Das Beste aus 40 Jahren
kaltlasse, Anastasia, aber wir beide wissen ganz genau, dass ich nur mit den Fingern zu schnippen brauche, und du tust noch immer, was ich möchte.“
Statt zu antworten, schlug sie ihm unbeherrscht ins Gesicht – und erschrak über ihre ungewohnt heftige Reaktion auf seine höhnischen Worte. So tief war sie also schon gesunken! Noch nie hatte sie einen Menschen geschlagen, aber Rico hatte sie zu tief verletzt.
„Du gemeiner, selbstverliebter, eingebildeter Bastard!“, rief sie zittrig und presste die Hand an die Brust. „Ich bleibe nicht eine Sekunde länger hier. Informiere deinen Piloten, er soll die Vorbereitungen treffen, um mich demnächst nach England zu fliegen.“
„Nein, du bleibst hier.“ Seine dunklen Augen glitzerten drohend, auf seiner Wange zeichnete sich ein roter Fleck ab.
„Du hast mich mitgenommen, weil es hieß, ich könne Chiara eventuell nützen. Sie ist nicht länger im Koma, also braucht ihr mich nicht mehr“, wehrte sich Anastasia.
„Ich habe dir doch schon erklärt, warum ich dich doch noch brauche.“
„Um dein Bett zu teilen?“ Sie funkelte ihn an. „Oh nein, Rico! Da draußen sind unzählige Frauen, die sich nichts Schöneres vorstellen können, die Armen, also schnapp dir doch eine von ihnen.“
„Ich möchte – um es noch einmal unmissverständlich zu sagen –, dass du als meine Frau mit mir lebst, bis Chiara ihr Erinnerungsvermögen wiedererlangt hat“, sagte er grimmig und schob die Hände in die Hosentaschen. „Es ist natürlich eine Rolle, die du nie gut gespielt hast. Stimmt’s, Anastasia? Ich habe dir alles gegeben, du hast ein Leben geführt, wie du es dir in deinen kühnsten Träumen nicht hättest ausmalen können … und was hast du gemacht? Du warst nicht da, wenn ich nach einem harten Arbeitstag nach Hause kam und hoffte, meine Frau zu sehen.“
„Zweimal!“, warf sie ein. „Es ist nur zweimal passiert, und da hatte ich Dringendes zu regeln. Immerhin habe ich auch einen Beruf!“
„Wozu eigentlich?“ Er zuckte verächtlich die Schultern und verriet, wie wenig er über sie wusste. „Du hast kein eigenes Geld gebraucht, weil du unbeschränkten Zugang zu meinem hattest. Du hattest doch alles, was eine Frau sich überhaupt wünschen kann!“
Außer Liebe, dachte Anastasia betrübt.
„Geld, Geld, Geld!“, rief sie entnervt und machte eine wegwerfende Geste. „Im Leben geht es nicht immer nur um Geld, Rico. Es gibt anderes, was zählt: Unabhängigkeit und Selbstachtung, zum Beispiel. Ich liebe meine Arbeit. Ich möchte einen Beitrag leisten, der gesellschaftlich etwas bedeutet. Ich brauche das Gefühl, etwas gut zu können.“
„Du warst gut im Bett“, sagte Rico anzüglich. „Das hat mir etwas bedeutet.“
Heiße Röte stieg ihr in die Wangen, und sie wandte sich angewidert ab. „Du bist unglaublich primitiv, Rico! Und du wolltest gar keine Ehefrau, du wolltest bloß eine Mätresse.“
„Nein, davon hatte ich doch zwei, als ich dich geheiratet habe. Drei wären sogar mir zu viel geworden“, erwiderte er scheinbar gelangweilt.
Und an diesen Mann habe ich mein Herz verloren, dachte Anastasia verzweifelt und wurde blass. Sie war so verrückt gewesen zu glauben, er würde ihre Gefühle irgendwann erwidern. Er wusste ja gar nicht, was Liebe war! Mit einer Frau konnte er nichts anfangen – außer im Bett. Zugegeben, er war ein leidenschaftlicher, unermüdlicher Liebhaber … aber kein Partner, mit dem man sein Leben teilen konnte.
„Das Gespräch bringt doch nichts. Wie üblich“, sagte sie ausdruckslos. Sie nahm ihre Handtasche vom Stuhl und hängte sie um. „Ich gehe jetzt – und du kannst mich nicht aufhalten, Rico. Wenn du mich nicht mit deinem Privatjet nach Hause bringen lässt, muss ich eben einen Linienflug nehmen.“
Oder, wenn mir gar nichts anderes übrig bleibt, ein Privatflugzeug mitsamt Piloten mieten, dachte sie verzweifelt.
„Du wirst nirgends hinfliegen, gehen oder fahren – außer in die Villa, um dort mit mir ein ‚glücklich liebend Paar‘ zu spielen“, informierte er sie kalt.
„Ich gehöre nicht zu deinen Untergebenen und auch nicht länger zur Familie. Mir kannst du nichts befehlen!“, konterte sie schnippisch. „Oder wenn, dann gehorche ich nicht.“
„Ja, ich weiß! Trotzdem wirst du diesmal tun, was ich sage.“
„Womit willst du mich zwingen? Mit Daumenschrauben? Oder der Streckbank?“
„Nein, zu so groben Mitteln brauche ich nicht zu greifen“, versicherte er ungerührt.
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