Das Begraebnis des Paten
P.
»Wo hast du gesteckt?«, wollte Jarkka von Big P wissen.
»Genau, was hat’s gekostet?«, fragte Allu. »Der Alte hat die Hirnzwerge hier überrascht, die hätten schwere Not gelitten, wenn wir nicht zu Hilfe gekommen wären.«
»Willst du jetzt auch noch ...«, versuchte Liima zu protestieren.
Aber Oikarainen schnitt ihm das Wort ab.
»Verflucht, ich hatte die Lederhose hier schon auf dem Boden und dem anderen in die Eier getreten, die hätt ich trotz Kabelbinder im Rücken und Kissenbezug überm Kopf fertig gemacht, alle beide ...«
Big P blickte immer weniger durch. Was für Kabel im Rücken? Scheiße, was war das hier eigentlich? Warum war der Kerl nicht längst platt ...?
»Ich bin nämlich schon vor zwei Wochen gestorben«, redete der Winzling weiter. »In die Luft geflogen. Heute haben sie mich eingesegnet und eingeäschert, ich bin also bloß mit Leihfrist hier, beim Warten auf die Auferstehung ...«
Allu und Jarkka näherten sich Big P von zwei Seiten. Er begriff jedoch rechtzeitig, dass sie etwas vorhatten und zielte erst auf den einen, dann auf den anderen.
»Stehen bleiben! Beide!«
Allu und Jarkka blieben mit ausgebreiteten Armen stehen, zeigten, dass sie keine Wumme hatten.
»Wo ist das Problem?«, fragte Allu.
»Was ist los?«, fragte Jarkka.
»Warum hast du mich heute Morgen nicht in der Mühle abgeholt, Allu? So verarscht man seinen Kumpel nicht, wenn man’s vorher versprochen hat. Das letzte Mal bin ich genau deswegen im Knast gelandet, weil ein Kumpel mich beim Spritbesorgen im Stich gelassen hat, obwohl sich später rausgestellt hat, dass er doch gekommen ist, ich hab mich bloß nicht mehr dran erinnert, weil ich beide Flaschen allein abgehakt hab. War mir ein bisschen peinlich, weil ich den guten Kumpel wegen nix umgelegt hab, Jokke Karjula, falls ihr den noch kennt, so ein kleiner Lockenkopf, allerdings vom Kopf her so schwach gebaut, dass er die paar Kugeln nicht verkraftet hat, aber selber schuld, was geht er auch mit mir saufen ...«
»Der da ...«, versuchte Liima sich zu melden.
Sofort rammte ihm der Winzling mit Wucht den Kopf in die Seite. Sie fielen beide aufs Bett, wobei Liimas verbundene Hand gegen das Kopfende schlug. Er brüllte, und Big P drückte instinktiv ab, ohne groß nachzudenken. Die Kugel machte dem kleinen Mann ein Loch in die Schulter, riss oberhalb von Liimas rechtem Auge die Haut auf und ließ den Knochen splittern.
Liima sackte zusammen. Der Winzling rollte überraschend flink über ihn hinweg und warf sich hinter dem Bett auf den Boden. Big P wollte unter dem Bett durchschießen, aber inzwischen hatte Allu irgendwo ein Schießeisen hervorgezaubert, wahrscheinlich aus Leders Gürtel, und drückte ab.
Es war keine besonders große Wumme, aber sie hinterließ unschöne Spuren. Big P hörte den Knall und sah das Mündungsfeuer und spürte, wie sein rechter Oberarm nach vorn schwenkte und anscheinend zersplitterte, irgendwas ging da jedenfalls kaputt. Der Colt flog ihm aus der Hand, Big P rannte ihm nach und fing ihn mit der Linken auf. Er wollte sich umdrehen und die Kerle mit einer Hand versohlen, aber da kam draußen ein neues Auto angerauscht, und er kapierte, dass es Verstärkung für seine Gegner war und dass auch seine Kräfte begrenzt waren, vor allem weil er einen Kater und nur einen Arm hatte. Er rannte zum Küchenfenster, hielt sich den linken Ledermantelschoß als Schutz vors Gesicht und stürzte sich mit der Schulter voraus durchs Fenster.
36
Es schneite noch immer, als Grönholm vor dem Haus, in dem Jenni wohnte, aus dem Taxi stieg. Er war außergewöhnlich zufrieden mit sich. Er hatte den ganzen Tag einen klaren Kopf behalten, und das, obwohl es schon fast drei Uhr war. Gut, er hatte in der Bar des Hotels Aulanko einen Kognak zum Kaffee bestellt, um sich ein bisschen aufzuwärmen, aber das zählte nicht. Auch nicht die zwei Asbach-Cola, die er danach hatte. Nach drei Portionen war ein erfahrener Trinker noch so gut wie nüchtern. Darum hatte er auch noch zwei Kurze hinterherbestellt, aber dann hatte man ihn zur Tür begleitet und ihm empfohlen, ein anderes Lokal aufzusuchen, eines, das von seinesgleichen frequentiert wurde. Angeblich beschwerten sich die Lunchgäste über den Geruch und die ästhetische Beeinträchtigung.
Scheißdreck. Bei den Preisen war es eh sinnvoll gewesen, zu gehen. Als aufrechter Mann hatte er allen anderen Tränken aber widerstanden und sich direkt zu Jenni fahren lassen. Von dem Geld, das sie ihm gegeben
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