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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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sagte Baruch und trat ein paar Schritte zurück.
    Er sprang in die Luft, stieg rasch auf und verschwand zwischen den Sternen. Balthamos sah ihm mit herzzerreißender Sehnsucht nach.
    »Sollen wir hier schlafen oder weitergehen?«, fragte er endlich Will.
    »Wir schlafen hier«, sagte Will.
    »Dann schlafe du, und ich halte Wache. Ich war sehr unfreundlich zu dir, Will, und das war falsch. Du trägst die größte Last, und ich sollte dir helfen, statt dir Vorwürfe zu machen. Ich will versuchen, mich zu bessern.«
    Will legte sich auf den warmen Sand. Der Engel passt auf mich auf, dachte er, doch war das nur ein geringer Trost.
     
     
    ...hole uns hier raus, Roger, versprochen. Und Will kommt auch mit, ganz bestimmt!«
    Er verstand nicht, was sie meinte, breitete die bleichen Hände aus und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, wer das ist«, sagte er, »und er kommt nicht hierher. Und wenn er kommt, kennt er mich nicht.«
    »Aber er kommt zu mir«, sagte sie, »und ich und Will, ach, ich weiß nicht wie, Roger, aber ich schwöre dir, wir werden dir helfen. Und vergiss nicht, dass noch andere auf unserer Seite stehen, Serafina und Iorek, und...

Aasfresser
     
     

    Serafina Pekkala, Königin des Hexenclans vom Enarasee, flog durch den trüben Himmel über der Arktis und weinte. Sie heulte vor Wut und Angst und vor Reue: vor Wut auf Mrs. Coulter, die umzubringen sie sich geschworen hatte, aus Angst vor dem, was mit ihrer geliebten Heimat geschah, und aus Reue ... dafür war später noch Zeit.
    Währenddessen sah sie auf die schmelzende Eisdecke hinunter, auf überflutete Wälder und das angeschwollene Meer, und war zutiefst betrübt.
    Doch hielt die Hexe nicht an, um die Heimat zu besuchen oder ihre Schwestern zu trösten und ihnen Mut zuzusprechen. Stattdessen flog sie weiter nach Norden, geradewegs auf das von Nebeln eingehüllte, sturmumtoste Svalbard zu, das König reich des Panzerbären Iorek Byrnison.
    Serafina erkannte die Hauptinsel kaum wieder. Nackt und schwarz erhoben sich die Berge unter ihr, und nur in einigen versteckten, von der Sonne abgewandten Tälern lag in den schattigsten Winkeln noch ein wenig Schnee. Doch was hatte die Sonne um diese Jahreszeit überhaupt hier zu suchen? Die ganze Natur stand Kopf.
    Die Königin brauchte fast einen Tag, um den Bärenkönig zu finden. Endlich entdeckte sie ihn zwischen den Klippen vor der Nordküste der Insel. Er schwamm mit kräftigen Stößen einem Walross hinterher. Im Wasser zu töten fiel den Bären schwer. Als noch Eis das ganze Land bedeckt hatte und die großen Meeressäuger zum Atmen hatten auftauchen müssen, waren die Bären perfekt getarnt gewesen und ihre Beute außerhalb ihres Elements, so wie die Natur es vorgesehen hatte. Doch Iorek Byrnison hatte Hunger, und nicht einmal die spitzen
    Stoßzähne des gewaltigen Walrosses konnten ihn von der Verfolgung abhalten.
    Serafina beobachtete den Kampf der beiden Riesen und sah, wie sich die weiße Gischt rot färbte und Iorek die Leiche aus dem Wasser auf einen breiten Felssims zerrte. Drei Füchse mit zerzaustem Fell warteten in respektvoller Entfernung darauf, dass sie an die Reihe kämen.
    Als der Bärenkönig seine Mahlzeit beendet hatte, flog Serafina zu ihm hinunter. Jetzt war die Zeit der Reue gekommen.
    »König Iorek Byrnison«, sagte sie, »kann ich Euch bitte sprechen? Ich lege meine Waffen ab.«
    Sie legte ihren Bogen und die Pfeile auf den nassen Felsen zwischen ihnen. Iorek bedachte beides mit einem kurzen Blick. Die Hexe wusste, wenn sein Gesicht ein Gefühl hätte zeigen können, wäre es Überraschung gewesen.
    »Sprechen Sie, Serafina Pekkala«, knurrte er. »Wir haben nie gegeneinander gekämpft, oder?«
    »König Iorek, ich habe Euren Kameraden Lee Scoresby im Stich gelassen. «
    Die kleinen schwarzen Augen des Bären und seine blutbefleckte Schnauze bewegten sich nicht. Der Wind fuhr durch das altweiße Fell auf seinem Rücken und richtete es auf. Der Bär schwieg.
    »Mr. Scoresby ist tot«, fuhr Serafima fort. »Bevor ich mich von ihm trennte, gab ich ihm eine Blume, mit der er mich rufen sollte, wenn er mich brauchte. Ich hörte ihn rufen und flog zu ihm, doch kam ich zu spät. Er starb im Kampf gegen eine Streitmacht Moskowiter. Ich weiß weder, was sie dorthin führte, noch warum er sich ihnen entgegenstellte, wo er doch mit Leichtigkeit hätte fliehen können. Das Bedauern darüber zerreißt mir das Herz, König lorek.«
    »Wo ist das passiert?«, fragte Iorek Byrnison.
    »In

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