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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gefallen.«
    »Wenn die Oberschwester mir freigibt.«
    »Daran ist nicht zu zweifeln. Wie heißt der Drachen?«
    »Frieda Wilhelmi. Städtisches Krankenhaus.«
    »Also dann bis Mittwoch, Jana.«
    »Ja, Herr Gauleiter.«
    Koch tätschelte ihr über die Wange, und als sie die Treppe hinunterging, blickte er ihr noch lange nach, gefangen vom Anblick ihrer schwingenden Hüfte, der wilde Phantasien in ihm wachrief. Ist das ein Weib, dachte er. Verdammt, das ist ein Weib!
    In blendender Laune betrat er den Saal Nummer 37, gerade als Dr. Wollters wütend ausrief:
    »Es muß sofort eine Verbindung nach Puschkin geschaffen werden! Wenn der Einsatzstab des Sonderkommandos Rosenberg mittlerweile dort war, können wir die fehlenden Dinge abschreiben.«
    »Was ist mit Rosenberg?« fragte Koch. Seine scharfe Stimme ließ die Wissenschaftler herumfahren wie ertappte Diebe. Kochs gute Laune war wie weggewischt – der Name Rosenberg genügte, ihm gründlich den Tag zu verderben.
    »Herr Gauleiter … es fehlen einige Dinge vom Bernsteinzimmer.« Dr. Findling zeigte auf die am Boden zusammengesetzte Bernsteinwandtafel. »Der obere Fries, die Ornamente zum Anschluß an die Deckenmalerei und zwei der drei Zimmertüren. Sie wurden offensichtlich vergessen, einzuladen.«
    »Eine Sauerei!« schrie Koch und stampfte mit dem rechten Fuß auf. Er hatte das bei Hitler gesehen und festgestellt, daß solch ein Stampfen großen Eindruck hinterließ. »Vergessen! Wie kann man das vergessen?! Wer ist dafür verantwortlich?«
    Dr. Wollters schluckte, sah Wachter an, aber der schwieg und berichtete nichts von seinem zehnfachen Hinauswurf. Tapfer blickte der Rittmeister dann Koch in die wütenden Augen.
    »Ich nehme die Verantwortung auf mich, Herr Gauleiter. Herr Dr. Runnefeldt hat den Ausbau des Bernsteinzimmers geleitet, ich die Verpackung und die Verladung. Das mit den Friesen ist mir ein Rätsel … die beiden Türen haben wir glatt vergessen.«
    »Und jetzt war Rosenberg im Katharinen-Palast, sagen Sie?«
    »Ja. Leiter der Aktion ist Major Heinrich Müller-Gießen. Zweimal waren wir schneller als er … aber was wir zurückgelassen haben, dürfte jetzt weg sein. Verschwunden. Hoffnung habe ich nur für die Türen. Herr Gauleiter, machen Sie es möglich, bitte, eine schnelle Verbindung nach Puschkin in den Palast zu schaffen. Wenigstens die Türen können wir noch retten …«
    »Und wenn sie nicht mehr da sind, weiß ich, wer sie hat! Auch den Deckenfries …«
    »Das wird nicht nachzuweisen sein«, sagte Wollters vorsichtig. »Im Schloß ist genug zurückgeblieben, was sich für Rosenberg lohnt. Der Chinesische Saal, die Räume von Katharina der Großen, viele Gemälde … und wenn das Einsatzkommando Rosenberg erst einmal verpackt, fragt keiner danach, ob darunter auch die von uns vergessenen Kisten sind! Den Ausbau der Türen aber wird man sehen. Die 18. Armee muß davon unterrichtet werden. Auch General Jobs von Haldenberge, Befehlshaber des 50. Armeekorps. Er wohnt mit seinem Stab im Schloß.«
    »Versuchen wir es.« Koch blickte auf die Wandtafel am Boden. »Welch ein Kunstwerk!« sagte er leise. Die Herren um ihn herum waren sprachlos: Koch zeigte Gefühle, konnte von einem Kunstwerk ergriffen sein. Wie paßte das zusammen? Runnefeldt zog eine Parallele: Hunderttausende Juden ließ Hitler umbringen, aber seinen Schäferhund Blondie liebte er abgöttisch und hätte geweint, wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Wir werden den Menschen nie begreifen und ergründen lernen.
    »Vor soviel Schönheit stockt einem der Atem …« fügte Koch mit leiser Stimme hinzu. »Deutsche Bernsteinmeister … vor über 230 Jahren … und so etwas Einmaliges soll in Rußland bleiben? Der Führer wird mir ewig dankbar sein, daß ich diesen Schatz nach Königsberg gerettet habe.«
    Runnefeldt und auch Wachter vermieden es klug, Koch daran zu erinnern, daß es der Zarin Elisabeths Hofarchitekt war, der Graf Bartolomeo Francesco Rastrelli, der das Bernsteinzimmer nach dem Tode Peters des Großen mit neuen, nach eigenen Entwürfen hergestellten Bernsteinschnitzereien weiter vervollkommnet hatte, wozu auch der Wandfries gehörte … eine Sinfonie der Schönheit, eine blendende Pracht, die das Bernsteinzimmer wirklich unnachahmbar machte. Dieser Bernsteinhymnus war das Werk des Italieners Rastrelli, nicht ostpreußischer Handwerksmeister. Aber wer wagte es schon, Gauleiter Koch zu berichtigen?
    »Wenn nicht Bormann das Zimmer nach dem Krieg ins neue Museum von Linz

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