Das Beste aus 40 Jahren
Frankreich auch nur erwähnte.
Als Dianne entdeckte, dass sie ein Kind erwartete, war sie völlig verstört. Sie befand sich in einer solchen Verfassung, dass sie weder für sich noch für das Kind eine Zukunft sehen konnte. Wäre Clarry nicht gewesen, wäre gewiss etwas Schreckliches geschehen. So aber brachte ihre Tante sie mit unendlicher Geduld dazu, nach und nach die Wahrheit zu erzählen.
Mit Clarrys Hilfe gelang es Dianne schließlich auch, wieder vernünftig zu denken. Sie war jung und geschmeidig, das ganze Leben lag noch vor ihr, sie teilte nur das Schicksal so vieler anderer Frauen. Selbstverständlich durfte Manoel nie etwas davon erfahren, darauf bestand sie eigensinnig. Warum sollte sie es ihm auch sagen? Er hatte keinen Anspruch auf das Kind. Er hatte sie aus seinem Leben gestrichen, als habe es sie nie gegeben, und sie wollte nichts von ihm.
Tante Clarry benahm sich großartig. Sie war einverstanden, dass Dianne das Baby behielt, und als Jonathan geboren wurde, wurde er geliebt und verhätschelt wie ein Prinz. Dianne nahm eine Stellung als Lehrerin an, und Clarry versorgte das Kind. Es war kein schlechtes Leben. Sie hatten zwar nicht viel Geld, litten aber auch keine Not. Erst als Jonathan krank wurde, begann Dianne zu begreifen, was Manoel für ihn hätte tun können, wenn er von der Existenz des Kindes gewusst hätte.
Vor ein paar Wochen sagte ihr dann der Arzt, das Kind müsse unbedingt fort aus dem feuchten englischen Klima und in ein wärmeres Land gebracht werden. Daraufhin hatte Clarry sie sanft, aber nachdrücklich überredet, alles, aber auch alles zu tun, um Jonathan diesen Klimawechsel zu ermöglichen.
Tränen schossen Dianne in die Augen, und zum ersten Mal ließ sie sie ungehemmt fließen. Was für ein Fehlschlag diese Reise geworden war! Eine unnütze Verschwendung ihrer Ersparnisse, die sie so dringend brauchte. Sie hätte wissen müssen, dass es Wahnsinn war, hierherzukommen und nach allem, was geschehen war, Manoel um etwas zu bitten.
Sie konnte allerdings nicht ahnen, dass auch Manoel mit großen Problemen zu kämpfen hatte. Doch selbst das war keine ausreichende Erklärung für all das Bittere, das sie wieder mit ihm erlebt hatte. Sie vermutete, dass er sich ihr gegenüber deshalb so sonderbar verhielt, weil sie ihm zwar als Mensch nichts mehr bedeutete, er ihre körperliche Nähe jedoch nach wie vor beunruhigend fand. Drei Jahre waren schließlich eine lange Zeit …
Endlich stand Dianne vom Frisiertisch auf und trocknete sich müde die Augen. Was sollte sie tun? Sie konnte nicht länger hierbleiben. Nicht, nachdem sie Manoels Anerbieten, ihr das Geld zu geben, so schroff abgelehnt hatte. Und jetzt, nach dem Zwischenfall bei der Cabane, wäre es von ihr mehr als töricht, zu bleiben. Genauso wie vor drei Jahren, hatte er auch heute noch die Macht, ihren Willen auszuschalten. Das hatte er ihr sehr eindrucksvoll bewiesen.
Ein energisches Klopfen an ihrer Tür ließ ihr Herz schneller schlagen. „Ja?“, rief sie. „Was gibt es?“
„Le téléphone, Mademoiselle – das Telefon!“, rief das Zimmermädchen. „Nehmen Sie das Gespräch an?“
Diannes Herz machte erst einen Sprung und wurde dann schwer wie ein Stein. Das war natürlich Henri! Er hatte ja gesagt, er würde heute anrufen. Es war tröstlich zu wissen, dass ihm so viel an ihr lag. Es war kaum neun Uhr morgens, und schon rief er an. Oder waren seine Motive genauso berechnend, wie die von Manoel es gewesen waren?
Aber das war nicht wichtig. Sie hatte nicht die Absicht, sich mit ihm auf eine nähere Beziehung einzulassen. Doch wenn sie an den netten Nachmittag dachte, den sie mit ihm verbracht hatte, konnte sie sich nicht gut weigern, mit ihm zu sprechen. Es wäre undankbar und unhöflich. „Ich bin in ein paar Minuten unten“, sagte sie daher. Sie zog den Morgenmantel aus und griff nach ihrer marineblauen Hose.
„Dianne?“ Henris Stimme klang munter und erregt. „Wie gut, Ihre Stimme wieder zu hören! Wie geht es Ihnen?“
Dianne antwortete höflich, und Henri rief: „Das klingt so bedrückt!“
„Macht mein Anruf Sie – wie soll ich es ausdrücken – so traurig?“ Dianne seufzte. „Nein, natürlich nicht, Henri. Es ist nett von Ihnen, mich anzurufen. Aber ich muss leider bald abreisen.“
„Was? Abreisen? Aus der Provence abreisen?“, rief er enttäuscht.
„Leider ja. Ich – ich muss zurück nach England.“
„Aber warum denn? Sie waren nicht mal eine ganze Woche hier.“
„Ich
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