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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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Rudi saß, das abends seinen Eltern von Luis’ seltsamem Vater erzählen würde.
    Die Sonne schien, der Himmel war blau, die Blumen blühten. Im Auto: bleierne Zeit. Wir fuhren zum See. Urlaub. Ich kotz’ gleich.

Ein schimmelblauer Gorgonzola GTI
    I ch muss mein Auto verkaufen. Aber niemand wird es haben wollen. Mein Auto stinkt. Innen. Widerlich. Unerträglich. Nach Käse. Bitte, es ist mir peinlich. Aber ich kann nichts dafür.
    Neulich habe ich Luis mit dem Wagen zum Kindergarten gebracht. Wir waren spät aufgestanden. Luis hatte sehr dringend noch mit der Lego-Eisenbahn spielen müssen. Aber ich hatte es eilig. Ein wichtiger Termin. Jemand wartete.
    Es blieb keine Zeit für das Frühstück. Paola machte Luis ein Käsebrot, welches er im Auto essen sollte. Ein Autobrot. Leider fiel nun, als ich Luis anschnallte, ein Bissen Käse vom Autobrot auf die Sitzbank. Ich wollte ihn aufheben, aber dabei rutschte der Käse in eine Lücke zwischen den Sitzen. Ich versuchte, ihn mit den Fingerspitzen zu angeln. Dabei rutschte er tiefer. Ich bekam nur eine Lutscherstange, zwei Plastikteile aus einem Überraschungsei und ein Frottee-Haargummi zu fassen. Meine Hände klebten. Der Käse blieb. Mein Termin drängte. Ich eilte. Vergaß den Käse.
    Wenn in meinem Auto etwas zwischen die Sitze rutscht, kann man das schon mal vergessen. Eigentlich ist es erstaunlich, dass noch etwas zwischen die Sitze rutschen kann. Der Wagen ist ein fahrender Mülleimer, verstopft von Paola und Luis, welche ohne Respekt sind vor meinem Auto. Die Sitzritzen sind voll von Flaschendeckeln, Altschnullern, Fruchtbonbons. Sie sind versiegelt durch ein zähes Gemisch aus Schokolade, Lippenstift, Multivitaminsaft und Kaugummi. Warum wird dieser Kitt nicht beim Hausbau oder in der Raumfahrt verwendet? Er ist unzerstörbar.
    Ab und zu fahre ich an eine Tankstelle. Dort schütteln Opelfahrer Fußmatten aus, Fordfahrer reiben Armaturenbretter mit sterilen Lappen ab, Mercedesfahrer klappen ihre Schuhe aneinander, bevor sie die Füße in die blinkenden Innenräume ihrer Karossen hineinziehen. Ich parke meine Klebekiste neben dem Sauger, reiße mich von der pappenden, leicht glänzenden Zuckerschicht los, die auch meinen Sitz kandiert, werfe einen Euro in den Kasten und lasse den röhrenden Rüssel durch meine Schmutzkarre schnorcheln, bis er nach Sekunden einen Duplobaustein erwischt, verstopft, nur noch leise die Luft einhaucht wie ein todkranker Elefant, nicht mehr saugt.
    Dann fahre ich und hoffe, die Opelfahrer, Fordfahrer, Mercedesfahrer und der Tankstellenbesitzer haben nicht gemerkt, dass ich ihren Sauger kaputtgemacht habe.
    Was nun das Stück Käse angeht, so machte sich nach Tagen ein sehr penetranter Geruch bemerkbar. Ich versuchte erneut, den Käse zu erreichen, indem ich die hinteren Sitzlehnen umklappte und vom Kofferraum her meine Finger durch die Sitzritzen schweifen ließ. Aber ich fand nur den Haarschopf eines Playmobilmännchens, die Kappe einer Zahnpastatube sowie eine Pommes frites-Gabel.
    Das Käsestück muss in den Zwischenraum zwischen Passagierraum und Chassis gerutscht sein. Unerreichbar. Langsam dort zergasend. Vielleicht muss man den Wagen von unten aufschweißen, um heranzukommen Oder auseinanderbauen. Oder verschrotten.
    Vor Monaten bin ich von der Polizei geblitzt worden, als ich zu schnell fuhr. Auf dem Foto war niemand zu erkennen. Man sah hinter der Windschutzscheibe nur leere CD-Hüllen, zerdrückte Saftkartons, zwei Teddybären, sehr viel Papier. Ich war froh, denn so konnten die Beamten auch nicht sehen, dass ich unangeschnallt war. Man kann sich in meinem Auto nicht mehr anschnallen, seitdem zu Ostern Zuckereier in die Gurtschlösser gerutscht sind, wo sie sich verklemmt haben.
    Vielleicht hören Sie demnächst im Radio, auf der Autobahn komme ihnen ein schimmelblauer Gorgonzola GTI entgegen. Das liegt daran, dass der Käsegeruch mich hat ohnmächtig werden lassen.
    Überholen Sie nicht. Fahren Sie langsam. Fahren Sie rechts ran.
    Und halten Sie die Luft an.

Amerika
    M anchmal, an freien Tagen und bei schönem Wetter, fahren wir zu einem See, holen das Kanu aus dem Schuppen und paddeln aufs wellenlose Wasser hinaus. Jeder sticht sein Paddel in die glatte, spiegelnd grüne Fläche, Paola vorne, ich hinten und Luis sein kleines Plastikpaddel in der Mitte. So gleiten wir aus der Bucht – wohin?
    »Fahren wir zu der Dusche?!«, ruft Luis.
    »Wohin?«, fragt Paola.
    »Zur Dusche!«
    »Was für eine Dusche?«, frage ich.
    »Na,

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