Das Band des Mykerinos - Band 2 (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
sie auch nicht klein beigeben. Ganz sicher nicht! Niemals! Da müssten die Anderen schon auf sie zukommen.
»Hey! Was suchst du denn hier?«
Jäh wurde sie aus ihren Gedanken herausgerissen. Doch wo befand sie sich überhaupt? Samira war einfach nur so durch die Straßen gelaufen, weil sie niemanden mehr hatte, wo sie hätte hingehen können. Jetzt war sie im Hinterhof einer heruntergekommenen Wohngegend von Berlin herausgekommen. Die Rückseiten der angrenzenden Häuser sahen alt und nicht wirklich gepflegt aus. Aus den zum Teil offenen Fenstern drang eine Mischung aus Kindergeschrei und unterschiedlicher, lauter Musik. In einer der Wohnungen stritten sich zwei Frauen lautstark miteinander. Im Erdgeschoss kläffte ein großer Hund. Und dazu heulte noch irgendwo der Motor eines klapprigen Staubsaugers. Doch Samira nahm davon kaum etwas wahr.
Vor ihr stand eine junge Frau, die nicht sehr viel erwachsener erschien als sie selbst. Vielleicht fünf, sechs Jahre älter mochte sie sein als Samira. Sie trug eine dunkle Kutte, die bei den mageren Lichtverhältnissen pechschwarz aussah. Ihre langen, glatten, weißblonden Haare hingen bis weit über ihre Schultern herab und schimmerten silbrig im Schein der Straßenlaternen. Sie war kaum größer als Samira, dafür aber eher etwas mollig. Um den Hals trug sie mehrere dicke Ketten und auch an ihren Fingern steckten eine Menge breite und schmale Ringe.
»Wie? Was geht dich das denn an?«, erwiderte Samira schnippisch.
»Du bist nicht von hier, wa?«, entgegnete die junge Frau, »Sonst würdest du hier nicht einfach so und mutterseelenallein herumspazieren.«
»Ich habe keine Angst, wenn du das meinst. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Und jetzt lass mich in Ruhe!«
»Hey. Du musst ja nicht gleich so ausflippen«, reagierte die Frau auf Samiras unhöfliche und abweisende Antwort. »Ich dachte mir nur, dass du vielleicht auf der Suche nach einem Unterschlupf bist. Unsereiner muss doch zusammenhalten.«
»Unsereiner?«, wiederholte Samira skeptisch.
Die junge Frau streckte ihren linken Arm nach vorn und hielt ihre Handfläche flach. Aus dem Nichts erschien darüber eine weiße Flamme, die nach oben in die Luft züngelte. Unmissverständlich hatte sie sich so als Zauberin zu erkennen gegeben.
»Du kannst bei mir übernachten, wenn du möchtest. Und wenn du willst, kannst du natürlich auch bleiben, bis du weißt, wohin du ...«
»Ich brauche keine Hilfe. Und ... und schon gar nicht von so jemandem, wie dir!«, fauchte Samira böse und fast etwas zornig dazwischen und wollte sich schon umdrehen und verschwinden, als es plötzlich anfing zu tröpfeln. Erst ganz vereinzelt, doch schon Sekunden später wurde der Regen kräftiger, bis es schließlich Bindfäden regnete. Samira hielt für einen kurzen Moment inne. Sollte sie das Angebot der fremden Frau vielleicht doch annehmen? Schließlich war sie seit Tagen unterwegs und kam sich wie auf der Flucht vor. Und ein weiches Bett im Trockenen wäre jetzt wirklich nicht schlecht.
»Na, komm schon. Oder willst du weiter im Regen hier draußen herumspazieren? Ich bin die Sydia.«
Schweigend ergriff Samira die ihr entgegengestreckte Hand und antwortete leise, »Samira. Ich bin Samira. Und ... danke für das Angebot.«
»Geht schon klar. Komm jetzt! Du bist doch bestimmt auch schon ganz durchgeweicht. Da drüben ist mein Eingang.«
Zum zweiten Mal stand Adrian in völliger Dunkelheit auf dem Plateau in der unterirdischen Höhle. Dass er schon erahnte, was gleich passieren würde, machte die Sache auch nicht wirklich einfacher. Mit geschlossenen Augen versuchte er, sich zu sammeln und zu konzentrieren. Dann gab er sich einen Ruck, erzeugte wieder eine magische Leuchtkugel, die vor ihm herflog und alles in ein kühles Licht tauchte und sprang von einem Stein zum Nächsten, immer den entfernten Lichtpunkt als Ziel vor Augen.
Ohne Probleme kam er bis ungefähr zu der Stelle, wo er bei seinem letzten Versuch gestrauchelt war, als plötzlich, aber nicht unerwartet, wieder der dichte Nebel aufstieg und ihm die Sicht nahm. Sofort blieb er stehen und schloss seine Augen, um seine in den letzten Wochen neu erworbenen Fähigkeiten zu testen. Doch auch jetzt war da nichts - nur Finsternis und undurchdringlicher Nebel!
Doch diesmal gab er nicht gleich wieder auf. Er wusste, dass er es konnte. Also versuchte er es immer und immer wieder, bis sich plötzlich vor seinen inneren Augen ein Bild der Höhle zeigte. Ohne seine Augen zu
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