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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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an sie herangetreten.
    »Nicht traurig sein, Liebste«, wisperte er ihr ins Ohr. »Wir alle wissen, dass du maßgeblich dazu beigetragen hast. Aber Frauen können nun einmal nicht in der ehrwürdigen Fakultät auftreten, geschweige denn, den Gelehrten und Studiosi einen Vortrag halten. Du kannst jedoch versichert sein, dass Caspar und ich deinen Beitrag zu dem Ganzen nicht verschweigen werden. Wir sitzen bereits an einer Schrift, in der wir das kundtun.« Er drückte sie an sich und hauchte ihr einen Kuss aufs rotblonde Haar. »Du weißt ja, ohne deine Unterstützung reicht es bei mir eben nur zum närrischen Quacksalber. Allein deshalb muss ich mich mit dir gut stellen, sonst werde ich mit meinen Künsten nicht weit kommen.«
    »Apotheker Heydrich wird nicht eben jubilieren«, bemerkte derweil Boye und rückte seine Brille auf der Nase zurecht. Gellerts knotige Finger fuhren gedankenverloren durch den roten Bart.
    »Das wird ein großer Moment für die Albertina«, rang sich Farenheid zu einer Bemerkung durch. »Wie gut, dass Ihr Euch so um den jungen Apotheker aus dem Löbenicht gekümmert habt. Es sah doch lange Zeit so aus, als könnte er das Erbe seines Vaters nicht sonderlich gut ausfüllen.«
    »So ist das wohl mit den Söhnen.« Der kurfürstliche Leibarzt schenkte Christoph einen vielsagenden Blick. »Man muss sich einfach in Geduld üben, bis die Zeit reif ist, dass sie ihre wahren Fähigkeiten beweisen. Manch einer braucht dazu allerdings nicht nur die Hilfe seines Vaters, sondern auch weitere Unterstützung von gänzlich unerwarteter Seite.« Er zwinkerte Carlotta zu. »Wollen wir hoffen, dass sie sich derer fortan immer sicher sein können.«
    »Sie kommen!«, platzte in diesem Moment Steutner vom Kontor aus herein. »Ich habe den Wagen vom Fenster aus gesehen.«
    Er machte sich nicht die Mühe, die Besucher zu begrüßen, sondern lief gleich weiter zur Eingangstür. Ein heftiger Windstoß fegte ihm entgegen, sobald er sie öffnete. Die eisige Luft breitete sich sofort in der Diele aus. Carlotta fröstelte, und Christoph nutzte die Gelegenheit, sie inniger an sich zu drücken. Lina und Milla rückten enger an das Herdfeuer heran.
    Bedächtig stieg eine hochgewachsene Frauengestalt in Kobaltblau die Treppen des Beischlags herauf. Enttäuscht blickte Carlotta ihr entgegen. »Marietta, Ihr?«
    »Verzeiht«, entschuldigte sich die Kauffrau aus Brügge mit ihrem auffälligen Akzent und trat ein. »Ich werde Euch nicht von der Begrüßung Eurer Mutter abhalten. Erlaubt mir bitte, sie nur noch einmal in die Arme zu schließen. Dann kann ich beruhigt nach Hause fahren.«
    »Ihr reist ab?«, hakte Carlotta nach und reckte sich auf die Zehenspitzen, um an der großen Frau vorbei die Tür fest im Blick zu behalten.
    »Gerade ist das Wetter günstig. Die Gelegenheit muss ich nutzen. Sobald ich Eure Mutter ans Herz gedrückt und ihr alles Gute für die Zukunft gewünscht habe, wird mein Wagen kommen.« Marietta lächelte. »Jetzt, da sich alles zum Guten gewendet hat, brauche ich nicht mehr länger am Pregel zu verweilen. Doch seid gewiss: Im nächsten Frühjahr schon bin ich wieder da. Dann können Magdalena und ich endlich darangehen, unsere geschäftliche Zusammenarbeit zu beginnen. Dazu bin ich doch hierhergereist.«
    Von der Straße klangen die Rufe des Fuhrmanns herüber. Pferde wieherten, Wagenräder knirschten im Schnee. Es dauerte nicht lange, und eine kleine Gruppe dick in Mäntel und Umhänge gehüllte Menschen trat über den Beischlag zur Tür herein. Artig machte Marietta ihnen Platz. Carlotta wurde unruhig. Endlich entdeckte sie Magdalenas zierliche Gestalt inmitten der Gruppe und stürzte auf sie zu.
    »Mein Liebes, wie schön, wieder bei dir zu sein.« Die Mutter schloss sie fest in die Arme. »Es tut so gut, nach Hause zu kommen.«
    »Dabei warst du gar nicht so lange weg«, entgegnete Carlotta. »Auf den Tag genau drei Wochen sind seit unserer Abreise aus dem Löbenicht vergangen.«
    »Mir ist, als wäre es eine Ewigkeit. Seither ist einfach so viel geschehen. Wieso haben wir Besuch? Ihr seid gewiss nicht alle meinetwegen hier.«
    Verwundert schaute die Mutter die Runde entlang. Die Kaufleute verneigten sich wohlerzogen. Marietta löste sich aus dem Halbkreis und umarmte sie herzlich. Erfreut ließ sie es geschehen. Zuletzt fiel ihr Blick auf den alten Kepler.
    »Doktor! Ihr seid bereits wieder wohlauf?«
    »Da staunt Ihr, Verehrteste, nicht wahr?«
    Der Altstädter Stadtphysicus trat auf sie zu und

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