Das Beste aus meinem Leben
Tag sitze mit Luis!«
Ich: »Ich gehe nicht, wenn du’s mir nicht gönnst.«
Paola: »Dann gehst du eben nicht. Wenn du nicht gehst, kann ich ja gehen.«
Ich: »Was!? Erst bist du dagegen, dass ich ins Kino gehe, jetzt willst du selbst…!«
Paola: »Bitte? Ich war dagegen, dass du ins Kino gehst?! Ich habe doch gesagt: ›Ja, geh nur.‹«
Ich: »Die ganze Woche arbeitet man, und wenn man mal ins Kino möchte…«
Paola: »Was glaubst du, was ich hier im Haushalt mache? Keine Arbeit?«
Ich: »Dafür willst du ja morgen schon wieder ins Kino!«
Paola: »Was heißt ›schon wieder‹?!«
Ich: »Es heißt, dass ich nicht ins Kino gehen kann, weil du ins Kino gehen möchtest.«
Paola: »Aber du hattest doch gesagt, du willst nicht ins Kino.«
Ich: »Das hatte ich gesagt, als du gesagt hattest, dass du nicht willst, dass ich ins Kino gehe.«
Paola: »Ich habe doch nicht gesagt, dass ich nicht will, dass du ins Kino gehst! Ich habe gesagt: ›Ja, geh nur.‹ Muss man hier ein Tonband mitlaufen lassen?«
Ich: »Es kommt drauf an, wie man was sagt, und wie man die Mundwinkel dabei runterzieht.«
Paola: »Ich habe die Mundwinkel nicht runtergezogen.«
Ich: »Dann geh halt ins Kino, wenn du unbedingt willst.«
Paola: »Du könntest auch mal sagen, dass du den Abend mit mir verbringen möchtest.«
Ich: »Und warum sagst du nicht, dass du den Abend mit mir verbringen möchtest?«
Paola: »Weil du ins Kino gehen wolltest.«
Ich: »Deswegen kannst du trotzdem sagen, dass du den Abend mit mir verbringen willst.«
Paola: »Es macht keinen Spaß, den Abend mit jemand zu verbringen, der die ganze Zeit denkt, dass er lieber im Kino wäre.«
Ich: »Aber wenn du zuerst gesagt hättest, dass du den Abend mit mir verbringen willst, hätte ich von Kino gar nichts mehr gesagt.«
Paola: »Woher sollte ich wissen, dass du gleich sagen würdest, dass du ins Kino gehen möchtest?«
Ich: »Du willst ja selbst ins Kino gehen.«
Paola: »Du hättest vielleicht nicht mehr gesagt, dass du ins Kino gehen willst. Aber innerlich gewollt hättest du es trotzdem.«
Ich: »Nein, ich… Lass uns den Abend zusammen verbringen! Das ist schöner als Kino.«
Paola: »Jetzt zählt es nicht mehr.«
Ich: »Wieso?«
Paola: »Weil ich dir nun gesagt habe, dass es schön gewesen wäre, wenn du gesagt hättest, dass es schön wäre, wenn wir den Abend zusammen verbringen würden. Du hättest es von selbst sagen müssen.«
Ich: »Gut, dann gehe ich eben doch ins Kino.«
Paola: »Aha. Eben hast du noch gesagt, du willst den Abend mit mir verbringen. Jetzt sagst du, was du wirklich willst.«
Ich (flüsternd): »Können wir das ganze Gespräch noch mal von vorn anfangen. Bittebittebitte!«
Der Erlediger
E ine Person fehlt in meinem Leben: ein Erlediger. Was wären seine Aufgaben?
Ich stelle mir vor, dass der Erlediger mich befreit von den Gemeinheiten des Alltags, dass er den Banalitätensumpf entwässert, in dessen schmatzendem Schlamm ich unterzugehen drohe wie die grauenhaft schreienden Ponys in den Mooren des großen Grimpensumpfes, nachzulesen in Arthur Conan Doyles Der Hund von Baskerville.
Um es konkret zu sagen: In der Lampe über dem Küchentisch sitzen drei winzige Spezialglühlampen. Sie sind alle kaputt. An der schwarzen Lederjacke, mit welcher bekleidet ich einst Paola kennenlernte und an der also süßeste Erinnerungen hängen, sind die Stoffbündchen am Ärmelende zerfasert und müssen repariert werden. In der Ikea-Küche fehlt eine Ikea-Spezialschraube, welche nur erhältlich ist bei Ikea selbst, jener Vorhölle am Stadtrand, die ich nie wieder aufsuchen wollte, weil meine Nerven die Schlangen an der Autobahnabfahrt, die verlorengegangenen Kinder, die zu kleinen Kofferräume, die Kreischanfälle beim Möbelzusammenbau nicht aushalten, nein, bitte, ich halte sie nicht mehr aus, aus, aus…
Und in der Wohnzimmerlampe ist mir das Glas einer Glühbirne, die ich auswechseln wollte, beim Herausschrauben zerbrochen. Nun sitzt das Metallgewinde allein in der Fassung, und ich bringe es nicht heraus, nicht mal mit Zange. Und an meiner alten Aktentasche löst sich der Boden vom Rest. Sie muss gerichtet werden. Und eine Tasche meiner Lieblingshose hat ein Loch, und…
Solche Sachen sind zu machen.
»Wann erledigst du das?«, fragt Paola, meine Frau.
»Wann erledigst du das?«, fragen mich die Sachen.
»Wann erledigst du das?«, frage ich mich selbst.
»Ich… ich… weiß nicht«, sage ich.
»Ach!«, sagt Paola.
»Ach!«,
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