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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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Hemd den Arm zu kratzen, verließ Hölttä den Raum und schloss die Tür sorgfältig hinter sich. Bald würde er dem Boss eine Zwangsjacke besorgen müssen, damit er sich nicht blutig kratzte.
    Während er auf Leder und Liima wartete, setzte Hölttä seine Mahlzeit fort und überlegte sich, ob er jetzt zuschlagen sollte. In der aktuellen Situation wäre Hurme leicht aus dem Weg zu räumen. Er müsste den Jungs gegenüber bloß andeuten, dass Hurme möglicherweise vor knapp zwei Jahren mitgeholfen hatte, Ozzy in den Mustajärvi zu befördern. Auf jeden Fall hatte er nicht die ganze Zeit Kontakt zu Ozzy gehabt.
    Andererseits bedeutete die Entdeckung von Ozzys Leiche, dass Hurme demnächst zum Verhör musste. Und wenn er auf Speed war, konnte er den Bullen alles erzählen. Zum Beispiel Betriebsgeheimnisse. Solche, die man den Bullen besser nicht verriet. Wenn die Polizei käme, würde Hölttä darum den Naiven spielen und behaupten müssen, Hurme habe sich lange nicht blicken lassen.
    Hölttä spülte das letzte Stück Fleisch mit einem Schluck dunklem Budweiser runter, schlich aufs Privatklo des Präsidenten, holte hinter dem Wasserbehälter Hurmes persönlichen Eisbeutel heraus und tauschte ihn gegen einen Beutel Kristallzucker aus, der genauso aussah. Ein kleiner Zuckerrausch würde Hurmes Zusammenbruch ein bisschen abdämpfen. Im Präsidentenklo gab es keine Überwachungskamera, und in der Küche hantierte Hölttä mit dem Rücken zur Kamera, so dass der Boss nichts sehen konnte. Das Speichern der Aufnahmen gehörte nicht zu Hurmes Hobby, das würde den Bullen zu viele unschöne Beweise liefern.
    Hölttä klebte Hurmes Speed an der Rückseite der obersten Küchenschublade mit Tape fest. Danach war er bereit, sich Leder und Liima zu widmen.
    Die beiden schlugen im vorderen Zimmer die Zeit tot, versuchten wahrscheinlich, Eindruck auf die Bräute zu machen, die dort rumhingen. Sobald sie Hölttä sahen, fingen sie mit Erklärungen an.
    »Wir sind noch nicht dazu gekommen ...«
    »War tierisch viel zu tun ...«
    »So viele Kunden, so wenig Zeit«, quittierte Hölttä und strich sich über den Bart. Die Jungs hatten auf die Fresse gekriegt. »Wer hat euch denn gehauen?«
    Leder deutete auf Liima und Liima auf Leder.
    »Der da hat ...«
    »Du hast angefangen ...«
    Die übrigen Jungs kamen herüber und hörten zu, auch die Weiber. Hölttä gab Leder und Liima zu verstehen, ihm in die Küche zu folgen. Sobald die beiden am Tisch saßen und nach Bier verlangten, schloss er die Küchentür und steckte den Schlüssel ein. Dann nahm er das Fleischerbeil aus der Schublade und schaute das unglückliche Duo über das Werkzeug hinweg an, wobei er mit dem Daumen die Schneide prüfte. Sie schien scharf zu sein.
    »Was soll der Scheiß?«
    »Ey, Mann ...«
    Mit einem Satz war Hölttä am Tisch und schlug das Fleischerbeil in die Platte. Es blieb stecken, der schwarze Griff ragte schräg nach oben. Die Jungs hatten hastig die Pfoten weggezogen und drückten sich mit ihren Stühlen an die Wand, möglichst weit weg vom Tisch.
    Nachdem das Rascheln der Kleider und das Rattern der Stuhlbeine auf dem Steinboden aufgehört hatte, war es sehr still. Man hätte einen Blutstropfen fallen hören können.
    »Jetzt reicht’s mir mit euren Ausreden«, sagte Hölttä leise. Das hatte er von Ozzy und Hurme gelernt. Mit ruhigem, aber unberechenbarem Auftreten und leisem Sprechen bekam man etwas, das man nicht am Kiosk kaufen konnte: Autorität.
    Respekt.
    »Ihr habt genug Erklärungen geliefert. Jetzt erzählt ihr mir, wo der Schotter tatsächlich hingekommen ist.«
    Liima fand als erster die Stimme wieder. Er hatte bereits Mut gesammelt und verzog die Oberlippe zu einem spöttischen Grinsen.
    »Du verfickter Fettsack, glaubst du vielleicht, du kannst hier das Kommando führen ...«
    Jetzt war zügiges Handeln angesagt.
    Hölttä schnellte um den Tisch herum, griff mit der Linken nach Liimas linker Hand und mit der Rechten nach dem Fleischerbeil, zog Liimas Hand auf den Tisch und schlug zu.
    Liima schrie. Leder wollte nach Hölttäs Handgelenk greifen. Hölttä ließ Liimas Hand los, das Blut spritzte aus dem Stummel des kleinen Fingers, und der Finger selbst rollte auf den Fußboden. Dann zog Hölttä das Beil aus der Tischplatte und schlug erneut zu.
    Diesmal war es Leder, der schrie. Er hatte Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand auf dem Tisch liegen. Aus den drei Fingerstümpfen schoss dermaßen viel Blut, dass Hölttä glaubte, beide Kerle

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