonst wäre ich garantiert nach unten gepurzelt.
„Himmel, Liah! Du kannst mir doch nicht so in den Weg springen!“, schimpfte er prompt los.
Ich spürte zwei Finger an meinem Hals.
„Sie ist ja leichenblass“, hörte ich eine vertraute Stimme sagen. Weiblich. Wie ein Wasserfall. Dann plapperte Liah auch schon los. „Sie muss sofort in meine Hütte gebracht werden. Rück mal ein Stück, ich reit bei dir mit!“
Offenbar schwang sich Liah hinter Brahn auf das Wari. Das Tier schnaubte protestierend, lief dann aber wieder los. Ich sah Liahs wilde Haarmähne hinter Brahns Schulter wippen.
Dann klappten mir wieder die Augenlider zu, was sehr ärgerlich war. Ich hätte gerne gesehen, wohin sie mich brachten. Leider verschlief ich meinen spektakulären Einzug in eine andere Welt.
Die nächsten zwei Wochen hielt ich es genauso: Ich dämmerte vor mich hin, mal von der Ohnmacht, mal vom Schlaf umschlungen. In meinen halbwegs wachen Phasen, wenn man sie denn überhaupt so nennen kann, bekam ich nichts mit außer wirbelnden Farben und tanzenden Stecknadeln. Ich kam erst wieder zu mir, nachdem ich dem Tod, wie Liah so dramatisch sagte: „… noch mal so eben gerade in den Arsch getreten hatte!“
Kapitel 16 – Im Dorf
Ich hatte dem Tod also in den Arsch getreten. Glaubte ich sofort: Mir tat nämlich seltsamerweise der rechte Fuß höllisch weh, als hätte ich wirklich gegen irgendwas getreten.
Ein echt unheimlicher Gedanke.
Als ich die Augen aufschlug, blieb die Welt ausnahmsweise an Ort und Stelle. Mir war nicht mehr schwindelig, mein Kopfschmerz war weg genau wie das Fieber.
Neben mir saß Liah, die mich anstarrte.
„Na, also! Wenn du nicht in den nächsten zwei Stunden aufgewacht wärest, hätte ich andere Saiten aufziehen müssen.“ Ich fragte sie lieber nicht, was für Saiten das gewesen wären, sondern versuchte es mit einem Lächeln.
Sie strahlte zurück wie der helle Morgen. „Du siehst ja so viel besser aus, Aeri! Aber es war mächtig knapp, das kannst du mir glauben. Mit solch einer Verwundung so weit zu reisen, tss, tss!“
Das Tolle an Liah war, dass man kaum Fragen stellen brauchte. Sie beantwortete sie auch so, ganz ungefragt. Man musste nur eben ein bisschen warten.
„Ich soll Tristan sofort holen, sobald du wieder wach bist. Aber es ist ziemlich früh, da lassen wir ihn noch schlafen. Aber warte kurz!“ Es rumpelte. Sie trat gegen irgendwas – oder gegen irgendwen. „Hey, Brahn! Aeri ist wach!“
Es folgte ein Schmerzensschrei und ein verstrubbelter Kopf tauchte von unterhalb meines Bettes auf. „Mann, Liah. Das geht bestimmt auch sanfter!“
„Schon. Aber so ging`s schneller. Du kannst jetzt also endlich meine Hütte verlassen und in dein eigenes Bett gehen!“
„Ja, klar. Träum weiter!“ Zu mir sagte er ganz zuckersüß: „Willkommen zurück, Prinzessin. Durst?“
Ich nickte und Brahn hielt mir einen Becher aus Glas an den Mund. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Fensterscheiben kannte ich ja, aber Glasbecher? Verrückt.
„Du hast fast zwei Wochen hier wie tot gelegen. Es wurden schon Wetten abgeschlossen, ob du es schaffst. Es wird dich sicher freuen, dass ich als deine Heilerin auf dich und nicht auf den Tod getippt habe“, plapperte Liah von der Seite her. Sie zog mich an den Schultern hoch, noch ehe Brahn das Glas wieder von meinen Lippen genommen hatte. „Halte sie mal kurz in der Senkrechten, damit ich das Kissen wechseln kann. Aber nicht zu fest zupacken, sonst platzt nachher die Wunde auf und sie krepiert uns doch noch. Wäre ärgerlich um den Wetteinsatz.“
Ich sah, wie Brahn die Augen verdrehte. „Sie hat sich heftigste Sorgen gemacht“, flüsterte er in mein Ohr. Ich lächelte.
Liah stopfte mir ein neues Kissen in den Rücken und zog mich zurück. Fast sofort verschwand meine Decke und eine neue breitete sich über mir aus.
„Wir sind alle ziemlich neugierig, was Keelin angeht. Seit er hier aufgetaucht ist, schlagen sich die Politiker noch heftiger die Köpfe ein. Tristan sieht aus wie der wandelnde Schlafmangel und ist schon ganz
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