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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Krieg losgeschlagen wurde. Entgegen aller Erwartungen öffneten sich die Schleusen an Mensch und Material nicht an der ostpreußischen Front, sondern weiter südlich, am Weichsel-Brückenkopf von Baranow. Die 1. Ukrainische Front unter Marschall Konjew, bestehend aus sieben Armeen, darunter drei Garde-Armeen, setzte nach einer heftigen Artillerievorbereitung und Hunderten von Stalinorgeln zum Sturm auf die deutschen, schwach besetzten Stellungen an. Sechzig Infanterie-Divisionen und acht Panzerkorps wälzten sich nach Westen und überrollten wie eine Lawine die Verteidigungslinien der deutschen 4. Panzerarmee. Ihr Kommandeur, General der Panzer Graeser, hatte es kommen sehen. Seine Meldung an das Führerhauptquartier war knapp: Den sowjetischen Armeen gelang der Durchbruch.
    Gleichzeitig begann rund um Ostpreußen, plötzlich wie ein Donnerschlag, ein mehrstündiges, unvorstellbares Artilleriefeuer. Sowjetische Stoßtrupps in Bataillonsstärke rannten gegen die deutschen Linien an, aber es war noch nicht der alles vernichtende Orkan. Es war ein Vortasten, eine Warnung, eine militärische Visitenkarte: Hier sind wir.
    Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: 13.1.1945 An der Weichselfront hat die lange erwartete Winteroffensive der Bolschewisten begonnen. Nach außergewöhnlich starker Artillerievorbereitung trat der Feind zunächst an der Westfront des Brückenkopfes von Baranow mit zahlreichen Schützendivisionen und Panzerverbänden an. Erbitterte Kämpfe sind entbrannt. Nebenangriffe südlich der Weichsel und im Nordteil des Baranow -Brückenkopfes wurden zerschlagen.
    Im ostpreußischen Grenzgebiet lag beiderseits der Rominter Heide schweres feindliches Artilleriefeuer auf unseren Stellungen. Zahlreiche bataillonsstarke Angriffe der Sowjets wurden abgewiesen …
    Welch karge Worte für Tod und Untergang!
    Kaum hatte man im Führerhauptquartier den Schock überwunden, als das eintraf, was General Gehlen rechtzeitig gemeldet hatte und Hitler mit einer Handbewegung als den größten Bluff seit Dschingis-Khan weggewischt hatte: Am Morgen des 13. Januar erhebt sich der russische Riese. Aus dem Raum Pillkallen heraus wird Ostpreußen überrannt. Die 3. Weißrussische Front unter Marschall Tschernjakowskij bricht mit sechs Armeen, zwei Garde-Panzerkorps und einem Gewitter von Artilleriebeschuß über die deutschen Stellungen herein. Ihr Ziel ist offensichtlich: die Zerschlagung der deutschen 3. Panzerarmee und damit die Eroberung des Kurischen Haffs. Damit wäre Königsberg nach Norden abgeschnitten worden.
    Am gleichen Tag, Samstag, den 13. Januar, bricht der Damm an den beiden Brückenköpfen am Narew: Die 2. Weißrussische Front unter Marschall Rokossowskij ergießt sich über das Land. Sechs Armeen, zwei Panzerkorps, ein Pionierkorps und das berühmte 3. Garde-Kavalleriekorps zermalmen die Stellungen der deutschen 2. Armee unter Generaloberst Walter Weiß. Das große Ziel Rokossowskijs ist Elbing. Gelingt der Durchbruch, ist Ostpreußen ein einziger großer Kessel.
    Und dann der nächste Schlag: Am Sonntag, den 14. Januar, trifft Rußlands genialster Heerführer, Marschall Schukow, mit seiner 1. Weißrussischen Front, bestehend aus fünf vollständig aufgefüllten Armeen, darunter die polnische 1. Armee, auf die deutsche 9. Armee. Hier, an den Weichsel-Brückenköpfen Magnuszew und Pulawy, beginnt die Hauptoffensive der Roten Armee: Durchbruch nach Westen und Nordwesten, Zerschlagung der Heeresgruppe A, Zurückeroberung von Polen und das Betreten deutschen Bodens.
    Welch ein Ziel: russische Armeen auf dem Marsch nach Berlin.
    Die Front der deutschen 9. Armee wird überrannt, die sowjetischen Divisionen strömen nach Westen.
    Der ›größte Bluff seit Dschingis-Khan‹ läßt Hitlers Rücken noch runder werden, das Zittern seiner Hände verstärkt sich, sein Gesicht wird fahl und teigig. Generaloberst von Guderian empfindet keinen Triumph … er hat nur noch Mitleid mit dem ›größten Führer aller Zeiten‹.
    Deutschland steht auf dem Spiel.
    6,2 Millionen russische Soldaten holen zum Gegenschlag aus. In Königsberg wurde fieberhaft gepackt.
    Die große, dieses Mal amtlich organisierte Evakuierung der Bevölkerung rollte an. Die Stunde der Kriegsmarine war gekommen. Der Kommandeur des Marineoberkommandos Ost, Generaladmiral Kummetz, übernahm die gesamten Flüchtlingstransporte, an Gauleiter Koch vorbei, der bisher jeden Treck nach Westen einen Verrat am Führer genannt hatte. Alles, was man an

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