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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tapani Bagge
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den Vater und dann riefen sie nach Joni, und Joni blieb einfach im Wald, die Wölfe von Seinäjoki zogen ihn groß, und aus ihm wurde der Großpilz oder Big P oder einfach Big – groß, stark, unschlagbar.
    Ein großer Rumpf war allerdings schwer zu bewegen, vor allem, wenn er nur schlecht atmen konnte. Big P hatte das Gefühl, als hörte der Wald nie auf. Bald würden die Wölfe kommen, die Wölfe von Seinäjoki, die ihn aufgezogen hatten, leise würden sie sich im Schnee nähern und ihn umzingeln, würden ihm zuerst Fleischfetzen aus den Beinen reißen und dann, sobald er hingefallen wäre, würden sie sich im Rudel auf ihn stürzen, so wie er es mal im Fernsehen gesehen hatte.
    Und dann war der Wald doch zu Ende und es kam eine offene Fläche, die nur aus Licht bestand, in alle Richtungen. Big P blieb stehen und hielt sich die linke Hand vor die Augen, weil er vor lauter Helligkeit nichts sah, erst nach und nach gewöhnten sich die Augen daran und konnten Erde und Himmel und auch etwas dazwischen erkennen.
    Es waren Gewächshäuser, endlos viele Gewächshäuser, und dahinter, Kilometer entfernt, standen andere Gebäude. Das Licht kam aus den Treibhäusern, sie leuchteten so hell, als schiene in jedem eine kleine Sonne, und Big P taumelte mit schlaffem, taubem rechtem Arm zwischen ihnen hindurch auf das sanftere Licht zu, das sich hinter den Glashäusern abzeichnete. Immerhin hatte er die Wumme dabei, und noch eine volle Trommel Patronen.
    Endlich endete auch das Endlose, und Big P kam an das Ende der Treibhausreihe und zum Grundstück eines Bauernhauses. Dort gab es zwar einen großen Halogenscheinwerfer, aber auch Schatten. Im Haus brannten die Lampen, draußen standen unbeleuchtete Autos und ein Traktor mit Anhänger. Big P lief geradewegs auf das Haus zu; er musste dort jemanden auftreiben, den er dazu zwingen konnte, den Fahrer zu spielen.
    Dann blieb er mitten im Rennen abrupt stehen, weil er ein vertrautes Aroma wahrnahm, den süßlichen Geruch von Gras, so intensiv, dass man vom Riechen schon fast breit wurde. Der Geruch kam aus einem großen Backsteinbau, vermutlich war das der Viehstall. Dort rannte er hin, wäre im Schnee fast ausgerutscht und prallte mit der Nase dann gegen die Stalltür, weil seine Bremsen nicht richtig funktionierten.
    Die Tür war nicht abgeschlossen. Er öffnete sie, schob sich ins Halbdunkel und folgte dem Geruch. Kühe gab es keine, aber ihr Gestank hing noch in der Luft, vermischt mit den Gerüchen von Gras und Desinfektionsmittel. Auch die Boxen für die Kühe existierten noch. Im Betonfußboden verliefen Rinnen, und an einer Wand führte eine Treppe nach oben. Dort war wahrscheinlich der Melkturm.
    Ganz hinten lagen mehrere Partien Cannabisblätter. Sie waren schon getrocknet und in durchsichtiges Plastik gepackt. Insgesamt wahrscheinlich ein großer Lieferwagen voll. Waren die in den Treibhäusern angebaut worden?
    Leck mich, hier könnte man reich werden. Für das hier bekäme man Millionen. Mit dem Geld könnte man sich Schnaps, Frauen, Kumpels kaufen. Sogar durch die Welt ziehen. Dann müsste man nie mehr in einem finnschen Wald auf seine Mutter, seinen Vater, den Nachbaronkel und die Wölfe von Seinäjoki stoßen. Und auf das ganze übrige Elend.
    Aber gerade als Big P sich mit dem Gedanken vertraut machte, reich zu werden, kam jemand in den Stall hereingeplatzt und eine Stimme dicht hinter ihm sagte:
    »Jetzt kommt der Sensenmann!«
    Zum Glück war es gesagt worden. Beziehungsweise gebrüllt worden. Ansonsten hätte es Big P auf keinen Fall geschafft, sich rechtzeitig zur Seite zu werfen, bevor die Schrotflinte sprach.

38
    Pertsa feuerte auch den zweiten Lauf der Husqvarna auf den großen Mann ab, während dieser im Halbdunkel des Stalls zur Treppe, die nach oben führte, stürmte. Dann musste er selbst in Deckung gehen, denn der Kerl schoss im Laufen aus der Hüfte. Er hatte einen großen Revolver wie im Wilden Westen und zielte auch entsprechend. Die Kugel ging weit drüber und prallte irgendwo weit hinten von der Ziegelwand ab.
    Pertsa klappte das Gewehr auf und schob zwei neue Patronen in den Doppellauf. Er war ein erfahrener Jäger und früher mit seinem Vater bei der Elchjagd, der Vogeljagd und wer weiß was alles für Jagden gewesen. Schnell hatte er die Husqvarna geladen und suchte über die Kimme hinweg das Korn.
    Er durfte den großen Mann nicht auf den Stallboden hinauflassen. Dort hatte Pertsa sein teures Labor, und eine zweite Explosion konnte er sich nicht

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