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Das Begräbnis des Monsieur Bouvet

Das Begräbnis des Monsieur Bouvet

Titel: Das Begräbnis des Monsieur Bouvet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hieß?«
    Er verstand überhaupt nichts. Monsieur Beaupère war viel zu schnell vorgegangen.
    »Haben Sie ihn oft getroffen?«
    »Ziemlich oft.«
    »Seit wann?«
    »Weiß ich nicht. Lange.«
    »Ein Jahr?«
    »Länger.«
    »Zehn Jahre?«
    »Glaube ich nicht.«
    »Wie nannte er Sie?«
    »Er nannte mich überhaupt nicht. Darf ich?«
    Er ging mit einer gewissen Diskretion vor, nahm nie mehr als einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Im Grau seines Bartes blieben jedoch rote Tropfen hängen.
    »Wo haben Sie ihn kennengelernt? Denken Sie erst nach, bevor Sie antworten. Ich frage Sie: Wo haben Sie ihn zum ersten Mal gesehen?«
    Der Professor starrte auf das Fenster, und seine Stirn legte sich in Falten; vor lauter angestrengtem Nachdenken schien ihm schwindlig zu werden.
    »Weiß ich nicht.«
    »War das in Paris?«
    »Sicher im Maubert-Viertel. Vielleicht war ich gerade beim Fischen, als er mich ansprach. Manchmal fische ich nämlich. Jetzt nicht mehr, aber es ist noch nicht lange her.«
    »Hat er gesagt, was für einen Beruf er hat?«
    »Wieso?«
    »Hören Sie mir gut zu. Nachdem Sie aus der Zeitung erfahren hatten, daß er tot war, haben Sie sich vor seinem Haus herumgedrückt. Hatten Sie Lust hineinzugehen?«
    »Ich hätte ihn gerne gesehen.«
    »Warum haben Sie die Concierge nicht um Erlaubnis gefragt?«
    Zum ersten Mal lächelte der Professor. Kein richtiges Lächeln, aber etwas, was dem ähnlich sah und Spott ausdrückte. Wußte ein Mann von der Polizei, wenn er so alt war wie der da, wirklich nicht, wie Concierges mit Leuten vom Schlage des Professors umgehen?
    »Sie haben auch nicht versucht, unbemerkt hineinzugelangen? Sind Sie nie bei ihm zu Hause gewesen? Hat er Sie nie zu sich eingeladen?«
    Gewiß, sie sprachen beide Französisch, aber dieselbe Sprache war es trotzdem nicht. Der Alte begann den Mut zu verlieren, obwohl er doch am Anfang fest entschlossen gewesen war mitzumachen, so gut er konnte.
    »Mit anderen Worten, Sie haben ihn nur auf der Straße gesehen?«
    »Auf der Straße, am Kai …«
    »Was hat er Ihnen denn so erzählt?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Behandelte er Sie wie einen Freund?«
    Es wurde immer schwieriger, obwohl auch Monsieur Beaupère geduldig und guten Willens war.
    »Hat er Ihnen Geld gegeben?«
    »Oft.«
    »Viel Geld?«
    »Nicht viel. Genug für einen oder zwei Liter Wein.«
    »Wußte er, daß es für Wein war?«
    »Ja.«
    »Hat er nie in einem Bistro mit Ihnen getrunken?«
    »Er hat ja überhaupt nicht getrunken.«
    »Woher wußten Sie das?«
    »Er hat es mir erzählt. Er wurde davon krank. Deswegen ist ja auch …«
    Er verstummte, als sei er entschlossen, für sich zu behalten, was ihm auf der Zunge lag.
    »Deswegen ist was?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Wollen Sie nicht antworten?«
    »Ich will schon. Aber ich weiß es nicht mehr.«
    »Hat er Ihnen erzählt, was er früher gemacht hat?«
    »Nicht genau. Nein.«
    »Wußten Sie, daß er sehr reich war?«
    »Ich habe es geahnt.«
    »Wieso?«
    »Geld interessierte ihn nicht.«
    »Was interessierte ihn denn?«
    Er warf seinem Peiniger einen fast flehenden Blick zu, und ohne um Erlaubnis zu fragen, nahm er einen großen Schluck aus der Flasche. Dann fing er an zu reden, so als spreche er zu sich selbst.
    »Das ist nicht leicht zu erklären, und ich bin auch gar nicht sicher. Er stellte mir Fragen. Er beobachtete mich. Er beobachtete auch die anderen …«
    »Welche anderen?«
    »Die anderen, die so sind wie ich.«
    »Was wollte er wissen?«
    »Ob es schwer sei, ob ich mir nicht manchmal ein anderes Leben wünsche … Ob man auf dem Kahn der Heilsarmee nett zu uns ist … Ob es stimmt, daß uns die Polizei manchmal verprügelt … Ich weiß auch nicht … Es ist so kompliziert … Ich bin nicht mehr daran gewöhnt … Ich hatte das Gefühl, er wäre gern mitgekommen …«
    »Wohin?«
    »Mit uns. Vielleicht irre ich mich aber auch. Wegen seinen Fragen … Und dann, weil er immer hinter mir herlief … Manchmal wartete er länger als eine Stunde auf mich …«
    »Wo?«
    »Auf der Place Maubert oder woanders …«
    »Mochte er die Menschen nicht?«
    »Welche Menschen?«
    »Hat er Ihnen von seiner Frau, seiner Tochter, seinen Geschäften erzählt?«
    »Manchmal hat er so etwas angedeutet.«
    »Warum hat er das alles so plötzlich im Stich gelassen?«
    Der Alte sah ihn erstaunt an.
    »Wenn Sie das nicht verstehen …«
    »Welchen Grund konnte er wohl haben, das alles aufzugeben und wie ein kleiner Rentner am Quai

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