Das Begraebnis des Paten
schmerzte, der Kopf tat weh beim Denken.
Die Frau stellte sich ihm in den Weg, Pertsa wäre fast gegen sie geprallt und musste sich an ihrer Schulter abstützen, um nicht hinzufallen. Darauf legte die Frau ihre Hand auf seine.
»Mir kannst du es ruhig sagen. Ich bin Vekes Nichte.«
»Du bist von den Bullen!«
Pertsa riss die Hand aus der Falle, rannte zur Tür, kämpfte eine Zeitlang mit der Klinke und bekam die Innentür schließlich auf. Beim Öffnen der Außentür half ihm Leila von der Seite aus, Pertsa lehnte sich dagegen, die Tür schwang auf und er flog in die Büsche.
»Komm mich mal wieder besuchen!«, rief ihm Leila hinterher.
Einen Scheißdreck würde er tun. Auch wenn die Braut noch so scharf war, Pertsa würde sich dem Knechthaus nicht mehr nähern, bis sie sich verzogen hatte.
Ohne auf den Weg zu achten rannte er durch das Wäldchen. Auf dem heimischen Hof merkte er, dass die Tür zur Viehküche offen stand. Drinnen hörte er seine Mutter mit jemandem reden:
»Morgen Abend um acht also. Ja, bis dahin haben wir alles fertig ... Ja. Ganz bestimmt. Bis dann, Jore!«
Aha, Jore Hurme, dachte Pertsa. Was lief da eigentlich zwischen ihr und dem Boss der Schwarzen Engel? Mehr als nur Geschäfte?
Sie kam in Arbeitsklamotten auf den Hof gerannt und rief:
»Jetzt muss es schnell gehen! Du musst mir bei der Ernte helfen.«
»Ich kann nicht, ich hab was Dringendes im Labor zu tun ...«
»Deine dringenden Sachen im Labor kenne ich, du drückst dir bloß Zeug in die Vene. Wenn du so weitermachst, kann ich dich auch bald begraben. Dann bin ich ganz allein auf dieser kalten Welt.«
»Du und allein? Das will ich sehn! Du findest doch immer einen Kerl, und wenn es der letzte auf der ganzen Erde ist.«
»Was kann ich denn dafür, dass die Männer mich mögen? Soll ich immer nur daheim rumhocken, so wie du, und warten dass jemand kommt und mich aufliest? Oder dass die Mama jemanden besorgt?«
Pertsa hielt sich die Ohren zu und rannte an seiner Mutter vorbei in die Viehküche und durch die Zwischentür weiter in den Kuhstall. Mit klarem Kopf war die Mutter nicht auszuhalten. Oder überhaupt die Welt. Im Kuhstall hatte die Mutter bereits mehrere Säcke von weiblichen Hanfblüten zusammengetragen, die einen süßlichen Geruch verbreiteten. Sie erntete sie in den Gewächshäusern und trocknete sie in der Sauna. Die hier waren schon fertig zum Verkauf.
Pertsas Mutter rauchte kein Marihuana. Er auch nicht. Es war ihm zu lasch. Zwar hatte er seine Mutter auf die Idee mit dem Anbau gebracht, als sie über die schwache Rentabilität der Treibhäuser lamentiert hatte, und ihr am Anfang geholfen. Außerdem hatte er ihr beigebracht, wie man mit dem Großhändler redete, weil er selbst mit den Schwarzen Engeln Geschäfte machte, mit seinen eigenen Produkten. Aber er erledigte die Deals mit Helfern, während seine Mutter direkt mit Hurme redete.
Pertsa stieg die Leiter zum Stallboden hinauf. Dort hatte er sein Labor. Dort kochte er Speed, Dope, Amphetamin. Ein geliebtes Kind hat viele Namen.
Speed war Pertsas große Liebe. Wenn man ein bisschen Alpha-Methylphenethylamin in die Vene bekam, fing das Leben an zu lächeln. Es strahlte geradezu. Die Müdigkeit verflog, die Depression machte sich vom Acker. Außerdem verdiente man mit dem Kochen des Zeugs gut. Besser als in jeder Gourmet-Küche. Nicht dass er zum Koch geeignet wäre. Aber Methamphetamin konnte er kochen, richtig guten Stoff. Richtiges Eis. Er testete sein Produkt immer selbst. So blieb die Qualität hoch und die Kundschaft zufrieden.
Pertsa hatte ein knappes Jahr lang Chemie studiert und sich in dieser Zeit hauptsächlich mit der Herstellung von Eiskristallen beschäftigt. Die erforderlichen Grundstoffe bekam man in Finnland nicht in der Apotheke, aber in Estland gab es sie. Das Kochen verlangte Vorsicht, denn die Chemikalien sonderten beim Erhitzen giftige Dämpfe ab, die Wand- und Deckenplatten anfraßen. Von Lunge und Gehirn ganz zu schweigen. Es war eben alles mit einem Risiko verbunden.
Außerdem explodierten die Gase. Das hatte man vorige Woche gesehen, als Pertsas ehemaliges Labor in die Luft geflogen war.
20
Was ist der Regenmann eigentlich für einer?«, fragte Jarkka, als es nicht mehr weit bis Orivesi war, laut Wegweiser noch dreizehn Kilometer. »Sieht er aus wie Dustin Hoffman?«
»Wer ist Dustin Hoffman?«, fragte Big P auf der Rückbank. »Der die Hoffmannstropfen erfunden hat?«
»Ein Schauspieler«, klärte ihn Allu auf. »Der
Weitere Kostenlose Bücher