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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verladen.«
    »Ich will es auch gar nicht wissen.«
    Der Leutnant ging hinüber zu der Kiste, die gerade mit dem Flaschenzug heruntergelassen wurde, und ließ Dr. Runnefeldt einfach stehen.
    Am späten Nachmittag waren die Lkws beladen. Zehn Fahrzeuge hatte das Bernsteinzimmer gebraucht … Acht Wagen blieben übrig. Dr. Runnefeldt ging ins Schloß und traf Wollters im halb abgerissenen Bernsteinsaal an.
    »Sie haben ein unverschämtes Glück, Herr Wollters«, sagte er, deutlich verärgert. »Acht Lkws sind frei für Sie … Zufrieden?«
    »Hervorragend.« Dr. Wollters überdachte schnell, was er hätte zurücklassen müssen, wenn es nur zwei Wagen gewesen wären. »Dann kann ich die Ikonen und Gemälde aus der Schloßkapelle und der Schloßkirche noch mitnehmen. Haben Sie diese herrliche Ikonostase gesehen? Eine geschnitzte, vergoldete Zwischenwand, über und über bedeckt mit edelsteinbesetzten Ikonen der berühmtesten Schulen.«
    »Ja. Ich habe sie gesehen.«
    »Wir müssen noch einen Tag dranhängen, Herr Dr. Runnefeldt. Ich lasse die ganze Nacht hindurch die Wand abtragen.«
    »Morgen früh fahren wir los: Werden Sie es bis dahin schaffen? Wir können den Transportplan ohne Zustimmung des Armeekommandos nicht umstoßen. Das wissen Sie. Generaloberst Küchler wäre stinksauer.«
    »Ich schaffe es.« Dr. Wollters spürte, wie seine Nerven vibrierten. Acht Wagen voll … Geschenke für den Führer … wenn das nicht in der ›Wolfsschanze‹ lobend aufgenommen wurde, gab es keine Gerechtigkeit mehr. Und fünf, na, sagen wir zehn Ikonen aus dieser Fülle von Kunst konnte man privat abzweigen, bei rund 700 Ikonen fielen diese zehn gar nicht auf. Schon gar nicht die geschnitzten goldenen Hodensäcke … sie tauchten in keiner Liste auf, in keinem ›Sicherstellungspapier‹, Dr. Wollters hatte sie großzügig übersehen. »Wann sind Sie mit dem Verladen fertig?«
    »In drei Stunden, denke ich.«
    »Kann ich dann Ihre zehn Spezialisten und die Pioniere haben?«
    »Sprechen Sie mit dem Leutnant, Herr Wollters.«
    »Herr Runnefeldt, wir ziehen doch beide am gleichen Strang –«
    »So ist es … nur jeder am anderen Ende.«
    Wollters blickte Runnefeldt mit bösem Blick nach, als dieser zurück zu den Lastwagen ging. Fatzke, dachte er wütend. Hochnäsiges Arschloch. Ich werde alles in einem vertraulichen Bericht niederschreiben und es Ribbentrop zukommen lassen. Auch ein Dr. Runnefeldt ist entbehrlich … da hilft ihm keine Verbindung zu Bormann und dem Führer. Gerade im Führerhauptquartier wechseln schnell die Stimmungen.
    Er verließ schnell das kahle Zimmer und ging mit weit ausgreifenden Schritten durch die langen Gänge des Palastes zur Schloßkirche.
    Michael Wachter saß auf seinem Hocker mitten im ausgeräumten Saal, als Dr. Runnefeldt zu ihm hinaufkam. »Das hätten wir geschafft«, sagte er mit müder Stimme. »Den schönen Fußboden nehmen wir nicht mit?«
    »Noch nicht … beim nächstenmal aber bestimmt.«
    »Sie wollen noch mal in den Katharinen-Palast, Herr Doktor?«
    »Wir müssen, Herr Wachter.« Dr. Runnefeldt zeigte nach oben. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen, die Deckengemälde unversehrt wegbringen zu können. Dann geht auch das Mosaikparkett mit.«
    »Wann fahren Sie?«
    »Morgen, ganz früh.«
    »Ich werde da sein und Abschied nehmen von meinem Bernsteinzimmer.«
    »Ach ja …« Dr. Runnefeldt starrte wieder auf die Deckengemälde, um Wachter nicht in die Augen sehen zu müssen. »Wir werden noch früher der Kolonne vorausfahren … Dr. Wollters, ich und – Sie.«
    Es traf Wachter wie ein elektrischer Schlag. Er zuckte hoch und preßte beide Hände flach gegen seine Brust. Nur jetzt nicht umfallen, bettelte er. Herz, halt stand … verkrafte es, bitte, bitte, sei jetzt stark genug. Du darfst mich jetzt nicht verlassen, Herz. »Ich darf tatsächlich mit …? Nach Königsberg? Sie nehmen mich also mit, Herr Doktor? Ich … ich kann bei meinem Bernsteinzimmer bleiben?«
    »Bis Königsberg sicherlich. Was dann wird, das kann ich nicht bestimmen. Das müssen Dr. Findling und Gauleiter Koch entscheiden. Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt. Sind Sie zum Abmarsch bereit?«
    »Ja, Herr Doktor.« Wachter holte tief und mit einem Röcheln Atem. »Alles steht gepackt bereit. Drei Koffer, mehr habe ich nicht, was ich mitnehmen kann. Das meiste gehört ja dem Schloß.«
    »Rechnen Sie damit, daß Sie nie wieder nach Puschkin kommen. Vielleicht nach dem Endsieg, wenn der Katharinen-Palast dann noch

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