Das Begraebnis des Paten
hatte, war gerade noch genug für die Fahrt übrig gewesen.
Jennis rote Vierhundertfünziger Honda stand für alle sichtbar auf dem Parkplatz. Aber Hurmes Stellvertreter hatte mit Sicherheit nicht das Nummernschild gesehen, wahrscheinlich nicht mal die Maschine. Zuerst war sie hinter dem Café versteckt gewesen, und dann hatte Jenni die Tasche mit dem Geld so schnell geholt, dass der Typ es nicht rechtzeitig die Treppe hinunter geschafft hatte. Er konnte von Glück reden, dass er überhaupt runtergekommen war.
Grönholm flüchtete vor dem kalten Wind ins Haus, fuhr mit dem Lift in den vierten Stock und klingelte an Jennis Tür. Sie öffnete sofort und kam auch gleich in Fahrt. Aber auf die falsche Weise.
»Wo hast du rumgegammelt, du Arsch?«
Die erste Ohrfeige traf die linke Backe, die zweite die rechte. Grönholm brauchte nicht mal den Kopf zu drehen.
»Hast du deine Tage, oder was?«, wunderte er sich.
Das hätte er nicht tun sollen. Jenni packte ihn am Kragen, riss ihn über die Schwelle und schleuderte ihn gegen die Wand. Dort hing ein Spiegel, der mit Grönholm zusammen auf den Boden fiel und zersplitterte. Damit waren sieben Jahre Glück dahin, aber andererseits brachten Scherben ja auch Glück. Vielleicht Glück im Unglück.
»Was willst du eigentlich?«, fragte Grönholm von Splittern übersät, während er seine Knochen sortierte. »Die Übergabe lief doch wie am Schnürchen.«
»Und wie«, meinte Jenni und knallte die Tür zu. Es klang wie der Deckel eines billigen Sargs. »Geh ins Wohnzimmer und guck dir an, wie das am Schnürchen lief.«
Sie versetzte ihm einen Stoß, damit er in Bewegung kam. Grönholm stolperte über die Schwelle und prallte mit dem Kopf gegen den roten Boxsack, der mitten im Zimmer von der Decke hing. Mit beiden Händen klammerte er sich daran fest, nur deshalb konnte er sich auf den Beinen halten. Das halbe Wohnzimmer war ein Fitnessstudio, auf der anderen Seite standen Sitzgruppe und Fernseher.
»Jetzt guck endlich hin!«
Jenni packte Grönholm im Nacken und drehte seinen Kopf zum Couchtisch, auf dem sie die hellblaue Sporttasche ausgeweidet hatte. Es waren alte Gratiszeitungen und Reklamezettel zum Vorschein gekommen.
»Scheiße, der hat sich nicht mal die Mühe gemacht, sie auf Geldscheingröße zu zerschnippeln! Ich hab mich schon beim Fahren gewundert, warum da so große Klumpen drin sind, aber ich hab gedacht, die Geldbündel sind mit Folie zu größeren Blöcken zusammengebunden worden.«
»Warum hätten sie das tun sollen?«, fragte Grönholm.
Jenni langte über die Schulter hinweg zu. Grönholm spürte seinen Augenwinkel blau werden und ging zu Boden, um sich anzählen zu lassen. Allerdings zählte keiner.
Als er schließlich aufstand und aufs Klo ging, stemmte Jenni ein paar Gewichte auf der Drückbank. Sie ließ ihre Wut an den Eisen aus, die auch flink hoch und runter flutschten. Gut so. Da bliebe Grönholm weiteres erspart.
Das Auge schimmerte im Spiegel verheißungsvoll bläulich. Grönholm setzte sich auf die Schüssel und blätterte zum Zeitvertreib die frische Zeitung durch. Ihm fiel ein Artikel über moderne Observationstechnik auf, und er bekam eine Idee. Er las den Artikel gründlich durch, prägte sich die wichtigsten Punkte ein und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Jenni sprang von der Bank auf, in Jogginghosen und T-Shirt, schwitzend und vor Tatkraft strotzend.
»Ich weiß, was wir tun.«
»Ich auch«, sagte Grönholm.
»Wir lassen Hurme in Ruhe. Von dem kriegen wir höchstens eine Kugel ins Genick. Wir konzentrieren uns auf ein einfacheres Objekt.«
»Das dachte ich auch.«
»Auf Hurmes Braut.«
»Du nimmst mir die Torte aus dem Mund.«
»Ist nur recht, wenn sie Hurme an den Eiern aufhängt. Was versucht er auch, uns zu verarschen.«
Grönholm nickte.
»Hättest du einen Schluck zum Nivellieren, bevor ich anrufe?«
Jenni rieb sich die Faust.
»Ich kann deine Nase nivellieren.«
»Schon gut«, sagte Grönholm und tippte Erjas Nummer in das Handy, das Jenni gekauft hatte. Er wusste sie immer noch auswendig.
Sogar in der richtigen Reihenfolge, denn wenig später meldete sich Erja.
»Grönholm hier, Tag. Wie viel Erspartes hattest du noch? Dreißigtausend?«
»Das hab ich nicht gesagt. Wieso?«
»Ich frag bloß. Ich hab da auf einem USB-Stick noch ein paar Fotos gefunden, die dich interessieren könnten. Und ich hab die Angaben zu der einen beteiligten Person, die darauf vorkommt.«
»Was?«
Erja schien ehrlich auf dem Schlauch zu
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