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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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immerhin, das Dach war gedeckt und an den Außenwänden waren die meisten Dämmplatten angebracht. Aber die Gerüstbalken wurden bereits grau, auf den Dachziegeln wuchsen stellenweise Flechten und Moos, und die Vögel hatten sich Nistmaterial aus den Dämmplatten herausgepickt. Die Zwischenwände fehlten, in Fenster- und Türöffnungen raschelten zerfetzte Plastikplanen.
    »Ein geschickter Zimmermann würde das in einem Monat fertig kriegen«, sagte Jarkka. »Abfluss und Wasserleitungen sind schon gelegt.«
    »So weit ich weiß, ist der Regenmann nicht so wahnsinnig geschickt«, sagte Allu.
    »Ich geh da drüben im Wald pissen«, sagte Big P und stieg aus. Im Gehen drehte er sich eine Zigarette.
    »Pass auf, dass du dich nicht verläufst«, warnte ihn Allu.
    Auf Suomi-Pop lief jetzt »Die Autobahn ist heiß« von Pelle Milljoona. Jarkka schaltete das Radio aus und sagte, er warte im Wagen.
    Zur Abwechslung regnete es mal, es war ein Nieseln, das man mehr ahnte als spürte. Im Wald krächzte ein Kolkrabe. Am Rand einer schlammigen Kahlschlagfläche stand ein Strommast und darunter ein Baustromverteiler, von dem ein Kabel zum Wohnwagen führte. Die Satellitenschüssel auf dessen Dach war so groß wie das ganze Gefährt. Im Fenster des Wohnwagens flimmerte es blau und man hörte einen deutschsprachigen Wortwechsel. Es klang jedenfalls so, als wäre es Deutsch.
    Allu klopfte an die Tür. Dann noch einmal. Niemand öffnete.
    Er ging um den Wohnwagen herum, versuchte, durch die Fenster zu spähen. Überall waren die Vorhänge zugezogen, man sah nur das Fernsehflimmern. Es roch stark nach nassem Holz und Torf. Moorgeruch. Der Boden gab bei jedem Schritt nach, der Wohnanhänger war mit den Rädern eingesunken. Allu sah zum Haus hinüber und merkte, dass dessen Sockel komplett in der Erde versunken war. Der blanke Betonboden befand sich bereits knapp unter der Erdoberfläche. Darauf standen Pfützen, in denen tote Blätter und sonstiger Dreck schwammen.
    »Bei dem Gelände hier bräuchte man kubikmeterweise Schotter, sagte Jarkka durchs Seitenfenster des Corolla. »Also Kies, meine ich. Aber Kohle geht da natürlich auch drauf.«
    Allu nickte und klopfte noch einmal an die Wohnwagentür. Keine Reaktion. Im Fernseher wurde weiter Deutsch geredet, zwischendurch hörte man jemanden lachen, ebenfalls im Apparat. Eine Komödie.
    Schließlich legte Allu die Hand auf die Klinke, drehte und zog. Er bekam die Tür gerade so auf, das tote Gras raschelte unter dem Dichtungsgummi.
    Allu wollte gerade über die Schwelle treten, als im Wald ein Schuss fiel. Es klang nach einer Kanone.

21
    Als der Summer ertönte, befürchtete Hölttä sofort das Schlimmste. Hurme war jetzt schon über eine Woche am Stück breit. Bald würde er zusammenklappen, das war sicher. Er hing noch nicht besonders lange an der Nadel, erst ein halbes Jahr. Sein Organismus war so brutale Dosen nicht gewohnt.
    Als junger Mann hatte Hölttä Speed und auch sonst alles Mögliche probiert, aber ziemlich schnell gemerkt, dass damit nicht zu spaßen war. Ein ordentliches Steak und ein Bier reichten ihm als Droge. Das Steak nahm er am liebsten blutig zu sich, das Bier dunkel. Tschechen und Iren brauten gutes Bier, und Porter war auch nicht schlecht. Oder dunkles Saku aus Estland.
    Jetzt aber meldete sich der Summer, und Hölttä musste das selbst geklopfte und gebratene Steak samt Bier stehen lassen und ins Büro vom Präsidenten rennen. Sicherheitshalber klopfte er vorher an die Privat-Tür und rief:
    »Ich bin’s, Hölttä!«
    »Komm rein, schnell!«
    Hurme war schweißgebadet, seine Augen bestanden nur noch aus Pupillen, der ganze Mann war eine einzige nervöse Zuckung. Und dabei lag der letzte Schuss erst zwei Stunden zurück.
    »Guck doch, da sind sie wieder, die Munchkins, was soll ich jetzt machen, was soll ich jetzt machen, die kommen essen, ich kann nicht, ich kann nicht, Humpty Dumpty, auf den Zaun geklettert, Humpty Dumpty, bis zum Mond gehüpft, sich was reingezogen, aber was, aber was, was für eine Sorte!«
    Der Mann befand sich im Lirumlarum-Stadium. Hölttä seufzte tief und blickte auf die Monitore, auf die Hurme deutete. Man sah Liima am Tor. Er machte es gerade für Leder auf, der Ozzys alten Sheriff-Van, den sie benutzten, aufs Gelände fuhr.
    »Ganz easy, Boss«, sagte Hölttä und klopfte Hurme auf die Schulter. »Ich kümmere mich um die Munchkins.«
    »Ameisen!«, schrie Hurme. »Ich hab Ameisen unter der Haut!«
    Als Hurme anfing, sich unter dem

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