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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bringen läßt. Führervorbehalt!« Dr. Runnefeldt riß damit Koch aus seinen Gedanken. »Und welche Kunstwerke unter Führervorbehalt fallen, das wird später allein Bormann bestimmen. Das wissen Sie, Gauleiter.«
    »Um dieses Zimmer werde ich kämpfen! Es bleibt hier im Königsberger Schloß!« Kochs Stimme klang entschlossen. »Kämpfen, meine Herren!«
    »Auch gegen Bormann?«
    »Auch gegen ihn! Bormann ist nicht unverwundbar. Auch Siegfried hatte eine kleine Stelle zwischen den Schultern, wo Hagen ihn vernichten konnte.« Koch zeigte mit der geballten Faust auf die vor ihm liegende Wandtafel. »Für dieses Kunstwerk könnte ich zum Hagen werden!«
    Die Herren nickten stumm, aber ohne Bewunderung. Sie alle wußten, daß Koch Angst hatte vor Bormann, daß sie sich haßten und daß nach dem Krieg ein Machtkampf ohne Beispiel beginnen würde, nicht einmal vergleichbar mit den mörderischen Intrigen der Renaissancefürsten, der Päpste und Kardinäle.
    »Ich werde versuchen, nach Puschkin oder zur 18. Armee durchzukommen. Ich kenne Generaloberst von Küchler gut.«
    »Das wäre ein großer Erfolg, Gauleiter.« Rittmeister Wollters glänzte über das ganze Gesicht. »Ich muß ohnehin nächste Woche nach Riga zurück und könnte nach Puschkin fahren und den Ausbau der Türen überwachen.«
    »Das ist ein guter Vorschlag.« Koch war milder gestimmt und sah Wollters an. »Sie haben ja einiges gutzumachen, nicht wahr?«
    »Jawohl, Gauleiter.«
    »Also los! Rufen wir von Küchler oder von Haldenberge im Katharinen-Palast an.«
    Koch grüßte knapp mit dem Hitlergruß, drehte sich forsch auf den Absätzen um und verließ den Saal Nummer 37. Die Herren, mit Ausnahme von Wachter, hoben ebenfalls den rechten Arm und ließen ihn oben, bis Koch das Zimmer verlassen hatte.
    Oberschwester Frieda wartete in ihrem Zimmer auf Jana Petrowna, wie eine besorgte Mutter auf ihre zum erstenmal allein ausgehende Tochter wartet. Man sah, wie sie aufatmete, als Jana ins Zimmer kam.
    »Wie war es?« fragte sie. »Warst du im Schloßmuseum? Was hast du gesehen?«
    »Viel, Oberschwester.« Jana setzte sich, nahm ihr Häubchen ab und schüttelte ihre schwarzen Locken. »Aber es war ein falscher Entschluß.«
    »Wieso?« Der Fleischturm beugte sich etwas vor. »Was gefällt dir nicht am Schloßmuseum?«
    »Ich habe Gauleiter Koch kennengelernt. Am Mittwoch will er mit mir zu einem Jagdschlößchen fahren.«
    »Dieses abscheuliche Schwein!« sagte Frieda und schnaufte laut durch die Nase. »Du bleibst hier!«
    »Der Gauleiter will mit Ihnen sprechen …«
    »Soll er!« Frieda Wilhelmi richtete sich zu voller Größe auf. »Alle haben sie Angst vor dem Schwein … ich nicht!«
    »Er ist mächtiger als Sie, Oberschwester.«
    »Ein Dummkopf ist er! Ein primitiver Affe!« Sie hob die Augenbrauen und musterte Jana Petrowna verärgert. »Oder willst du mit ihm ins Bett? Eine seiner vielen Huren werden? Nach zwei Wochen wirft er dich weg. Du wirst irgendwohin versetzt, nur damit du nicht mehr in seiner Nähe bist.«
    »Und wenn ich mich weigere … auch. Oberschwester, ich habe Angst.«
    Auf der Bettkante saß sie, die Hände ineinander verschlungen, ein Häufchen Hilflosigkeit. Es gab nur einen Ausweg: die Flucht. Wieder untertauchen in die Anonymität. Nur so war es möglich, in der Nähe von Väterchen Michail und dem Bernsteinzimmer zu bleiben.
    »Warten wir es ab, Kindchen.« Frieda Wilhelmi war so schnell nicht zu schrecken, ebensowenig wie man sie nicht zähmen konnte, wenn ihr Zorn alle Dämme brach. Da half nur noch der Rückzug … die Ärzte, ohne Ausnahme, hatten sich darauf eingestellt.
    »Sie ist unersetzbar«, hatte Chefarzt Dr. Pankratz einmal während einer Ärztebesprechung gesagt. »Ohne Frieda hätten wir hier ein Chaos … aber ein Drachen ist sie trotzdem!«
    »Am Mittwoch?« sagte sie jetzt nachdenklich. »Da sind wir gar nicht im Haus. Da sitzen wir im Kino und sehen uns den Zarah-Leander-Film an. Und jetzt, Kindchen, koch uns einen starken Kaffee … ich habe wieder ein Pfund organisiert.«
    Am Mittwoch abend erschien jedoch nicht Koch selbst, um Jana abzuholen, sondern Gauamtsleiter Bruno Wellenschlag, der Vertraute für alles. Er hielt mit einem unauffälligen neutralen Wagen, einem Adler, vor dem Krankenhaus und wandte sich an den Pförtner. Da er nicht seine Uniform, sondern Zivilkleidung trug, war alles noch unauffälliger.
    »Ich möchte Schwester Jana abholen«, sagte Bruno.
    »Jana? Kenn ick nich. Welche Station?« Der

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