Das Beil von Wandsbek
Albert Teetjen steht vor dem Ruin. Um seine Existenz zu retten, ist er bereit, den erkrankten Henker des Zuchthauses Fuhlsbüttel zu vertreten. Vier Häftlinge hat er mit seinem Beil hinzurichten. Der bescheidene Wohlstand, der mit dem Blutgeld bei den Teetjes einzieht, währt nur so lange, bis die Nachbarn erfahren, woher das Geld stammt.
In diesem vierten Roman seiner Exilzeit wollte Arnold Zweig - wie er an F. C. Weiskopf schrieb - "das deutsche Bürgertum in der Phase des gipfelnden
Faschismus 1937-38 genau so durchsichtig (...) machen, wie er im ›Grischa‹ den russischen Durchschnitt aus dem bolschewistischen Schreckgespenst in wahre menschliche Gestalt" verwandelt hatte.
Unserer Edition liegt die deutschsprachige Erstausgabe von 1947 zugrunde, die Lion Feuchtwanger von Amerika aus für das Stockholmer Editionshaus "Neuer Verlag"
vorbereitete. Archivmaterial, von Ideenskizzen bis zu den begleitenden Texten des Autors, wird im Anhang dokumentiert. Der Kommentar zur Entstehungs- und
Wirkungsgeschichte beschreibt u.a. die ungewöhnliche Odyssee eines im Exil entstandenen deutschen Romans.
Informationen zum Autor
ARNOLD ZWEIG wurde 1887 in Groß-Glogau (Schlesien) als Sohn eines jüdischen Sattlermeisters geboren. Studierte u. a. in Breslau, München, Berlin Germanistik, moderne Sprachen, Philosophie und Psychologie. Bekanntgeworden mit "Novellen um Claudia" (1912). Armierungssoldat in Serbien und vor Verdun, ab 1917 Schreiber und Zensor in der Presseabteilung Ober-Ost. 1919-1923 lebte er am Starnberger See, danach in Berlin. Neben Novellistik und Dramatik entstanden Publikationen und Vorträge über Judentum, Antisemitismus und die Lehre Sigmund Freuds. 1933-1948 Exil in Palästina, Oktober 1948 Rückkehr nach Berlin (Ost). Präsident der Akademie der Künste bis 1953 und des deutschen PEN-Zentrums. Arnold Zweig starb 1968 in Berlin.
Novellistik, Dramatik, Romane u. a.: Der Zyklus Der große Krieg der weißen Männer: Der Streit um den Sergeanten Grischa (1927), Junge Frau von 1914 (1931), Erziehung vor Verdun (1935), Einsetzung eines Königs (1937), Die Feuerpause (1954), Die Zeit ist reif (1957); De Vriendt kehrt heim (1932); Das Beil von Wandsbek (1943 in Hebräisch, 1947 in Deutsch); Traum ist teuer (1962).
In der palästinensischen Hafenstadt Haifa, seinem Exil, diktierte Arnold Zweig zwischen 1941 und 1943 den Roman um den Wandsbeker Schlachtermeister Albert Teetjen, der den erkrankten Henker des Zuchthauses Fuhlsbüttel vertritt und damit seinen Schicksalsknoten knüpft. In diesem vierten Roman seiner Exilzeit wollte Zweig – wie er an F. C. Weiskopf schrieb – »das deutsche Bürgertum in der Phase des gipfelnden Faschismus 1937–38 genau so durchsichtig [...] machen« wie er »im ›Grischa‹ den russischen Durchschnitt aus dem bolschewistischen Schreckgespenst in wahre menschliche Gestalt« verwandelt hatte.
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