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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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Kino latschen?«, sagt sie. »Ist es wahr, dass du mir sagen willst, dass ich von hier zu Fuß zum Kino latschen soll?«
    »Die paar Meter…«, sage ich. »Was ist dabei?! Ein kleiner Spaziergang.«
    »Ein Spaziergang, in dieser Gegend!«, höhnt sie. »Findest du es nicht furchtbar spießig, selbst so ein kleines Abenteuer, so ein winziges Wagnis zu scheuen wie dieses, dass wir eventuell vor dem Kino keinen Parkplatz finden?«
    »Du findest also, dass ich ein mutloser, spießiger Waschlappen bin«, sage ich.
    »Nein, aber du bist immer so pessimistisch«, sagt sie. »Jetzt fahr nach vorn zum Kino, da wird schon ein Parkplatz sein.«
    »Pessimismus ist angeboren«, sage ich, biege aus der Parklücke wieder aus und fahre Richtung Kino. »Dagegen kann man nichts tun. Erst neulich habe ich von einer Harvard-Studie gelesen: Pessimistengehirne schütten nicht genug von einer bestimmten Anti-Angst-Chemikalie aus, deshalb ist ihr Nervensystem unruhiger, und sie müssen immer das Schlimmste fürchten.«
    »Ja, aber dann weißt du doch, woher alles kommt, und musst dich nicht sorgen«, sagt sie.
    »Siehst du«, sage ich, »vor dem Kino ist kein Parkplatz.«
    »Weil wir da vorn soviel Zeit mit deinem Pessimismus vertrödelt haben«, sagt Paola.
    »Immerhin hätten wir dort parken können«, sage ich. »Jetzt kommen wir wahrscheinlich zu spät, um die Karten abzuholen. Man muss sie eine halbe Stunde vor Filmbeginn abholen.«
    »Dann steige ich schon mal aus und hole sie, während du einen Parkplatz suchst«, sagt sie.
    »Ach soooo«, sage ich. »Madame lassen sich vorfahren, und ihr spießig-pessimistischer Chauffeurstrottel darf durch die City irren.«
    »Jetzt hab dich nicht so!«, sagt sie. »Wozu bist du ein Mann?«
    Sie steigt aus, und ich fahre weiter, biege rechts ab und links und links und rechts – nirgends eine Parklücke.
    Komme zu dem Parkplatz von vorhin – da steht nun jemand. Schreie wütend im Auto herum. Fahre weiter und weiter und parke schließlich weit entfernt vom Kino. Gehe eiligen Schrittes zurück. Komme schwitzend an. Vor dem Eingang wartet Paola.
    »Ich habe einen Parkplatz gesucht«, zische ich.
    »Aber hier ist einer«, sagt sie und zeigt auf eine Parklücke, die tatsächlich vor dem Kino gerade frei wird.
    »Ich bin durch die Stadt gezockelt«, sage ich, »weil du den Platz vorhin nicht nehmen wolltest.«
    »Dass du dich immer so ärgerst«, sagt sie, »ist nicht gut für deine Gesundheit.« Sie nimmt mich in den Arm und sagt: »Nimm das Leben leichter!«
    »Ach…«, sage ich.

Der riesengroße Wahnsinnsstreit
    E inmal im Jahr fahre ich in den Sommerurlaub, meistens im Sommer, meistens nach Italien, jedes Jahr. Nie fahre ich ohne Paola. Ich liebe Paola. Ich brauche Paola. Mit wem sollte ich sonst den riesengroßen Wahnsinnsstreit haben, den wir einmal im Jahr haben, meistens im Sommer, meistens in Italien, jedes Jahr?
    Immer am Urlaubsanfang.
    Wir hatten in Deutschland ein Schlauchboot gekauft, vier Meter lang, in mehreren Kartons verpackt. Ich hatte es zu Hause in den Keller gelegt. Bevor wir losfuhren, packte ich alles ins Auto. Man konnte dann in Italien mit dem Auto nicht an den Strand fahren – also mussten wir die Bootsteile mit Luis’ Kinderbuggy hinunter in eine Bucht transportieren. Dort packten wir aus. Ich habe nicht viel Ahnung von Booten. Ich bestaunte die Teile, las die Gebrauchsanweisung.
    »Und das ist also das eigentliche Boot«, dozierte ich, »das sind die Paddel, das sind Aluminium-Bodenplatten, die man zusammensteckt, und…«
    »Wo sind die Längsstreben, mit denen man die Bodenplatten verbindet, damit das Boot torsionssteif ist?«, fragte Paola.
    »Was soll das Boot sein?«, fragte ich.
    »Torsionssteif«, sagte sie. »Die Bodenplatten sollen sich nicht verschieben, wenn eine Welle kommt.« Für technische Fragen ist sie zuständig. »Hast du im Bootsladen nicht gesehen, wie das beim zusammengebauten Boot aussah?«
    »Nicht genau«, sagte ich. Ich war von den vielen Booten insgesamt so fasziniert gewesen, dass ich auf Details nicht geachtet hatte.
    »Wo sind die Längsstreben?«, fragte sie.
    »Hmmmm…«, machte ich.
    »Du hast sie im Keller vergessen«, sagte sie kalt. »Ich kann nicht glauben, dass du sie im Keller vergessen hast. Aber du hast sie vergessen.«
    »Weil ich im Stress war«, sagte ich. »Weil ich alles allein machen musste. Auf Luis aufpassen und das Auto packen und…«
    »Ach Gott!«, sagte sie. In ihrer Stimme lag jene Schärfe, die den riesengroßen

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