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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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seiner Hüfte und schwang sich den Rucksack auf die Schulter.
    »Bist du jetzt vielleicht fertig?«, fragte die Stimme sarkastisch. 
    »Ja. Wenn du willst, erkläre ich es dir, aber es scheint dich nicht besonders zu interessieren.«
    »Oh doch, alles, was du tust, fasziniert mich ungemein. Aber kümmere dich jetzt nicht um mich. Was willst du den Leuten sagen, die da unten kommen?«
    Will schaute erschrocken hinunter. Tief unter ihnen näherte sich auf dem Pfad, der zum See hinaufführte, eine Kolonne von Reisenden mit Packpferden. Noch hatten sie ihn nicht gesehen, aber er durfte nicht länger hier bleiben.
    Will nahm den Mantel seines Vaters, den er auf einem Felsen in der Sonne ausgebreitet hatte. Getrocknet war er viel leichter. Dann sah der Junge sich um. Sonst konnte er nichts mehr mitnehmen.
    »Gehen wir weiter«, sagte er.
    Will hätte gern einen neuen Verband angelegt, aber das musste warten. Er marschierte am Seeufer entlang, fort von den Reisenden, und der in der hellen Sonne unsichtbare Engel folgte ihm.
     
     
    Am späten Nachmittag stiegen sie von den kahlen Bergen hinunter und gelangten auf einen mit Gras und Zwergrhododendren bewachsenen Ausläufer. Will sehnte sich nach einer Pause. Bald, so beschloss er, wollte er anhalten.
    Von dem Engel hörte er wenig. Von Zeit zu Zeit hatte Balthamos »Nicht hier lang« oder »Weiter links ist ein besserer Weg« gesagt, und Will war seinem Rat gefolgt. Doch marschierte er eigentlich nur um des Marschierens willen und um sich von den Reisenden fern zu halten, denn solange der andere Engel nicht mit Nachrichten zurück war, hätte er genauso gut am alten Standort bleiben können.
    Jetzt, bei Sonnenuntergang, bildete er sich ein, seinen seltsamen Gefährten zu sehen. Flimmernd stand die Silhouette eines Mannes neben ihm. Die Luft innerhalb der Umrisse schien gleichsam verdichtet zu sein.
    »Balthamos?«, sagte er. »Ich suche einen Fluss. Ist einer in der Nähe?«
    »Auf halbem Weg nach unten kommt eine Quelle«, sagte der Engel. »Gleich oberhalb der Bäume dort.«
    »Danke«, sagte Will.
    Er fand die Quelle, trank ausgiebig und füllte seine Feldflasche. Doch bevor Will zu dem kleinen Wäldchen hinuntergehen konnte, hörte er Balthamos etwas rufen. Der Junge drehte sich nach ihm um und entdeckte, wie seine Silhouette über den Hang glitt. Wohin? Zu sehen war nur ein Flimmern, das sich bewegte. Am deutlichsten nahm Will den Engel wahr, wenn er ihn nicht direkt anschaute. Jetzt schien Balthamos stehen zu bleiben und zu lauschen. Dann stieg er wieder in die Luft auf und glitt zu Will zurück.
    »Hier!«, rief er, und wenigstens diesmal schwangen weder Missbilligung noch Spott in seiner Stimme mit. »Baruch ist hier vorbeigekommen! Dort drüben ist eins dieser Fenster, fast unsichtbar. Komm mit, los, komm.«
    Will folgte ihm sofort. Die Müdigkeit war vergessen. Als er vor dem Fenster stand, blickte er auf eine dämmrige Landschaft ähnlich einer Tundra, mit flacheren Bergen als in der Welt von Cittàgazze und kälter. Der Himmel war bewölkt.
    Der Junge ging hindurch und Balthamos folgte ihm ohne Zögern.
    »Was ist das für eine Welt?«, fragte Will.
    »Die Welt des Mädchens. Hier sind sie durchgekommen, und Baruch ist ihnen gefolgt. Sie ziehen nach Süden, tief nach Süden.«
    »Woher weißt du das? Kannst du seine Gedanken lesen?«
    »Natürlich. Wohin er auch geht, folgt ihm mein Herz. Wir fühlen wie einer, auch wenn wir zwei sind.«
    Will sah sich um. Nirgends waren Spuren menschlicher Besiedlung zu sehen. Es wurde rasch dunkel, und mit der Dunkelheit kam die Kälte.
    »Schlafen will ich hier nicht«, sagte er. »Zum Schlafen bleiben wir in der Welt von Ci'gazze, und morgen gehen wir weiter. In Cittàgazze gibt es wenigstens Holz, und ich kann Feuer machen. Außerdem weiß ich ja jetzt, wie sich ihre Welt anfühlt, und kann sie jederzeit mit dem Messer finden. Ach übrigens, Balthamos, kannst du eigentlich eine andere Gestalt annehmen?«
    »Warum sollte ich das wollen?«
    »Die Menschen dieser Welt haben Dæmonen, und wenn ich ohne einen herumlaufe, errege ich Verdacht. Lyra hat deshalb zuerst Angst vor mir gehabt. Wenn wir also in ihrer Welt reisen, musst du so tun, als wärst du mein Dæmon, und die Gestalt eines Tieres annehmen. Vielleicht die eines Vogels. Dann könntest du wenigstens fliegen.«
    »Wie langweilig.«
    »Aber kannst du das?«
    »Rein theoretisch, ja.«
    »Dann tu's jetzt. Zeig es mir.«
    Die Gestalt des Engels verdichtete sich zu einem

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