Das Beste aus 40 Jahren
wurde von beiden nicht mehr erwähnt. Nina sagte nichts, weil sie Adrian mit ihren Gefühlen nicht an sich fesseln wollte, und Adrian, da war sie sicher, weil er solche Gefühle wie Liebe nicht kannte. Er kannte nur Begehren und Leidenschaft. Komplikationen durfte es dabei nicht geben. Das konnte sie ihm aber nicht zum Vorwurf machen, denn sie hatte von Anfang an gewusst, was für ein Mann er war. Nun war es zu spät, zu sagen, es genüge ihr nicht.
„Nina?“, fragte er in die plötzliche Stille.
Sie lächelte ihn an. Die Zeit mit ihm, solange sie dauerte, wollte sie genießen. „Ich gehöre ganz dir, Adrian.“
Er nickte befriedigt. „So soll es auch sein … Hast du etwas gegen die Einladung heute Abend?“
„Nein.“ Sie log.
„Aber ich“, knurrte er.
Nina wurde es warm ums Herz, dass er offen bekundete, wie sehr er sie begehrte. „Wenn du bereits zugesagt hast, muss es auch dabei bleiben, Adrian.“
„Ja, ich weiß.“ Er seufzte. „Also fünf Uhr dreißig?“
„Ja, mein Liebling.“ Sie gab ihm einen Kuss auf den Mund. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, da er den Impuls, sie zu lieben, zurückdrängen musste.
„Ich komme mit zu dir“, sagte er.
„Einverstanden.“ Dann lachte sie. „Adrian, willst du in diesem Aufzug ins Büro gehen?“
„Natürlich nicht. Da würden ja meine Angestellten den ganzen Respekt verlieren. So salopp kennen die mich nicht. Ich fahre zuerst in meine Wohnung und kleide mich um. Sobald du zu mir gezogen bist, werden wir solche Probleme zum Glück nicht mehr haben.“
„Was sagst du?“ Nina sah ihn betroffen an. „Sobald ich zu dir gezogen bin?“, wiederholte sie langsam.
„Willst du etwa nicht?“ Eine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.
„Also, darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“
„Dann denke nach. Und entscheide dich schnell, Nina. Ich habe nicht die Absicht, von einer Wohnung zur anderen zu pendeln. Ich will dich immer um mich haben …“
Der glückliche Glanz in Ninas Augen blieb den ganzen Tag. Wenn Doris den Grund auch ahnte, sie sagte nichts. Dreimal rief Adrian im Lauf des Tages an. Am Nachmittag kamen wieder Rosen von ihm.
Fünf Minuten vor halb sechs Uhr stand Nina vor dem Bürohaus. Voll Ungeduld erwartete sie Adrian. Den ganzen Weg zu ihrer Wohnung steuerte er den Wagen mit einer Hand, die andere umschloss Ninas Finger. Die Spannung zwischen ihnen war fast unerträglich. Sie sprachen kaum.
Eine halbe Stunde später lagen sie im Bett. Ihre Kleider bildeten eine Spur auf dem Boden der Wohnung bis zu Ninas Schlafzimmer.
„Noch nie habe ich so etwas empfunden, Nina, ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Es ist eine Art Wahnsinn – ein wunderbarer, erregender Wahnsinn.“
Nina wusste, dass ihr Körper und ihre Seele allein ihm gehörten, dass die Stunden in seinen Armen alles übertrafen, was sie jemals zuvor erlebt hatte. Sie hätte nie geglaubt, dass es so etwas überhaupt geben könnte.
„Dann sind wir beide wahnsinnig, Liebster.“ Sie presste sich an seinen Körper. „Auch ich kann nicht aufhören, an dich zu denken.“
Von der Liebe überwältigt, schliefen sie ein. Adrian erwachte als Erster und weckte Nina.
„Ich hasse es, so einen wunderbaren Abend zu unterbrechen“, sagte er, „aber Tracy erwartet uns um acht. Es ist jetzt kurz nach sieben.“
„Schon?“ Nina richtete sich auf. Sie hatte alle Scheu verloren und zeigte sich ihm in natürlicher Nacktheit. Schnell sprang sie aus dem Bett und lief ins Badezimmer. Sie duschte, zog sich in aller Eile an. Adrians bewundernder Blick verriet, dass ihr das lindgrüne knöchellange Kleid ausgezeichnet stand.
Wieder mussten sie zuerst in Adrians Wohnung fahren, damit er sich für den Abend umkleiden konnte. Und wieder erinnerte er sie: „Ich mache das nicht lange mit. Du ziehst zu mir.“
Mit einer Viertelstunde Verspätung erreichten sie das Haus der Dillmans. Es war ein moderner Bungalow außerhalb Londons, am Ende einer Sackgasse. Ein Garten mit alten Bäumen trennte das Haus von der Straße. Vor der Einfahrt standen Jasons Mercedes, den Nina schon kannte, und ein brauner Kombiwagen.
„Tracy nimmt immer ihren Hund mit, wohin sie fährt“, sagte Adrian. „Sie muss ihn ständig um sich haben.“
Ein Hausmädchen nahm ihnen die Mäntel ab und führte sie in den Salon. Tracy begrüßte Nina mit warmem Lächeln. In dem weißen fließenden Kleid sah sie ungemein grazil und
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