Das Beste aus 40 Jahren
Jacke abgelegt, setzte sich neben sie und betrachtete sie besorgt.
„Müssen Sie wirklich unbedingt morgen nach England zurück?“, fragte er, nahm ihre Hände zwischen die seinen und streichelte ihre Finger.
Entschlossen, aber nicht unfreundlich, entzog Dianne ihm die Hände wieder und stützte sich auf einen Ellenbogen auf. „Leider ja“, sagte sie, sah ihn kurz an und wandte dann ihre Aufmerksamkeit der blauen Rauchfahne eines Schiffes weit draußen am Horizont zu.
Henri seufzte. „Aber warum? Sie sind doch auf Urlaub hier. Bestimmt können Sie Ihre Abreise noch ein paar Tage aufschieben, wenn Sie nur wollen. Ich möchte Sie so gern näher kennenlernen, und wenn Sie abreisen … jetzt schon abreisen, ist alles aus. Oder finden Sie mich so unsympathisch, dass Sie den Urlaub abbrechen, nur um nicht mehr mit mir zusammen sein zu müssen?“
Dianne lächelte leicht. Wie einfach und unkompliziert er doch war, ein eifriger kleiner Junge, der sich ein Spielzeug wünschte. Dann presste sie die Lippen zusammen. Ein Spielzeug. War sie denn für Manoel mehr gewesen als das? Und weil wieder die altvertraute Bitterkeit in ihr aufstieg, sagte sie härter als gewollt: „So einfach liegen die Dinge nicht. Ich – ich habe zu Hause Verpflichtungen.“
„Was können denn Sie schon für Verpflichtungen haben?“, spottete er nachsichtig.
Dianne runzelte die Stirn. „Henri, Sie wissen nicht das Geringste über mich. Ich könnte doch immerhin verheiratet sein.“
„Sie tragen keinen Ring.“
„Das hat nichts zu sagen. In England tragen auch viele junge Frauen ihren Ehering nicht ununterbrochen. Es gibt kein Gesetz, das das vorschreibt.“
Henri betrachtete ihr nach oben gewandtes Profil. „Und sind Sie verheiratet?“
Dianne zögerte. „Nein.“
Henri entspannte sich und beugte sich über sie. „Na also! Dann – könnten Sie doch auch bleiben. Mir zuliebe. Wenigstens noch ein paar Tage.“
„Nein, ich kann nicht.“ Dianne schüttelte entschieden den Kopf und stand auf. „Schwimmen wir jetzt?“
Die Abruptheit, mit der sie das Thema wechselte, überraschte Henri, doch er fügte sich widerstrebend. Unbefangen schlüpfte Dianne aus Hose und Pulli, und Henri sah sie bewundernd an.
„Wie schön Sie sind“, murmelte er heiser, und Dianne wandte sich hastig ab und lief ins Wasser. Henri sah ihr noch einen Augenblick nach, dann verschwand er hinter den Felsen. Als er wieder auftauchte, trug er eine weiße Badehose, die seine Sonnenbräune betonte. Er folgte Dianne ins Wasser, und sie schwammen und tauchten eine gute halbe Stunde lang. Diannes langes Haar schwamm wie Seetang hinter ihr her.
Als sie aus dem Wasser kamen, schien ihnen die Sonne warm auf den Rücken. Dianne trocknete sich gründlich ab, bevor sie sich wieder in den Sand setzte. Sie brauchte mit ihrem langen Haar natürlich viel länger als Henri, und sie war noch immer dabei, es zu trocknen, als er sich neben ihr auf den Bauch legte und sie mit beunruhigender Eindringlichkeit musterte.
„Oh Dianne!“, flüsterte er, und sie sprang, seinen verliebten Blicken ausweichend, hastig auf.
„Bitte, Henri“, sagte sie gepresst, „verderben Sie doch nicht alles!“
Henri stieß eine Verwünschung aus. „Warum verderbe ich alles? Ich dachte, Sie mögen mich.“
„Ich mag Sie auch.“ Dianne setzte sich wieder und schlang die Arme um ihre hochgezogenen Knie. „Ich mag Sie wirklich. Aber – mir steht nicht der Sinn nach einer Urlaubsliebelei. Freundschaft, ja – aber mehr nicht. Es tut mir leid, falls Sie etwas anderes erwartet, falls Sie – einen falschen Eindruck gewonnen haben sollten.“
„Was wollen Sie dann von mir?“ Seine jung und mürrisch klingende Stimme ließ sie erkennen, dass er bei Weitem nicht so reif war, wie er tat. „Sie lassen sich von mir zum Essen einladen – gehen mit mir hierher, wo wir allein sein können, und erklären mir dann kühl, dass Liebe nicht auf Ihrem Programm steht. Glauben Sie, ich sei aus Holz?“
Dianne sah ihn unglücklich an, ein kleiner Angstschauer lief ihr prickelnd das Rückgrat hinunter. „Henri, bitte –“, fing sie an, doch er hörte nicht zu.
Er riss sie plötzlich an sich, sodass sie das Gleichgewicht verlor und gegen seine Brust fiel. Seine Lippen suchten die ihren, und sie drehte verzweifelt den Kopf weg, um seinen Küssen auszuweichen; sie trommelte ihm mit den Fäusten auf Arme und Schultern, damit er sie endlich losließ. Doch ihre Erregung schien die seine nur noch
Weitere Kostenlose Bücher