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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Seine Macht ... «
    »Er hat seine Macht zum großen Teil abgegeben«, unterbrach Balthamos ihn. »An Metatron, wie gesagt, den du vor hin ja selbst gesehen hast. Wir sind ihm schon einmal mit knapper Not entkommen, doch jetzt hat er uns wieder gefunden, und er hat auch dich gesehen und das Messer. Dabei sagte ich doch ... «
    »Balthamos«, fiel Baruch freundlich ein, »du darfst Will keine Vorwürfe machen. Wir brauchen seine Hilfe, und er kann nichts dafür, wenn er nicht weiß, was auch wir erst seit kurzem wissen.«
    Balthamos sah zur Seite.
    »Ihr wollt mir euer Geheimnis also nicht verraten?«, sagte Will. » Gut, dann verratet mir stattdessen, was passiert, wenn wir sterben.«
    Balthamos sah ihn überrascht an.
    »Nun, es gibt eine Welt der Toten«, sagte Baruch. »Wo sie liegt und was dort geschieht, weiß niemand. Mein Geist war dank Balthamos' niemals dort. Ich bin, was einst der Geist Baruchs war. Die Welt der Toten ist für uns ein Rätsel.«
    »Sie ist ein Gefängnis«, sagte Balthamos. »Der Allmächtige hat es in seinen ersten Jahren eingerichtet. Warum willst du das wissen? Du wirst es zu gegebener Zeit erfahren.«
    »Mein Vater ist soeben dorthin gegangen, deshalb. Er hätte mir alles gesagt, was er wusste, wenn man ihn nicht vorher ermordet hätte. Ihr sagt, es sei eine Welt - meint ihr damit eine Welt wie diese, ein anderes Universum?«
    Balthamos sah Baruch an, und Baruch hob die Schultern.
    »Und was geschieht in der Welt der Toten?«, wollte Will wissen. »Das weiß niemand«, sagte Baruch. »Das ist alles geheim. Nicht einmal die Kirchen wissen es. Sie sagen den Gläubigen, dass sie in den Himmel kommen, aber das ist gelogen. Wenn die Menschen wirklich wüssten ... «
    »Und der Geist meines Vaters ist jetzt dort.«
    »Zweifellos, so wie die Millionen, die vor ihm gestorben sind.«
    Will schwindelte angesichts dieser Vorstellung.
    »Und warum seid ihr mit eurem Geheimnis nicht gleich zu Lord Asriel gegangen, statt zuerst nach mir zu suchen?«, fragte er. »Wir waren uns nicht sicher, ob er uns glauben würde«, antwortete Balthamos, »es sei denn, wir brächten ihm einen Beweis unserer Aufrichtigkeit. Zwei unbedeutende Engel unter all den Mächten, mit denen er umgeht - warum sollte er uns ernst nehmen? Doch wenn wir ihm das Messer und seinen Träger bringen, hört er uns vielleicht zu. Das Messer ist eine mächtige Waffe, und Lord Asriel wäre froh, dich auf seiner Seite zu wissen.«
    »Tut mir Leid«, sagte Will, »aber das klingt für mich etwas fadenscheinig. Wenn ihr wirklich von der Wichtigkeit eures Geheimnisses überzeugt wärt, bräuchtet ihr keine Entschuldigung, um zu Lord Asriel vorgelassen zu werden.«
    »Es gibt noch einen anderen Grund«, gestand Baruch ein. »Wir wussten, dass Metatron uns verfolgen würde, und wollten sichergehen, dass das Messer ihm nicht in die Hände fiel. Wenn wir dich überreden könnten, zuerst zu Lord Asriel zu gehen, dann wäre das wenigstens ... «
    »Oh nein, das tue ich nicht«, sagte Will. »Ihr macht es schwerer für mich, zu Lyra zu kommen, nicht leichter. Für mich ist sie das Allerwichtigste. Ihr vergesst das ständig, aber ich nicht. Warum geht ihr nicht einfach zu Lord Asriel und lasst mich in Ruhe? Lasst euch was einfallen, damit er euch zuhört. Wenn ihr fliegt, seid ihr viel schneller bei ihm als ich zu Fuß, und ich suche sowieso zuerst Lyra. Macht es doch so. Zieht los und lasst mich allein.«
    »Aber du brauchst mich«, sagte Balthamos steif. »Ich kann so tun, als sei ich dein Dæmon. Du würdest in Lyras Welt sonst auffallen.«
    Will war so wütend, dass er nichts sagen konnte. Er stand auf und ging einige Schritte durch den tiefen, weichen Sand. Dann blieb er stehen. Die schwüle Hitze nahm ihm den Atem.
    Er drehte sich zu den beiden Engeln um. Sie unterhielten sich leise, dann kamen sie demütig und etwas verlegen, aber zugleich stolz zu ihm. »Es tut uns Leid«, sagte Baruch. »Ich werde allein zu Lord Asriel fliegen, ihm sagen, was wir wissen, und ihn bitten, dass er dir hilft, seine Tochter zu finden. Wenn ich mich nicht verfliege, bin ich in zwei Tagen dort.«
    »Und ich bleibe bei dir, Will«, fügte Balthamos hinzu.
    »Gut«, sagte Will. »Danke.«
    Die beiden Engel umarmten einander. Dann umarmte Baruch auch Will und küsste ihn auf beide Wangen. Der Kuss war leicht und kühl wie die Berührung der Hände Balthamos .
    »Findest du uns, wenn wir inzwischen Lyra folgen?«, fragte Will.
    »Ich werde Balthamos immer finden«,

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