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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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dann vielleicht gekauft haben werde.«
    »Pass auf, dass er mich nicht sieht«, zischte Bosch.
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Er wird mich wegschmeißen wollen«, sagte Bosch. »Weil ich alt bin und kein DVD habe. Man kann auf mir keine Filme anschauen.«
    »Ich verstehe die ganze Welt nicht, nur noch dich«, sagte ich. »Keiner schmeißt dich weg.«

Watte hatte ich da
    L uis hatte Ohrenweh heute nacht. Das ist ja das Schlimmste überhaupt: wenn dein Sohn Ohrenweh hat und so hilflos weint und sich die Ohren hält. Paola stopfte ihm Watte in die Ohren, die sie vorher mit Zwiebelsaft getränkt hatte. Ich hatte vorher mitten in der Nacht weinend die Zwiebel dafür gehackt.
    Irgendwann schlief Luis wieder ein. Und heute morgen ist das Ohrenweh weg. Er soll trotzdem noch Zwiebelwatte in die Ohren stecken, damit das Ohrenweh nicht wiederkommt. Aber er will nicht.
    »Nein, meine Watte will ich nicht!«, schreit er wie ein Wattekasper und hält sich die Ohren zu.
    »Aber schau, Luis!«, sage ich. »Der Papa tut sich auch Watte in die Ohren. Ich habe ein bisschen Ohrenschmerzen heute morgen, wie du in der Nacht, und dagegen hilft mir die Watte.«
    Sprech’s und stopfe mir pfropf-pfropf links-rechts zwei Zwiebelwattebäusche in die Gehörgänge.
    Das hilft sofort. Still und leise lässt sich Luis die Ohren wattieren. Er hat gerade eine Phase, in der er alles, was sein Vater tut, für gut und richtig hält. (Der Vorteil: Man fühlt sich super, wenn man so vergöttert wird. Der Nachteil: Meine Ohren riechen nach roher Zwiebel. Das ist im Berufsleben nicht das Parfum der Erfolgreichen.) So fahren wir beide mit Watte in den Ohren zum Kindergarten. An einer Ampel pocht ein Fußgänger an die Seitenscheibe des Autos. Als ich ihn fragend ansehe, deutet er auf den Kindersitz. Luis hat einen puterroten Kopf und weint. Ich nehme die Watte aus dem rechten Ohr und frage:
    »Um Gottes willen, Luis, was ist?«
    Luis nimmt die Watte raus.
    »Sexbomb!«, schreit er. »Ich schreie die ganze Zeit, dass ich Sexbomb hören will. Aber du hörst mich nicht.«
    Ich seufze. Sexbomb von Tom Jones ist sein aktuelles Lieblingslied. Sex bomb, sex bomb, You can give it to me, when I need to be turned on. Ich stelle den Apparat an und schiebe die CD hinein.
    »Aber die Watte muss wieder rein«, sage ich.
    »Du hast sie ja auch draußen«, sagt er.
    Ich stopfe mir die Watte in die Ohren. Luis auch. Tom Jones singt. Luis sagt etwas, ich sehe im Rückspiegel, wie sich seine Lippen bewegen. Ich nehme die Watte raus. »Was sagst du?«, frage ich.
    Er nimmt seine Watte raus. »Was sagst du?«, fragt er.
    »Ich habe gefragt, was du vorher gesagt hast?«, sage ich.
    »Ich höre die Musik nicht«, sagt er, »wenn ich die Watte im Ohr habe.«
    »Dann mache ich sie lauter«, sage ich. »Aber die Watte muss rein.«
    Ich tue die Watte rein. Er auch. Ich drehe Tom Jones so laut, dass man ihn durch die Watte hindurch hören kann. SEXBOMB! SEXBOMB! (Etwas wie Watte hadde dudde da würde irgendwie besser passen.) Luis sitzt zufrieden in seinem Kindersitz. Wenn wir an Ampeln halten, sehen uns die Leute draußen merkwürdig an. Sie wissen nicht, dass wir Zwiebelwatte in den Ohren haben. Sie sehen nur einen Vater und seinen Sohn in einer Art Discomobil, aus dem obszöne Lieder dröhnen. Ein alter Mann schüttelt den Kopf.
    Dann sind wir am Kindergarten. Ich bringe Luis hinein, nehme ihm die Watte kurz aus einem Ohr, sage ihm, dass er die Watte den ganzen Tag drinnen lassen soll, damit er nicht wieder Ohrenweh bekommt. Er nickt. Ich tue die Watte an ihren Platz zurück.
    Draußen auf dem Radweg fährt mich ein Radler beinahe über den Haufen, den ich übersehen habe.
    »Wie laut muss ich denn noch klingeln!?«, ruft er, während ich die Watte aus den Ohren nehme. »Haben Sie was an den Ohren?«
    »Ich nicht«, sage ich und schnipse mit den Fingern einen Zwiebelwattebausch in sein verständnisloses Gesicht.

Kino, Kino
    E in Gespräch zwischen Paola und mir. Ich liege abends im Bett, Paola kommt zur Tür herein. Ich: »Ich würde morgen abend gern ins Kino gehen. Geht das? Passt du auf Luis auf?«
    Paola: »Ja, geh nur.«
    Ich: »Wieso musst du da so einen genervten Unterton hineinlegen?«
    Paola: »Muss ich vor Begeisterung aufschreien, wenn du ins Kino gehen willst?«
    Ich: »Wie soll ich am Kinogehen Spaß haben, wenn ich dann da sitze, schlechten Gewissens…«
    Paola: »Ah, du hast ein schlechtes Gewissen, wenn du mich abends zu Hause sitzen lässt, wo ich schon den ganzen

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