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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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einer Bank im Garten, und ich sitze oben auf seinen Schultern. Aber ich kann das Foto nicht anschauen, ohne zu heulen.
    Also: Es ist schön, ein Pferd, ein Klettergerüst oder ein Wassermonster zu sein. Ich bin es, solange Luis es wünscht. Manchmal, wenn er schon aufgehört hat, mit mir zu spielen, wiehere ich noch in der Wohnung herum, und wenn er fragt, warum ich wiehere, sage ich: »Ich bin ein Pferd, hast du gesagt.«
    »Aber du bist kein Pferd mehr. Verwandel, verwandel!«
    »Ach so. Das musst du mir sagen.«
    Oder wenn Paola und Luis schon am Tisch sitzen und zu Abend essen, liege ich noch auf dem Flur herum.
    »Warum kommst du nicht zum Essen, Papa?«
    »Weil ich ein Klettergerüst bin. Du hast mich nicht zurückverwandelt.«
    »Verwandel, verwandel! Du bist kein Klettergerüst mehr!«, ruft er.
    »Danke«, sage ich und komme auch zum Essen.
    Fürchten Sie sich also nicht, wenn im Schwimmbad einmal ein herrenloses Wassermonster auf Sie zukommt, den Kopf unter Wasser steckt und blubbert und mit den Armen Wellen schlägt und »Ich fress dich!« schreit.
    Das bin nur ich (und Luis hat mich vergessen).

Servierpolizei
    M anchmal wäre ich gern Polizist. Weil mein Sohn dann größeren Respekt vor mir hätte. Er verehrt die Polizei über die Maßen. Sobald er einen Polizisten sieht, hat er viele Fragen: Ob die Polizei schneller fahren darf als alle anderen? Ob die Polizei alle Verbrecher fängt? Ob es auch welche gibt, die sie nicht fängt? Ob die Polizei Kanonen hat? Und so weiter. Wenn irgendwo ein Polizist steht oder ein Polizeiauto fährt, liegt plötzlich in seinem Blick so ein Interesse und ein Respekt…
    Nie sieht er mich so an.
    Vor einer Weile las ich in der Zeitung, ein Mann habe seiner Frau sieben Jahre lang erzählt, er sei Polizist, obwohl er in Wahrheit Weichensteller bei der Bahn war. Jeden Morgen verließ er in Polizeiuniform das Haus, und abends erzählte er von seinen Kämpfen mit dem Unrecht. Erst als er überraschend ins Krankenhaus kam und die Frau seine angebliche Dienststelle informieren wollte, flog die Sache auf. Er kriegte ein Verfahren an den Hals. Und mit seiner Frau soll er auch Probleme bekommen haben.
    So könnte ich es auch machen. Jeden Morgen in Uniform zum Büro, dort umziehen und abends umgekehrt. Luis würde ja nie auf dem Revier anrufen, wenn ich mal krank wäre, oder? Aber sein Respekt und seine Bewunderung wären mir sicher, und abends hätte ich die spannendsten Einschlafgeschichten parat. Und woher kriege ich eine Uniform?
    Übrigens sahen wir neulich an einem Autobahnrastplatz ein gelbes Auto mit Blaulicht. Und zwei Zivilpolizisten drin.
    »Schau mal, Luis, ein Polizeiauto!«, rief ich.
    »Aber Polizeiautos sind grün und weiß«, sagte er.
    »Es ist Zivilpolizei«, sagte ich. »Man kann das Blaulicht vom Dach nehmen. Dann sehen die Verbrecher nicht, dass es ein Polizeiauto ist. Sie fühlen sich sicher. So kann man sie besser verhaften.« Wir redeten die ganze Autobahnfahrt lang über Zivilpolizei. Später vergaß ich die Sache. Tage darauf fuhren wir durch München. Luis fragte plötzlich: »Gibt es bei uns auch so eine Revierpolizei?«
    »Du meinst ein Polizeirevier. Natürlich, irgendwo, aber ich weiß gerade nicht, wo.«
    »Ich meine nicht ein Polizeirevier. Ich meine so eine Servierpolizei.«
    Servierpolizei ist ein schönes Wort, dachte ich. Du gehst die Straße lang. Da steht ein Polizist. Reißt den Mantel auf wie ein Exhibitionist. Hat auf der Innenseite lauter Fläschchen befestigt. Und serviert dir einen Drink.
    »Servierpolizei – was ist das?«
    »Nicht Servierpolizei, ich meine Servilpolizei.«
    Auch gut, dachte ich, überall unterwürfige Polizeibeamte, die dir die Strafmandate von der Windschutzscheibe lecken. Sie aufessen, wenn du es befiehlst.
    »Servilpolizei – was meinst du?« Ich verstand nicht.
    »Nein, keine Servilpolizei, eine… eine Persilpolizei.«
    Er fand das Wort nicht. Und ich stand auf dem Schlauch. Ich dachte an die Geschichte vom Räuber Hotzenplotz, die ich ihm mal vorgelesen hatte: Darin jagen der Kasperl und der Seppel den Räuber, weil er die Großmutter entführt und dem Oberwachtmeister Dimpfelmoser die Uniform geklaut hat. Während sie ihn jagen, spielen die Wörterverdrehen mit Schimpfnamen für den Hotzenplotz aus: Plotzenrotz, Kummdopf, Vindrieh, Krohstopf, Aumenpflaugust. Das fand Luis sehr witzig. Dies hier nicht. Wir kamen noch auf Rasierpolizei, Pressierpolizei, Zuvielpolizei, dann rief er wütend: »Mann, ich meine die

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