Das Beste aus 40 Jahren
ich bin Ihnen sehr dankbar dafür“, versicherte Sarah ihr mit bebender Stimme.
„Machen Sie Alex klar, dass Sie sich sein Verhalten nicht länger bieten lassen. Auch wenn er seine Hochzeit nicht öffentlich bekannt gegeben hat, ist sich die Gesellschaft im Klaren darüber, dass er jung verheiratet ist. Sich jeden Abend mit einer anderen Frau sehen zu lassen, ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse“, fuhr Elise fort und schüttelte den schönen Kopf.
„Andere Frauen … jeden Abend … Boulevardpresse“. Elises Worte wirbelten Sarah durch den Kopf. Und wenn Gedanken töten könnten, würde Elise schon lange leblos auf dem Boden liegen. Töte den Boten, dachte Sarah hysterisch. Der Feind war gekommen, um zu triumphieren.
„Ich bin erstaunt, dass Alex so weit herabgesunken ist.“
„Ich nicht“, stieß Sarah hervor und erschauerte.
Elise betrachtete sie scheinbar mitfühlend. „Ich bin bereit, mit Alex zu sprechen und ihn zur Vernunft zu bringen.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich brauche Ihre Hilfe nicht.“ Sarah stand auf und lächelte, bis ihr die Mundwinkel schmerzten. „Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Elise. Vivien hat mir gesagt, ich würde von Ihnen beeindruckt sein, und das bin ich.“
Leichte Röte überzog Elises perfekten Teint. Sie stand ebenfalls auf. „Ich wollte Sie nicht beleidigen …“
„Henri!“, rief Sarah, obwohl er sicher nicht weit entfernt war.
Tatsächlich erschien er innerhalb von Sekunden. „Henri, bitte begleiten Sie Madame du Pré hinaus“, befahl Sarah.
„Alex wird wütend sein, wenn er das hört …“
„Das glaube ich nicht.“
Am ganzen Körper bebend, beobachtete sie, wie Elise dem Butler folgte, ein Bild verletzter Würde. Sarah wartete an der Wohnzimmertür, bis Henri zurückkam. „Ich möchte die Zeitungen der letzten zwei Wochen sehen.“
Henri wurde blass. „Alle, Madame?“
„Ich glaube, Sie wissen schon, welche wichtig sind.“ Sie wandte sich ab.
Alle wussten es – alle außer ihr. Deshalb hatte Vivien Alex also angeschrien! Und Alex glaubte tatsächlich, sie, Sarah, wisse es auch. „Du hast mich ignoriert, und ich kochte vor Wut“, hatte er gesagt.
Claudine brachte einen Stapel sorgfältig zusammengelegter Zeitungen. Das gesamte Personal hatte sie gelesen, voller Mitleid für die junge Braut, die an einen Mann gekettet war, der sich vierundzwanzig Stunden nach der Hochzeit aufführte wie ein brünstiger Bulle.
Der Schmerz traf Sarah völlig unvorbereitet, griff mit eisigen Klauen nach ihrem Herzen. Auf dem ersten Foto Alex beim Essen mit einer Blondine. Auf dem nächsten tanzte er mit einer Brünetten. Sie konnte nicht weiterblättern, Wut und Schmerz schnürten ihr die Kehle zusammen. Alex hatte sie gezwungen, in der Hochzeitsnacht mit ihm zu schlafen, und war am nächsten Abend ausgegangen, um sie vor aller Welt lächerlich zu machen. Er hatte kein bisschen übertrieben, als er ihr sagte, sie würde viel Demut brauchen, um durchzuhalten.
Sie saß nur da und konnte an nichts anderes denken als daran, dass er sie verraten hatte. Der Mann, mit dem sie fünf Stunden im Bett verbracht hatte. Sie war so erschüttert, dass sie nicht einmal weinen konnte. „Du wirst mit mir schlafen, wann immer ich will“, hatte er gesagt, und sie hatte gehorcht.
Benommen blickte sie auf und sah Henri vor sich, der ihr den Telefonhörer entgegenhielt. Es war Vivien, die sich lang und breit darüber ausließ, wie einsam sie sich in ihrer Wohnung fühle und wie gern sie einmal mit Sarah essen gehen würde. „In Ordnung“, erwiderte Sarah automatisch.
Eine Stunde später erschien Henri wieder. Diesmal reichte er ihr den Hörer, als wäre er eine Waffe. „Monsieur Terzakis.“
Sarah riss ihm den Hörer aus der Hand, plötzlich hellwach vor überschäumender Wut und Hass.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Alex weich und vertraulich.
„Verraten und verkauft!“
„Aber …“
„Heute habe ich die erste Zeitung seit dreizehn Tagen gelesen“, sagte sie honigsüß. „Und weil’s so schön war, habe ich auch gleich die zweite durchgeblättert.“
Am anderen Ende herrschte Stille. „Du – wusstest es nicht?“ Ein seltsam nachdenklicher Ton lag in dieser Frage.
„Und ich war die Einzige, nicht wahr?“, sagte sie wütend. Plötzlich brannten ihr Tränen in den Augen.
„Ich kann alles erklären …“
Sarah hörte nicht zu. „Was Vivien deinem Vater angetan hat, ist nichts im Vergleich zu dem,
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