Das Beste aus 40 Jahren
kein anderer Mann hat mich seither berührt!“, rief sie erstickt.
Manoel musterte sie beinahe unverschämt. „Wie kann ich das glauben, nachdem ich dich erst heute Nachmittag in den Armen eines andern fand? Hast du während der letzten drei Jahre in einem Kloster gelebt?“
Dianne senkte den Kopf. Sie liebte ihn so, dass es wehtat, und sie sehnte sich danach, ihm sagen zu können, warum sie wirklich hier war. Doch dies war eben einer jener gefährlichen Augenblicke, in denen sie sich gegen ihn wappnen musste.
In solchen Augenblicken musste sie auf der Hut sein, damit sie nicht preisgab, was ihren Untergang bedeuten konnte. Denn obwohl er sich von ihr körperlich angezogen fühlte, würde er Yvonne heiraten. Und in diesem Haus war kein Platz für Jonathan, selbst wenn man sie überreden könnte, ihn gehen zu lassen.
„Bitte“, sagte sie, „bitte bring mich ins Hotel zurück. Ich – ich muss packen. Ich reise morgen früh ab.“
„Was tust du?“ Er war so erstaunt, dass sie wiederholen musste, was sie gesagt hatte. „Aber das kannst du nicht!“, rief er wütend. „Du hast das Geld noch nicht bekommen. Außerdem möchte Gemma dich noch einmal sehen.“
„Es tut mir leid, aber da werde ich sie wohl leider enttäuschen müssen“, sagte Dianne mit gespannten Lippen. „Ich – ich habe bereits meine Platzkarte bestellt.“
„Bestell sie ab!“ Hätte sie ihn nicht besser gekannt, hätte sie geglaubt, in der Tiefe seiner grauen Augen einen Ausdruck von Schmerz zu entdecken.
„Nein.“ Dianne fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Nein, das geht nicht.“
„Dianne!“ Er legte den Arm auf die Rückenlehne ihres Sitzes, seine Hand glitt unter ihr Haar und umfasste ihren Nacken so fest, dass es wehtat. „Dianne, das kannst du mir nicht antun!“
„Was kann ich dir nicht antun?“ Das Sprechen fiel ihr schwer, sie sehnte mit allen Fasern ihres Herzens das Ende dieser Qual herbei.
„Du weißt es“, sagte er rau. „Ich bitte dich, geh nicht – noch nicht.“
Dianne schluckte hart. „Ich – ich muss.“
„Warum? Wer wartet in England auf dich?“ Sein Blick wurde dunkel. „Da ist doch ein Mann! Du lügst mich an.“
„Nein, du irrst dich, es gibt keinen Mann.“ Ihre Augen flehten ihn an, ihr zu glauben.
Manoel starrte ihr ins Gesicht, seine Finger umfassten immer noch ihren bloßen Hals. „Wo wohnst du dann? Du hast mir einmal erzählt, du lebtest mit deiner Tante zusammen. Ist das noch der Fall?“
„Oh ja, ja!“ Dianne atmete hastig und stoßweise, und Manoel betrachtete sie schweigend. Offensichtlich versuchte er zu entscheiden, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht.
„Und diese zweihundert Pfund“, fragte er heiser, „brauchst du sie für deine Tante?“
Dianne löste sich aus seinem Griff und rutschte ein Stück von ihm fort. „Falls es dich glücklich macht, wenn ich Ja sage, dann gut – ja, ich brauche das Geld für meine Tante.“
Manoel nahm eine dicke Strähne ihres Haares und wickelte sie sich um den Finger. Es tat weh, und sie zuckte zusammen. „Oh Dianne“, murmelte er überwältigt, „wie kann ich dich gehen lassen?“
Diannes lange Wimpern senkten sich und verbargen den Ausdruck ihrer Augen vor ihm. Wenn er so sprach, konnte sie beinahe glauben, dass er sie liebte. Und dass alles andere nur ein tragischer Irrtum war. Aber Jonathan war die Wirklichkeit. Es ging einzig und allein um ihn, sie durfte seine Zukunft nicht um einer Laune willen aufs Spiel setzen.
„Erkläre mir eins“, sagte sie ruhig, und er runzelte die Brauen, „warum habt ihr, du und Yvonne, so lange mit der Heirat gewartet?“
Manoels Miene verfinsterte sich. Er ließ sie so brüsk los, als habe ihn die Erwähnung seiner Braut zur Vernunft gebracht. Einen Augenblick lang dachte sie, er würde sich nicht einmal die Mühe machen zu antworten, doch dann tat er es doch.
„Yvonne ist gelähmt. Der Unfall geschah drei Monate nach deiner Abreise. Sie wurde ein paar Mal operiert, nach jeder Operation war sie wochenlang im Krankenhaus. In wenigen Wochen muss sie noch einmal operiert werden. Es gibt bereits Anzeichen der Besserung, und die Ärzte glauben, diese letzte Operation wird ihr so weit helfen, dass sie wenigstens wieder gehen kann. Oh, sie wird vielleicht nie wieder laufen, tanzen oder reiten können. Aber sie hat die Chance, ein volles und verhältnismäßig aktives Leben zu führen.“
„Ich – ich verstehe.“ Dianne wusste, was er meinte. Yvonne würde wieder
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