Das Beste aus 40 Jahren
gedacht“, bemerkte Nina trocken.
„Nicht unbedingt. Aber im Anfang war ich mir noch nicht so sicher mit Jason wie jetzt.“
„Jetzt bist du also sicher?“
„Ja, das bin ich.“ Judith hob ungeduldig die Hände. „Und nun hör endlich auf damit, Nina, es ist zwecklos. Es wird sich nichts ändern, was immer du auch sagst.“
Nina wusste es. Judith würde auch jetzt wieder in ihr Unglück rennen, genau wie schon mehrere Male vorher. Nur würde es diesmal möglicherweise viel schmerzlicher werden.
„Ich möchte dich nur um eins bitten, Judith. Erzähl Mama und Dad noch nichts. Sie würden es nicht verstehen.“
„Irgendwann müssen sie es ja doch erfahren.“
„Aber jetzt noch nicht, bitte.“
Einen Augenblick wollte Judith aufbegehren, dann fügte sie sich. „Na gut, meinetwegen. Das wird sowieso ein verpatztes Wochenende …“
Judiths Besuch war nun zwei Tage her. Es war Donnerstag. Von Adrian Thornton hatte Nina immer noch nichts gehört. Ein paar Mal hatte sie schon den Hörer in der Hand gehabt, um ihn anzurufen. Sie hatte es dann doch gelassen, weil sie meinte, keine Nachricht sei eine gute Nachricht.
Als es abends an ihrer Wohnungstür läutete, fühlte sie sich gestört. Sie hatte es sich gerade gemütlich gemacht, hatte in ihrem Buch gelesen und wollte niemand sehen, weder ihre Schwester noch Lester. Nur einer von den beiden konnte es sein. Verblüfft blickte sie Adrian Thornton an, der vor ihrer Tür stand. Er war kaum wiederzuerkennen in Lederjacke, Jeans und schwarz-rot gestreiftem Hemd.
„Darf ich hereinkommen?“
„Ja, sicher.“
Sie spürte seine Blicke in ihrem Rücken, als sie ihm voraus in die Wohnung ging. Schnell sah er sich im Wohnzimmer um. Es gab nichts, dessen sie sich schämen musste. Alles wirkte gemütlich, wenn auch nicht so luxuriös, wie er es gewohnt war.
Nina wünschte, schicker angezogen zu sein. Ihre Jeans, nicht mehr ganz neu, waren sehr eng, und das blau karierte Farmerhemd hatte sie der Bequemlichkeit wegen bis zur Hälfte aufgeknöpft. Das Make-up war auch schon entfernt.
Adrian hatte augenscheinlich nichts an ihr auszusetzen. Sein Blick wurde weich, als er sie vom Kopf bis zu den bloßen Füßen betrachtete. Mit hängenden Armen stand sie vor ihm. Fast kam sie sich wie ein kleines Mädchen vor.
„Ist etwas passiert?“, fragte sie schließlich.
„Nicht, dass ich wüsste. Darf ich mich setzen?“
„Entschuldigung.“ Sie fuhr sich mit der Hand über das Haar. „Ich bin eine schlechte Gastgeberin.“ Sie lachte. „Möchten Sie etwas trinken?“
„Ja. Whisky.“ Er setzte sich und streckte die langen Beine von sich. Er wirkte kraftvoll und entspannt. „Mit Eis, mit Wasser oder pur?“
„Pur, bitte.“
Während sie in die Küche ging, um die Getränke zu holen, überschlugen sich ihre Gedanken. Warum war er gekommen? Was wollte er ihr sagen? Sie goss sich einen Martini ein.
Adrian hatte den Kopf auf die Hand gestützt. Er nahm den Whisky entgegen, wobei sich ihre Finger berührten. Sogleich machte Nina einen Schritt zur Seite. Er hob fragend den Blick, sagte aber nichts.
Nina setzte sich auf den gegenüberstehenden Sessel und zog ihre Beine unter sich, um die nackten Füße zu verstecken. Keiner sprach, sodass die Stille voll Spannung war.
Nina wurde unruhig. Hier saß sie nun in der intimen Atmosphäre ihrer Wohnung allein mit dem Mann, der es zustande gebracht hatte, sie aus ihrer Zurückhaltung zu locken, um ein Feuer in ihr zu entzünden. Sie hatte Angst vor diesem Feuer und fürchtete, in Brand zu geraten, wenn er sie noch mal berührte. Es war kein beglückendes Gefühl, jedenfalls nicht, wenn er ihr Feind war.
„Mache ich Sie nervös, Nina?“
„Wie kommen Sie darauf?“
Er nahm einen Schluck Whisky. „Ich spüre es.“
„Ja, ich bin nervös“, gab sie offen zu. „Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie mich bedrohten, als wir uns das letzte Mal sahen?“
„Ich habe Sie nicht bedroht, Nina. Wie ein guter Geschäftsmann habe ich nur meine Chance genutzt. Auch Ihre Agentur wird davon profitieren.“
„Das hoffe ich.“
„Kommen wir also zu meinem Plan. Ich möchte sie für Samstag zum Essen einladen, in meine Wohnung.“
„Ich kann doch nicht …“ Nina war nicht sicher, wie er das meinte.
„Jason und Tracy kommen auch“, beruhigte er sie amüsiert. Das war also der Grund, weshalb Jason für Judith am Wochenende keine Zeit hatte. „Enttäuscht?“, fragte Adrian.
„Nein, natürlich nicht.“
Er umfing sie mit
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