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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Minuten später war der Platz vor dem Säuleneingang wieder leer. Zurück blieb nur ein großer Ölfleck … einer der Wagen mußte ein Leck in der Ölleitung haben.
    Michael Wachter stand noch immer neben der Eingangstür, als von Kortte den Palast wieder betreten wollte.
    »Ich danke Ihnen, Herr General«, sagte er in seinem harten Deutsch, stockend und sichtlich bewegt. General von Kortte blieb erstaunt stehen.
    »Wofür?« fragte er abgehackt und sah Wachter an.
    »Sie haben die SS vom Schloß ferngehalten.«
    »Das geht Sie nichts an!« Von Korttes Stimme wurde scharf. Er kniff die Augen zusammen, es sah aus, als ziele er auf Wachter.
    »Es wären noch genug Räume frei, Herr General.«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an!«
    »Bestimmt nicht.«
    »Also, was wollen Sie?«
    »Ihnen nochmals danken, daß Sie das Bernsteinzimmer gerettet haben.«
    General von Kortte, der sich schon abgewandt hatte, um das Schloß zu betreten, drehte sich wieder um. »Das Bernsteinzimmer! Ist das der mit Holz verschalte Saal, in dem Sie immer herumsitzen?«
    »Ja, Herr General.«
    »Und die ganzen Wände sind aus Bernstein?«
    »Alles, Herr General. Die Wände, die Figuren, die Girlanden, die Türumrahmungen, die Gemälderahmen, die Blumen und Zweige … alles aus Bernstein.«
    »Donnerwetter!« Von Kortte war beeindruckt. »Das müssen Sie mir mal zeigen. Wie heißen Sie?«
    »Michael Wachter.«
    »Das ist ja ein deutscher Name.«
    »Ich bin Deutscher, Herr General.«
    »Und arbeiten bei den Bolschewiken?«
    »Seit 225 Jahren, Herr General.«
    »Donnerwetter!« Von Korttes Stimme gluckste vor Vergnügen. »Sieht man Ihnen gar nicht an, dieses Alter.« Er lachte über seinen eigenen Witz, nur drei Sekunden lang, dann wurde er wieder ernst. »In Kunstdingen bin ich ein Banause«, sagte er offen. »Bernsteinzimmer … habe ich noch nie gehört. Ist es in Kunstkreisen bekannt?«
    »Es gehört zu den größten und wertvollsten Kunstwerken überhaupt. Es ist unersetzlich. So etwas wird es nie wieder geben.«
    »Und da glauben Sie, daß man an maßgeblicher Stelle das nicht weiß? Daß Ihre Bretter noch einen Sinn haben … jetzt, wo Puschkin in unserer Hand ist und es auch für immer bleiben wird? Es wird nicht lange dauern, und eine Kommission von Kunstsachverständigen wird kommen, die Bretter wegreißen und Aha! und Oho! rufen. Man wird herumtelefonieren zum Führer, zu Reichsleiter Bormann, zu Außenminister von Ribbentrop, zu Reichsmarschall Göring, zu Reichsleiter Rosenberg – kennen Sie überhaupt die Namen?«
    »Nur Hitler und Göring, Herr General. Hier auf Puschkin lebten wir sehr für uns allein. Uns interessierte Deutschland kaum. Wir hatten unsere Arbeiten im Schloß, die Pflege der vielen Räume, Möbel, Böden und Teppiche, die Ausbesserungen außen und innen, die Gärten … was ging uns an, was außerhalb des Katharinen-Palastes geschah?«
    »Das ist ein weitverbreiteter Fehler, mit Scheuklappen herumzulaufen und nur in eine Richtung zu sehen.« General von Kortte ging zurück in die prunkvolle Eingangshalle mit ihren marmornen Figuren, der wunderschönen Treppe, den bemalten Stuckdecken und dem einzigartigen eingelegten Boden. Wachter folgte ihm dichtauf. Von Korttes Reden hatten ihn nicht beruhigt, im Gegenteil, seine Sorge hatte neue Nahrung bekommen und wuchs um sein Herz herum.
    »Sie meinen, Herr General«, sagte er stockend, »daß Hitler oder Göring oder die anderen …«
    »Ich meine gar nichts.« Von Kortte blieb wieder stehen und ließ Wachter um sich herumkommen. »Außerdem ist meine Meinung völlig gleichgültig. Es gilt allein die Meinung des Führers.«
    »Was will Hitler mit dem Bernsteinzimmer?«
    »Wenn es so einzigartig ist, wie Sie sagen, Wachter, stellt es eine wertvolle Kriegsbeute dar. Wir haben im Reich Museen genug, um es dort aufzubauen. Mann, Sie haben mein Interesse geweckt. Wann kann ich das Zimmer ohne die Verschalung sehen?«
    »Ich werde morgen eine Vertäfelung freilegen lassen.«
    »Sehr gut.« General von Kortte nickte, als zwei junge Offiziere durch die Halle rannten und dabei stramm grüßten. »Was ich noch fragen wollte: Wo ist das Personal des Schlosses geblieben? Sie waren doch nicht allein hier.«
    »Geflohen, Herr General.«
    »Vor uns geflohen?« Von Kortte zog die Stirn kraus. »Vor uns braucht doch keiner zu fliehen!«
    »Die Frauen hatten Angst, daß sie vergewaltigt werden.«
    »Von uns? Von unseren Soldaten?!« Die Stimme des Generals wurde laut und wirkte wieder wie

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