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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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Italienisch hervor – dann sagt der Kellner auf Deutsch: »Sie sprechen aber sehr gut Italienisch.« Und fährt auf Deutsch fort. Die meisten italienischen Kellner sprechen ja deutsch, weil die meisten Leute, die sie bedienen, Deutsche sind, die kein Italienisch können, es aber verzweifelt versuchen.
    Vor Jahren stand ich in München in einer der italienischen Bars, die an jeder Ecke aus dem Boden geschossen sind, als ein älterer Mann hereinkam. Er rief dem Barmann jovial zu: »Zwei Expresso, bitte!« Hinter ihm ging seine Frau. Sie wirkte wie von Peinlichkeit geschüttelt und rief über die Schulter ihres Mannes: » Es -presso! Duo es -presso!«
    »- si «, sagte ich. »Wie bitte?«, sagte sie. »Due espres- si «, sagte ich besserwisserisch. »Ja«, sagte sie. »Si«, sagte ich. »Ach so«, sagte sie ratlos.
    So durchdringen sich die Sprachen gegenseitig. Sie werden vielleicht eines Tages ausgetauscht, indem alle Italiener Deutsch sprechen oder das, was sie dafür halten, und alle Deutschen Italienisch oder das, was sie dafür halten. So entstehen neue Sprachen. Als die Frau die Kaffees, zwei Mineralwasser und ein Sandwich, das sie noch bestellt hatte, bezahlen wollte, sagte der Barmann: »Elf Euro dreißig.« Sie sagte: »Mach ma dodici.«

Von Wheelmäusen und Menschen
    E s war früher Abend. Ich knallte die Tür zu, ging in die Küche, nahm mir ein Bier, öffnete es, ließ mich auf einen Stuhl fallen und trank.
    »Was ist?«, fragte Bosch, mein sehr alter Kühlschrank und Freund.
    »Ich kann nicht mehr«, sagte ich. »Ich habe einen DSL-Anschluss bestellt. Dann habe ich versucht, einen neuen Computer zu kaufen.«
    »Was ist ein DSL-Anschluss?«, fragte Bosch.
    »Es ist, es ist, es ist…«, stotterte ich. »Es hat mit Telefonieren zu tun. Man kann gleichzeitig telefonieren, im Internet unterwegs sein oder faxen.«
    »Und das willst du?«, sagte Bosch.
    »Was?«, fragte ich.
    »Gleichzeitig im Internet unterwegs sein.«
    »Ja«, sagte ich. »Alle wollen es.«
    »Ich nicht«, sagte Bosch.
    »Du bist ein Kühlschrank«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte er. »Ein Kühlschrank voller Wegschmeißangst.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Und damit ich ins Internet kann, brauche ich einen neuen Computer. Mein alter Computer kann nicht ins Internet.«
    »Dann ist er mein Freund«, sagte Bosch. »Ich kann auch nicht ins Internet.«
    »Ich war bei der Telekom und in drei Computergeschäften«, sagte ich. »Es war, als ob ich versucht hätte, in China einzukaufen. Ich spreche kein Chinesisch. Ich verstehe kein Chinesisch. Es ist, als ob der Handel mit Telefonen und Computern von einem anderen Volk mit einer anderen Sprache übernommen worden wäre. Ich habe mit Männern gesprochen – sie benutzen Wörter, die ich noch nie gehört hatte. Wenn ich sie etwas gefragt habe, gingen sie zu einem anderen Mann im Laden, flüsterten ihm etwas zu und der Mann ging zu einem Telefon und fragte etwas ins Telefon und irgendwann kam mein Mann zu mir zurück und gab mir eine Antwort, die ich nicht verstand. Hinter mir warteten fünf Leute, die auch was fragen wollten.«
    »Vielleicht muss man alles umdrehen«, sagte Bosch, »vielleicht müssen die Computer die Menschen kaufen. Das ginge schneller.«
    Ich nahm einen Prospekt in die Hand. »Ich habe gesagt, ich möchte einen Computer, der einfach ist und schnell, und der nicht brummt…«
    »Warum soll er nicht brummen?«, fragte Bosch.
    »Weil’s mich stört«, sagte ich, »ich kann nicht arbeiten, wenn was neben mir brummt.«
    »Ich brumme auch«, sagte Bosch.
    »Ich arbeite ja nicht in der Küche«, sagte ich.
    »Warum nicht? Weil ich brumme?«
    »Weil es eine Küche ist«, sagte ich. »Würde ich in einer Küche arbeiten, wäre ich Koch.« Ich blätterte im Prospekt. »Hier steht über einen Computer: ›AMD Duron 700 Mhz, 200 Mhz System-Bus, 128 KB Cache, 52x Lite-On CD-Rom, 18-Bit Sound, 120 Watt Simco Boxen, Wheelmouse, 20 G, Seagate ST320423A, 32 MB Elsa Erazor III LT, AGP, Riva TNT2 Grafikkarte…‹«
    »Ich habe Angst«, flüsterte Bosch.
    »Ich auch«, sagte ich leise. »Ein Verkäufer hat mir einen Computer mit DVD gezeigt, auf dem kann ich Filme anschauen, dabei will ich arbeiten. Und wenn ich DVD hätte, sagte er, könne ich meinen Videorecorder wegschmeißen, weil DVD besser sei. Aber ich weiß nicht, was DVD ist. Ich kann nicht mal den alten Recorder programmieren, das kann nur Paola. In zwei Wochen kommt ein Techniker, der mir DSL installiert und den neuen Computer, den ich

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