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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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Regenmann sieht nicht so aus. Er ist bloß gut mit Nummern, so wie Hoffman in dem Film, der so heißt.«
    »Gut im Nummernschieben?«, warf Großpilz ein. Der Mann schien Sprechdurchfall zu haben.
    »Nee, wählen«, sagte Allu. »Rechnen. Im Kopf natürlich. Vielleicht auch im Suffkopf, was weiß ich. Er stammt aus Hämeenlinna, wohnt aber schon zehn Jahre in Ori. Hat da eine Braut gefunden.«
    »In Ori?«, wunderte sich Jarkka. »Sagen die tatsächlich Ori?«
    »Weiß ich nicht, vielleicht hab ich mir das gerade ausgedacht. Nein, ich hab das schon mal gehört.«
    »Ori-gasmus ...«, sagte Big P und fing dröhnend an zu lachen.
    Allu versuchte, dem Großen keine Beachtung zu schenken. Ein unmögliches Unterfangen, weil der Kerl den Rückspiegel komplett ausfüllte und sein Lachen den ganzen Corolla.
    Man hätte ihn nicht mitnehmen dürfen. Der Mann war im Knast dermaßen durchgeknallt, dass er das normale Leben nicht mehr auf die Reihe kriegte. Alkohol und Tabletten hatten ihm das Gehirn aufgefressen. Andererseits hatte Allu keine Lust, Großpilz ins Gesicht zu sagen, geh heim, wir brauchen dich nicht mehr. Big P könnte das in den falschen Hals bekommen und anschließend einen anderen Hals umdrehen.
    Vor der Teboil-Tankstelle bei Toijala hatte Jarkka vorgeschlagen, einfach ohne Big P weiterzufahren.
    »So einer schadet mehr, als er nützt. Wer weiß, was dem durch den Kopf schießt. Und wenn er mal was drin hat, handelt er. Der denkt nicht.«
    Es wäre leicht gewesen, ohne ihn weiterzufahren, weil Großpilz so lange auf dem Klo geblieben war. Aber er hätte sie gesucht, und zumindest Allu hätte er mit Sicherheit auch gefunden. Es machte keinen Spaß, sich vorzustellen, was dann passiert wäre.
    »Einen Kameraden lässt man nicht im Stich«, hatte Allu gesagt. »Wo er doch extra gesagt hat, wir sollen ihn nicht hier sitzen lassen. Das wäre schon ein bisschen brutal ...«
    »Dann eben nicht«, hatte Jarkka erwidert. »Aber klüger wär’s.«
    Inzwischen war Allu der gleichen Meinung. Bei der nächsten Gelegenheit würden sie Big P vom Schlitten fallen lassen. Es hatte keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen.
    »In die Ortsmitte?«, fragte Jarkka.
    »Ja, wir fahren durchs Zentrum durch«, sagte Allu.
    Nach einer Tankstelle bog Jarkka in die Keskustie ab. Dort fing die Ortsmitte an. Entlang der Strecke standen vereinzelt flache Geschäftsgebäude und dahinter niedrige Wohnhäuser unterschiedlichen Baujahrs. Rechts stieg ein Hang auf, links fiel einer ab. In beide Richtungen nicht besonders steil.
    Menschen und Autos waren dünn gesät. Wahrscheinlich gingen sie sich gegenseitig aus dem Weg. Vom oberen Hang kam ein alter Mann auf einem Tretschlitten mit Rädern heruntergeschossen und flitzte vor ihnen über die Straße, die orange Schildmütze falsch rum auf dem Kopf, die Augen zu und den Rausch der Geschwindigkeit im Gesicht. Jarkka konnte mit Ach und Krach bremsen und ausweichen.
    »Auch das hier nennt sich Stadt«, sagte er. Man möchte es nicht glauben.«
    »Da drüben gibt’s ein Stadthotel«, freute sich Big P. »Gehen wir da ein Bierchen trinken?«
    »Nein.«
    »Und wie wär’s mit dem da? Bei Sari-Anne?«
    »Nein«, sagte Allu. »Am Kreisel dann rechts.«
    Jarkka bog ab.
    »Gehen wir in Polles Pub?«, fragte Big P. »Oder in den Rodeo Club? Sollen wir uns im Supermarkt einen Doppelsixpack pro Mann holen?«
    Allu antwortete nicht.
    Nach City-Markt und Busbahnhof hörte die Innenstadt auf. Sie kreuzten eine größere Straße und fuhren noch zehn Kilometer weiter. Ab und zu kam eine Abzweigung. Allu hatte das Gefühl, dass sie bald wieder in Tampere waren. Oder im Zentrum von Orivesi.
    Aber nein, Hölttä hatte ihnen den Weg richtig beschrieben. Die Route, die eher einem Feldweg als einer Straße glich, führte nach einem düsteren Fichtenwald plötzlich zu einem offenen Feld mit einer Baustelle. Baumaterial für ein Holzhaus lag herum, unter Planen und ohne Plane, man sah einen Erdhügel, auf dem Beifuß und Birkenschösslinge wuchsen, daneben einen unterm Regen in sich zusammengefallenen Haufen aus feinem Sand, ein großer Wohnwagen, der seine besten Tage längst gesehen hatte, stand herum, zum Waldrand hin war eine hellgrüne Wäscheleine gespannt worden, an der ausgeblichene Laken hingen.
    Es sah aus, als wäre mit dem Bau vor zehn Jahren begonnen und wenig später wieder aufgehört worden. Danach hatte man bestenfalls ohne besonderen Eifer hier und da ein bisschen was daran gemacht. Das Holzgerüst stand

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