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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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Rücken an der Wand und schaute auf einen Zwanzig-Zoll-Flachbildschirm, der in der Ecke angebracht war. Es lief die deutsche Synchronfassung von Golden Girls .
    »Ich guck immer die Satellitensender, damit ich die Sprache nicht ganz verlerne. Wer weiß, vielleicht verirren sich ja mal Deutsche hier im Wald.«
    »Kann man nie wissen«, räumte Allu ein.
    Die Frau hatte schulterlange schwarze Haare, einen Mittelscheitel und ein schönes Profil. Gerade Nase, hohe Wangenknochen, große, braune Augen. Der erste Ansatz eines Doppelkinns wurde vom leichten Make-up nicht kaschiert, aber das störte Allu nicht. Die Frau hatte einen konzentrierten Gesichtsausdruck, ab und zu tauchte die Zungenspitze im Mundwinkel auf. Rot-schwarzer Poncho, verwaschene Jeans, braune Hausschuhe aus Leder. Die Hände mit den langen Fingern lagen auf zwei Fernbedienungen im Schoß, fast gefaltet. Die Nägel waren nicht lackiert, oder aber der Lack war farblos.
    Diese Frau war nicht schwanger.
    »Bist du die Braut vom Regenmann?«, fragte Allu.
    »Ja, Kirsi. Kannst Kipa sagen.«
    »Ich heiße Allu. Was ist mit dir passiert? Fehlgeburt oder wie?«
    Kipa löste langsam den Blick vom Fernseher. Sie schien sich nicht zu genieren, sie lachte nur kurz auf.
    »Genau. Ich hab das Kissen unterm Hemd rausgezogen.«
    »Ist Hurme auf den alten Trick reingefallen?«, wunderte sich Allu.
    »Ich sah ihn kommen. Er ist wahrscheinlich vom Sternzeichen Fisch, irgendwie leichtgläubig. Für einen Drogendealer ist er mir immer zu menschlich gewesen. Ich dachte, ich probier es mal aus, steckte mir das Kissen unters Shirt und rieb mir ein bisschen Zwiebel in die Augen. Ging voll durch.«
    »Erstaunlich, dass du es bei mir nicht auch versucht hast.«
    »Ich dachte mir, du bist Waage, wegen deiner Ausgeglichenheit. Obwohl du gerade gestolpert bist. Eine Waage kann man nur schwer übers Ohr hauen.«
    »Ach ja?«
    Kipa nickte und fasste ihre Haare mit einem braunen, bestickten Band zusammen. Jetzt fielen sie ihr nicht mehr in die Augen und sie sah aus wie eine Indianerprinzessin. Nicht ganz wie Pocahontas, aber in die Richtung.
    »Außerdem wart ihr zu dritt, und die beiden da draußen machen keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Vor allem der King Kong.«
    »Großpilz«, korrigierte Allu. »Alias Big P.«
    »Der ist ganz klar Jungfrau. Das sind die kritischsten von allen.«
    »Aha. Und der Fahrer?«
    »Könnte Schütze sein. Ehrlich, edel, hat Ideale, will aber seine Freiheit bewahren.«
    »Was bist du eigentlich?«
    In Kipas Mundwinkel zeigte sich der Anflug eines Lächelns.
    »Ich bin Stier. Ich leide, wenn es im Leben zuviel Hektik, Abwechslung oder Überraschungen gibt.«
    »Na, hier wird es davon wahrscheinlich eher nicht so viel geben«, sagte Allu.
    Die Frau hielt den Blick weiterhin auf den Fernseher gerichtet.
    »Ich hab Rainman übrigens schon nach dem Geld gefragt.«
    »Was sagt er?«
    »Dass er es wie vereinbart abgeliefert hat. Mehr wusste er nicht.«
    Golden Girls war zu Ende. Kipa schaltete den Fernseher aus und stand auf. Der Wohnwagen wirkte allmählich eng. Sie ging an Allu vorbei zur Spüle und öffnete die Hängeschränke.
    »Ich warte hier auf Deutsche und kann nicht mal euch was anbieten. Wo hab ich nur meinen Kopf gelassen?«
    »Hast du schon mal in den unteren Schränken nachgesehen?«, meinte Allu. Er wollte gehen, aber die Braut stand im Weg und drehte sich zu ihm um.
    »Rainman macht sich auch nichts mehr aus mir. Er kommt her, wenn er gerade Lust hat, und verschwindet anschließend gleich wieder. Er ist Schütze, er bindet sich nicht. Ich hab bloß Otto. Der ist ein treuer Zwilling, wird aber auch bald sterben.«
    »Dann geh doch weg von hier.«
    »Ich kann Otto nicht allein lassen.«
    »Nimm ihn mit.«
    »Wo soll ich denn hingehen? Ich bin erwachsen, ich kann nicht nach Hause zurück. Ich hab Mars als Aszendent, ich bin zum Umherziehen verdammt. Außerdem gibt es da, wo ich herkomme, nicht mal ein richtiges Zuhause. Meine Skorpion-Mutter ist tot, mein Vater hat eine neue Familie, und die sind alle Löwen. Die machen sich nichts aus mir.«
    Sie schaute Allu in die Augen, appellierte mit einem Lächeln an ihn. In der linken Wange erschien ein Grübchen.
    »Nimm mich mit. Waage und Stier passen zusammen. Du sorgst für Harmonie, das ist gut für mich.«
    »Ich hab schon eine Frau und einen Sohn«, sagte Allu. »Und mein Fahrer hat eine Frau, eine Tochter und einen jungen Hund, und das zweite Kind kommt bald. Großpilz hat niemanden, aber der hat

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